Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Der Sonntag in Le Mans

Der Sonntag in Le Mans

21. September 2008Le Mans - Und auch der zweite Renntag in Le Mans begann mit Temperaturen im einstelligen Bereich. Das werden allerdings gar nicht so viele richtig mitbekommen haben. Selbst als um halb neun das Warm-Up der RaceTrucks begann, waren erst wenige Fans unterwegs, denn die Nacht war sehr kurz. Die Show am gestrigen Abend, das Großfeuerwerk, das Konzert, die Kirmes und nicht zuletzt die Live-Bands bei einzelnen Teams ließ so Manchen – und auch so manches Teammitglied - erst sehr spät ins in die Federn kommen. Doch auch für die Spätaufsteher unter den insgesamt 46.000 Besuchern wurde es anschließend nicht sehr viel wärmer. Trotz des wolkenlosen Himmels und strahlenden Sonnenscheins, ein ständiger, kühler Wind ließ die Temperaturen nicht so recht ansteigen.
Beim morgendlichen Warm-Up wärmten sich dagegen nicht nur die Motoren auf, auch den Teams wurde wieder etwas wärmer. Schließlich zeigten sich die Buggyras heute nicht mehr bei weitem so überlegen. Insbesondere der einzig übrig gebliebene ernsthafte Titelkonkurrent, Antonio Albacete, der gestern mit seinem MAN nicht seine eigenen Erwartungen und die seines Teams erfüllen konnte, war wieder voll dabei und konnte sich zwischen Markus Bösiger und David Vrsecky schieben. Und auch Jochen Hahn als Viertplatzierter lag gerade mal 6 Hundertstel hinter dem Tschechen.
Das ließ ein heißes Zeittraining erwarten. Und tatsächlich lag Albacete lange Zeit wieder zwischen den beiden Buggyras – allerdings lag nun Vrsecky an der Spitze, der eine Superzeit auf die Piste gelegt hatte. Und auch Hahn lag nur Hundertstel hinter Bösiger auf der 4. Position. Doch in seiner letzten Runde brachte der Schweizer das Kunststück fertig, mit 2:05,914 bis auf die Tausendstel exakt die gleiche Zeit zu fahren wie Vrsecky. Da der Tscheche diese Zeit zuerst auf den Asphalt gelegt hatte, stand ihm auch die Pole für das Quali-Race zu. Das war möglicherweise schon vorentscheidend – aber anders als man es sich bei Buggyra wohl gedacht hatte.
Beim Start kamen alle relativ gut weg. Vrsecky und Bösiger gleichauf an der Spitze, gefolgt von Albacete, Hahn und Belloc wieder in einer Reihe. Die beiden Buggyras schossen nebeneinander liegend auf die Dunlop-Schikane – links Bösiger, rechts Vrsecky. In der ersten Kurve der Schikane – einer Linkskurve – wäre der Schweizer im Vorteil gewesen. Der Tscheche zog aber immer weiter nach links, als die beiden Trucks heftig aneinander gerieten. Vrsecky zog wieder zurück und fatalerweise dann rechts – statt links – am Reifenstapel vorbei. Und wie ein Zwilling folgte ihm Bösiger auf gleicher Höhe liegend. Nach der ersten Runde lag Vrsecky knapp vor seinem Teamkollegen in Führung, mit leichtem Abstand folgten Albacete, Belloc, Hahn und der österreichische Renault-Pilot Markus Altenstrasser. So blieb es dann auch bis zur 5. Runde, bis Vrsecky und Bösiger wegen dieser Aktion in der Schikane eine Durchfahrtsstrafe anzutreten hatten. Nun lag Albacete vor Belloc, Hahn, Altenstrasser und den beiden MAN-lern Chris Levett und Dominique Lacheze – erst dann folgten Bösiger und Vrsecky. In den letzten beiden Runden gelang es den Freightliner schließlich nur noch Lacheze zu passieren. So landeten der Schweizer am Ende auf dem 6. und Vrsecky auf dem 7.Platz. Hinter Lacheze vervollständigten Anthony Janiec und Frankie Vojtisek (beide Renault) schließlich das Zehnerfeld der Punktesammler. Nachträglich wurde Vojtisek jedoch mit einer 10-Sekundentstrafe belegt und fiel so hinter Egon Allgäuer (MAN) auf den 11. Rang zurück.
Der Start zum Championship Race verlief eigentlich unproblematisch. Albacete nahm das „Geschenk“ der Pole seitens der Buggyra-Piloten dankbar an und ging gleich klar in Führung. Hahn hatte Belloc die zweite Position abgejagt, die Buggyras starteten fast furios, zogen sofort an Levett und Altenstrasser vorbei und setzten zur Verfolgung Bellocs an. Ziel war natürlich möglichst nah an Albacete heran zu kommen. Doch das erledigte sich schon zu Beginn der zweiten Runde eigentlich von selbst. Langsam rollte der rote Cepsa-MAN an der Boxenmauer aus – wie schon am Vortag ein Problem mit der Dieselzufuhr. Nun lag plötzlich Hahn an der Spitze, zu dessen absoluten Lieblingsstrecken ja nun Le Mans zählt. Und das merkte man dem Altensteiger an. Zwei Runden brauchte Bösiger, um Belloc zu überholen, eine Runde später war auch Vrsecky vorbei. Doch Hahn hielt zunächst den Abstand, gegen Ende des Rennens kam der sichtbar flottere Bösiger (schnellste Runde mit 2:05,987 – nur wenig langsamer als im Zeittraining – gut eine Sekunde schneller als Hahn und Vrsecky) aber immer näher an den Deutschen heran und hing ihm schon fast auf der Stoßstange. Doch zum Überholen des schwarzen MAN reichte es einfach nicht. Mit einer guten Sekunde Vorsprung brachte Hahn schließlich den Sieg ins Ziel und avancierte damit nicht nur zum viel umjubelten Tagessieger, sondern mit 51 Punkten auch zum eifrigsten Punktesammler des Wochenendes. Hinter Belloc fuhr Levett auf dem 5. Rang ein, vor Allgäuer, Vojtisek, Altenstrasser, Janiec und Lacheze, der den 10. und damit letzten Punkterang eroberte.
Im Championat heißt es jetzt nur noch: Vrsecky oder Bösiger. Der Titel kann dem Tschechen, der jetzt 372 Punkte aufweist nur noch von seinem Teamkollegen und Titelverteidiger, der mit 354 Zählern 18 Punkte zurück liegt, streitig gemacht werden. Auf der dritten Position liegt weiterhin Albacete (312) vor Hahn (266), Belloc (214) und Altenstrasser (140).
Die Teamwertung des heutigen Tages gewann das Team Koller + Schwemmer vor Buggyra und Team Frankie.