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Ein mageres Jahr

Ein mageres Jahr

19. März 2009Die Geschichte um die Traumdeutung Josefs aus dem 1. Buch Mose, Kapitel 41, auf sieben fette Jahre würden sieben magere Jahre folgen, ist ja nicht nur Bibelkennern bekannt. Und nach sieben mageren Jahren sollte es dann eigentlich wieder aufwärts geht. Die fetten Jahre in der FIA European Truck Racing Championship gingen ja schon 2001 zu Ende, als die ganz Großen im Truckracing ihr Engagement stark einschränkten oder sich sogar ganz zurückzogen. 2008 wäre somit nun das letzte magere Jahr gewesen. Wer aber für 2009 auf den Aufschwung gesetzt hat, wird bitter enttäuscht. Ganz im Gegenteil, das wird ein in jeder Hinsicht ausgesprochen mageres Jahr.
Teams und Piloten gelingt es nur mit größter Mühe trotz zum Teil starker Einschränkungen ihre dringend notwendigen Sponsorengelder zu realisieren. Einzelne lokale Veranstalter der Rennen der FIA ETRC offerieren der Industrie und den Ausstellern für die Standplätze im jeweiligen Paddock oder Industriepark zwischenzeitlich Nachlässe im Bereich von 40 oder gar 50 Prozent. Dennoch hat einer der ganz großen Protagonisten durchblicken lassen, dass er in 2009 seine PR-Aktivitäten in Verbindung mit Truckracing wohl einstellen werde – nicht einmal beim Truck Grand Prix am Ring werde man präsent sein.
Als Gründe werden natürlich allseits die aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrisen angeführt. 2001 machte man vielfach die Geschehnisse vom 11. September in New York für alles Folgende verantwortlich. Während aber anschließend in beinahe in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen nicht nur wieder das alte Level erreicht wurde, häufig ging es gar noch weit darüber hinaus, trat in der FIA European Truck Racing Championship eher eine Stagnation ein. – wenn man einmal vom rein Sportlichen absieht. Vom Überschwang der 90er war man weit entfernt. Insgesamt war die Truckracing-Szene auch bescheidener geworden, so Mancher betrachtete im Nachhinein die letzten Jahre der SuperRaceTrucks als ausufernd.
Doch kaum jemand hätte wohl gedacht, dass man von Europa aus mal einen neidvollen Blick nach Brasilien werfen würde, auf die Formula Truck. Gründer und Organisator Aurelio hatte sich seinerzeit ja noch am europäischen Truckracing orientiert. Doch mit eindeutigen und klaren Gliederungen und Verantwortlichkeiten, einem ganzheitlichem Management und einheitlichen Marketingstrategien, wozu auch ausgiebige TV-Zeiten gehören, identisch durchorganisierten Veranstaltungsabläufen hat die Formula Truck einen äußerst bemerkenswerten Standard erreicht. Die FIA European Truck Racing Championship stellt dagegen eine Aneinanderreihung einzelner Rennveranstaltung dar, bei dem am Ende die von den einzelnen Piloten jeweils erzielten Punkte zusammengezählt werden. Die einzige Klammer, die all das zusammenhält ist die FIA mit ihrer sportlichen und technischen Oberhoheit.
Hätte man hier eine solche Organisation wie jenseits des großen Teichs, würde man solch ein Jahr wie das nun bevorstehende sicherlich auch ohne große Verunsicherungen angehen können.