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Formula Truck Brazil

Formula Truck Brazil

15. Dezember 2008In der brasilianischen Truckracing-Meisterschaft geben seit einiger Zeit zwei europäische Marken den Ton an, die derzeit gerade hier in Europa im Truckracing offiziell gar nicht vertreten sind, Mercedes-Benz und Volkswagen. Die Marke mit dem Stern gewann beim brasilianischen Finale am ersten Dezemberwochenende nicht nur klar die Markenwertung vor Volkswagen und Scania, mit dem neuen Champion Wellington Cirino und dem Vizemeister Geraldo Piquet machten auch zwei Mercedesfahrer den Titelkampf unter sich aus. Die beiden Meister der Vorjahre, Renato Martins und Felipe Giaffone, mussten sich diesmal auf ihren VW-Constellation mit den Plätzen 7 und 4 zufrieden geben. Anfang diesen Jahres waren die beiden VW-Piloten ja erst in Nogaro bei den Buggyra-Tests zugast (s. auch „Erste Tests“ vom 16. Febraur 2008).
Erwin Pape, Senior Vice President Volkswagen Nutzfahrzeuge für VW Trucks and Busses, ein echter Truckracing-Fan mit einem besonderen Faible für die brasilianische Formula Truck und befreundet mit Aurélio Batista Félix, Erfinder und Organisator dieser Serie, hatte das Ganze in die Wege geleitet. Pape war auch schon Initiator des Engagements von Volkswagen in der FIA ETRC. Mit Markus Oestreich und Ralf Druckenmüller sicherte man sich hier ja seinerzeit die beiden letzten Titel in der Klasse der SuperRaceTrucks.
Nun wollte der frühere VW-Entwicklungsvorstand zusammen mit Aurélio eine stärkere Verbindung, eine intensivere Zusammenarbeit der europäischen und der brasilianischen Truckracing-Serien schaffen. Doch dieses Bemühen wurde durch den plötzlichen Tod des Brasilianers (s. auch „Trauer um Aurélio“ vom 6.März 2008) jäh gedämpft, aber nicht unbedingt gestoppt.
Schließlich sind ja auch noch andere europäischen Marken in der Formula Truck ausgesprochen stark präsent. Neben jeweils 6 Mercedes-Benz und Volkswagen gibt es unter den insgesamt 26 Trucks ja auch noch 5 Volvos, 3 Scanias und 3 Ivecos.
Auch Ex-Europameister Egon Allgäuer macht kein Hehl daraus, dass er im Grunde seines Herzens ein glühender Fan der brasilianischen Truckracing-Szene ist. So hatte der Österreicher für die jetzt abgelaufene Saison eigentlich geplant, parallel zur FIA ETRC auch einige Male in Brasilien zu starten. Eine echte Überschneidung mit den brasilianischen Rennterminen hätte es schließlich nur am Zolder-Wochenende gegeben. Anfang des Jahres war schon ein dem brasilianischen Reglement konformer MAN-RaceTruck nach Südamerika verfrachtet worden. Vor Ort sollten dann noch die letzten Arbeiten erledigt werden. Doch der Tod Aurelios warf sämtliche Pläne über den Haufen. Die Verfügungsgewalt über den MAN-RaceTruck und das ganze Material schien allein bei dem Organisator der Rennserie zu liegen. Bis die Behörden endgültig alles geklärt hatten, war die Saison beinahe vorbei. Und nun fiel der zum Finale vorgesehene Gastauftritt Allgäuers auch noch plötzlich auftretenden Motorproblemen zum Opfer.
Grundsätzlich auffällig ist allerdings, dass MAN – im europäischen Truckracing absolut dominant und tonangebend – in der Formula Truck gar nicht vertreten ist. Heute wurde jedoch bekannt, dass die Münchner die brasilianische Laswagen-Sparte von Volkswagen gekauft haben. Der 1,175 Milliarden Euro teure Deal soll bis zum Ende des Jahres über die Bühne gebracht werden. Möglicherweise ergeben sich ja auch schon allein dadurch ganz neue Konstellationen für das Truckracing – hüben wie drüben.

Foto: Volkswagen