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Misano Drumherum

27. Mai 2009Vorwiegend herrschte Urlaubsfeeling in Misano. Einmal war es das Wetter – wobei es bei Luft-Temperaturen von 37 Grad (gefühlte 45) und 55 Grad auf dem Asphalt auch gern etwas weniger hätte sein dürfen – und zum anderen herrschte eine ungewöhnlich entspannte Atmosphäre, wären da nicht die Diskussionen um die Durchfahrtsstrafe für Markus Bösiger gewesen. Industrie, Hersteller und Sponsoren kochten ihr Engagement – auch bezüglich geladener Gäste – ja eher auf Sparflamme, von MAN und Renault einmal abgesehen. Und dann war da noch dieses herrliche Strandwetter, das eher dazu animierte ein Bad im Meer zu nehmen als durchs glühend heiße Fahrerlager zu schlendern. Umso mehr war man positiv überrascht, dass insgesamt über 27.000 Truckracing-Fans zum Misano World Circuit gekommen waren.
Und sie sahen wieder ausgesprochen spannende Rennen, wobei einmal mehr das neue Reglement – im zweiten Rennen des Tages starten die ersten Acht des ersten Laufs in umgekehrter Reihenfolge – seinen Anteil hatte. Besonders gefeiert von den Fans wurden aber auch Dominique Orsini und Mikael Johansson. Der französische Mercedes-Pilot lieferte sich mit dem roten Scania aus Schweden begeisternde Duelle – meistens um den vorletzten Platz.
Für Orsini hat es sich jedenfalls gelohnt, holte er sich doch in dem Rennen, in dem fünf Fahrer nicht in die Wertung kamen bzw. disqualifiziert wurden, seinen ersten Punkt.
Überhaupt waren nicht unbedingt für jedermann nachvollziehbare Strafen das einzig weniger erfreuliche Gesprächsthema. Die Diskussion um die Reifen – in Assen schien sich hier ja noch ein länger anhaltender Streitpunkt anzubahnen – gab es in Misano gar nicht mehr.
Auch vom uralten Dauerthema an dieser Rennstrecke – wegen des nahe gelegenen Militärflughafens fehlerhafte GPS-Messungen bei der Einhaltung des Tempolimits – hörte man diesmal nichts. Ein bisschen befremdlich wirkte allerdings, dass Zeitstrafen und Disqualifikationen häufig erst lange nach Rennende veröffentlicht wurden. Im Fall von Balazs Szobi erhielt die Presse die Mitteilung erst am nächsten Morgen – dabei hieß es doch, man sei auf dem besten Weg zur Realtime-Messung.
Recht emotionsgeladen verliefen die Diskussionen um Bösigers Durchfahrstrafe im ersten Sonntagsrennen. Mit großem Vorsprung klar auf Siegkurs wurde der Buggyra des Schweizers zu einer Durchfahrt in die Boxengasse zitiert. Da Bösiger einen wesentlich besseren Start hatte als Polesetter Jochen Hahn, tippten die Beobachter zunächst auf einen – wenn auch grenzwertigen – Frühstart. Auf Nachfrage ließ die Rennkommission jedoch ausdrücklich verlauten, es habe keinen Frühstart gegeben, der Buggyrapilot habe in der Einführungsrunde aber nicht die Linie eingehalten. Bösiger soll zu weit rechts gefahren sein und dabei Hahn behindert haben. Doch – so Bösiger – man habe sich mit dem deutschen MAN-Piloten anschließend noch einmal über das Ganze unterhalten, Hahn selbst habe nichts von einer Behinderung bemerkt. Auch auf den Aufzeichnungen von Kamiono TV, die sich die Buggyra-Crew später noch angeschaut hatte, sei nichts zu von dem sehen, was man ihm vorwerfe. Entsprechend verärgert zeigte sich Bösiger noch am späten Sonntagabend.
Auffälligster Fahrer – und zugleich Pechvogel – des Wochenendes war aber Jochen Hahn. Zwei technisch bedingte Ausfälle – gerade jeweils im ersten Tagesrennen, in denen es ja doppelte Punkte zu gewinnen gibt – kosteten den einzigen deutschen Truckracer jede Menge Zähler. Mit ungebrochenem Elan preschte der Altensteiger dann dennoch in den Folgerennen vom 16. und letzten Startplatz nach vorn – und fuhr zweimal auf den (undankbaren) vierten Platz.
Wer sich das ganze Geschehen von Misano noch einmal in Ruhe zu Gemüte führen möchte: Am Samstag, den 30. Mai sendet das DSF um 9:15 Uhr einen halbstündigen Rennbericht.