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Reflektionen: Ein mageres Jahr

24. März 2009Selten zuvor hat ein Artikel hier im News-Bereich so viele Reaktionen und bei einzelnen Lesern offensichtlich auch Irritationen ausgelöst wie „Ein mageres Jahr“ vom19.März 2009. Vorab, das Bild hat keinerlei Symbolcharakter. Permanent stehen ja die Spitzenpiloten – nicht nur hier – im Focus, nun sollte eigentlich nur gezeigt werden, da sind auch noch andere. Derzeit gibt es nur vereinzelt Informationen darüber, wer denn nun in 2009 starten wird oder auch nicht. Aus der FIA-Zentrale in Genf ist auch noch kein Ton über die Anzahl der schon eingeschriebenen Teams und Piloten nach Außen gedrungen. Allerdings sind es ja auch noch mehr als drei Wochen bis zum Meldeschluss.
Sollten letztendlich aber tatsächlich 10 und mehr Plätze frei bleiben, hätte die FIA gar die Möglichkeit, die Meisterschaft ganz abzusagen. Diesen „Worst Case“ zieht ernsthaft eigentlich niemand in Erwägung. Andererseits ist man vor Überraschungen nie gefeit, das haben die letzten Schnellschüsse beim Reglement der Formel 1 gerade gezeigt.
Selbst in der FIA-Vorzeigeserie hat man offensichtlich komplett an den Ansichten und Interessen der FOTA (Formula One Team Association) vorbei entschieden. Im europäischen Truckracing gibt es nicht einmal solch eine Organisation. So ähnlich übergangen wie jetzt die FOTA haben sich seinerzeit wohl auch die, die sich – nicht nur – finanziell besonders stark engagierten, gefühlt, zumindest nannten die Verantwortlichen das damals als einen der Gründe, weshalb sie sich zum Ende der Saison 2001 zum Rückzug entschlossen hatten.
Im Sommer hatte es ja noch euphorische Pläne gegeben. Nach den erfolgreichen Promotion-Touren durch Südafrika und Südamerika in den Jahren zuvor sprach man gar von einer World-Series, mit weiteren Rennen in den USA, Ozeanien und Asien. Doch wenige Tage vor dem Rennen in Zolder gab es die Ereignisse des 11. Septembers. Natürlich hatten die anschließenden tiefen Einschnitte in allen Bereichen des Finanz- und Wirtschaftslebens auch Auswirkungen auf das weitere Engagement der damaligen Protagonisten im Truckracing. Finanzielle Einschränkungen, eine Verschiebung der World-Series auf einen späteren Zeitpunkt, damit musste man nun rechnen. Doch dann gab es den totalen Rückzug bei den SuperRaceTrucks – damals eigentlich das Synonym für Truckracing.
Viele der etablierten SRT-Teams zogen sich ganz zurück, David Atkins ging ins Lager der RaceTrucks, Peter Müller, Martin Koloc und Chris Hodge versuchten in der „Königsklasse“ etwas Neues zu organisieren und aufzubauen. Doch ohne Unterstützung der großen Hersteller hing ständig das Damoklesschwert über den SuperRaceTrucks. Auch der überraschende Einstieg von Volkswagen Nutzfahrzeuge konnte das Ende nicht verhindern, es wurde nur etwas hinausgezögert.
Die RaceTucks konnten eigentlich auch nie so richtig an die goldenen 90er anknüpfen. Um die eigenen Interessen stärker wahren zu können, gab es immer wieder Versuche, die Teams unter einen Hut zu bekommen, ebenso wie die Veranstalter – allerdings ohne Erfolg. Statt der zuvor regelmäßigen TV-Präsenz – für Sponsoren ein ausgesprochen wichtiges Kriterium – gab es nur noch gelegentliche Kurzberichte. Dennoch waren da immer wieder Anfragen von Unternehmen, die durchaus Interesse an der Truck-EM zeigten, z.B. als (Serien-)Sponsor, oder von Veranstaltern, so aus China und Bahrain.
Man war der Meinung, das WebPortal „truckracing.de/truckrace.info“ sei das Sprachrohr einer für die Truck-EM zuständigen übergeordneten Organisation. Wir konnten dann zunächst erst auch nur Aufklärung leisten und im zweiten Schritt an die Ansprechpartner bei der FIA, bei den Teams oder eben auch an die einzelnen Veranstalter verweisen. Danach haben wir nur noch vereinzelt etwas gehört.
Auch wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass allein solch eine übergeordnete, die Interessen aller vertretende European Truck Racing Association – oder wie auch immer man so etwas bezeichnen möchte – paradiesische Zustände im Truckracing hätte schaffen können. Doch so etwas wie den gegenwärtigen Problemen hätte man vielleicht gar schon im Vorfeld ganz anders begegnen können. Genau dieses fehlende, einheitliche Auftreten, die fehlende Außendarstellung unterscheidet die FIA European Truck Racing Championship so besonders von der Formula Truck in Brasilien. Und in einer Krisensituation wie der gegenwärtigen fällt das eben ganz besonders auf.
PS. Auch diesem Foto messen wir keinen besonderen Aussagewert bei – auch nicht, dass Truckracing bald im selbst aufgewirbelten Staub versinken könnte.