Assen Drumherum
13. Mai 2009Nach dem fast im Regen untergegangenen Saisonauftakt von Barcelona im letzten Jahr und ähnlichen Erinnerungen an Assen vor 4 Jahren – jeweils auch am zweiten Maiwochenende – freute man sich jetzt darüber, dass es – mal abgesehen von dem kurzen Schauer am Freitag beim letzten Trainingslauf – das ganze Wochenende trocken blieb. Im Vordergrund standen tatsächlich aber auch ganz andere Themen: die Reifen und die Kontrolle des Tempolimits von 160 km/h.
Während der Testtage in Albacete wurde den Teams schnell bewusst, dass die neue Generation der Goodyear-Reifen, die von allen Teams an der Vorderachse gefahren werden, zwar haltbarer, aber eben auch langsamer ist als die 2008er-Ausgabe. Zu kaufen gibt es die ältere Version nicht mehr, einige Teams haben aber einen zum Teil noch recht großen Vorrat.
Das Reglement schreibt aber grundsätzlich schon vor, dass jeder im Truckracing freigegebene Reifen auch von jedermann problemlos gekauft werden kann. Am Freitagabend eine halbe Stunde vor dem letzten Freien Training ließ die Rennkommissionen ein Kommuniqué verteilen, in dem den Teams mitgeteilt wurde, dass 2008er-Goodyear-Reifen nicht mehr erlaubt seien und Fedima, Lieferant dieser Reifen, ungebrauchte Pneus mit dem Produktionsdatum 2008 zurücknehme.
Beim Zeittraining am Samstagmorgen schockte Antonio Albacete die Konkurrenz mit Rundenzeiten, an die die Konkurrenz einfach nicht herankam. Insbesondere Buggyra-Technik-Chef Mario Kress zeigte sich leicht konsterniert und ziemlich ratlos, bis er erfuhr, dass der Cepsa-MAN Goodyear-Reifen der 2007er-Serie auf der Vorderachse montiert hatte. Explizit nicht mehr gestattet waren ja auch tatsächlich nur Reifen aus dem Produktionsjahr 2008. Zu guter Letzt ging dann auch noch das Gerücht durchs Fahrerlager, es seien Goodyear-Reifen aus dem Produktionsjahr 2009 aber mit 2008er Gummimischung im Umlauf.
So fanden sich nun Sonntagmorgen kurz nach acht Mario Kress für Buggyra, Antonio Albacete und Ivan Cruz für Cepsa und Jochen Hahn am Goodyear-Service-Truck ein. Roland von Hoerner, Leiter der MAN-Motorentwicklung und seit mehr als 20 Jahren allseits anerkannter Truckracing-Experte, verloste die Reifen unter den vier Top-Piloten der letzten Saison.
Damit war die Reifendiskussion erst einmal ausgestanden, irritiert zeigte man sich jedoch weiterhin über die vielen Überschreitungen des Tempolimits von 160 Km/h. Bekanntlich werden die Renntrucks ja lange nicht mehr per Tachoscheibe kontrolliert, die Messungen erfolgen über ein GPS-System. Die Toleranzgrenzen sind in diesem Jahr enger, eigentlich gibt es keine mehr. Letztendlich meinten die Teams aber auch, ihre RaceTrucks darauf entsprechend eingestellt zu haben. So gab es die Vermutung, der Abrollumfang der neuen Reifen sei nun etwas anders, oder in einigen mit voller Höchstgeschwindigkeit gefahrenen Kurven bewege sich die GPS-Antenne so sehr, dass es da bei Messungen im 25-Hundertstel-Sekunden-Takt schon mal zu Fehlmessungen kommen könne. Im Zweifelsfall fand auch noch eine Nachkontrolle der Datenaufzeichnungen des jeweiligen Trucks statt. So gab es denn einige Male Strafen oder Disqualifikation, die kurz später wieder revidiert wurden. Man wird daran arbeiten, ganz korrekt überprüfen kann man das aber wohl nur am lebenden Objekt – sprich am fahrenden RaceTruck.
Die neue Regelung zur Startaufstellung im zweiten Rennen – bis zum achten Platz in umgekehrter Reihenfolge des Zieleinlaufs des ersten Rennens, sodass schließlich der Achte auf der Pole steht und der Sieger auf dem 8. Startplatz – wurde allgemein sehr begrüßt, es wird wirklich interessanter und spannender. Wer sich davon noch einmal selbst überzeugen möchte, kann das u.a. im TV in Deutschland beim DSF am kommenden Freitag, dem 15. Mai, von 9:00 bis 9:30 und einer Wiederholung am Samstag, dem 16. Mai, von 9:45 bis 10:15.
Zum Schluss noch zu den Ergebnislisten, diese gibt es von Assen nicht in der gewohnten Form. Manchem Leser ist das ja schon aufgefallen. Die Zeitnahme hat für die Rennen nur die Siegerzeit und die Abstände zum jeweiligen Vordermann ausgegeben. Für die Trainingssessions dagegen gab es noch den international üblichen Zeitabstand jedes einzelnen Trucks zur schnellsten Zeit. Das gibt es an jeder Rennstrecke für jedes Rennen, und das gab es auch 2004 und 2005 auch noch in Assen – nicht nur im Training – jetzt für die Rennen aber nicht einmal mehr auf Nachfrage.