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Der Samstag in Le Mans

Der Samstag in Le Mans

20. September 2008Le Mans - Es kündigt sich hier in Le Mans ein Traumwochenende an – zumindest was das Wetter betrifft. Bei wolkenlosem Himmel war die Nacht wieder lausig kalt. Beim ersten Freien Training – um halb neun – stiegen an manchen Stellen noch leichte Nebelschwaden auf. Die Truckracer focht das jedoch nicht weiter an, insbesondere nicht David Vrsecky und Markus Bösiger mit ihren Buggyra Freightlinern. Die schärfsten Verfolger mit Jochen Hahn, Antonio Albacete, Chris Levett und Jean-Philippe Belloc lagen da schon 1 bis 2 Sekunden zurück.
Und auch im Zeittraining sah es nicht viel anders aus, auch wenn die Dominanz der Freightliner nicht mehr ganz so groß schien. Schließlich holte sich Vrsecky (2:06,078) die Pole, knapp 3 Zehntel dahinter lag Teamkollege Bösiger. Den dritten Startplatz sicherte sich Hahn bereits in seiner ersten Runde. Die zweite Startreihe komplettierte Belloc, und erst dann folgte Albacete, der eigentlich schärfste Widersacher der beiden Buggyras beim Kampf um den Titel. Die sechstschnellste Zeit fuhr Levett, der seine schwere Schulterverletzung von Zolder offensichtlich bestens überwunden hat. Allerdings wurde der junge Brite im Nachhinein wegen Overspeeding disqualifiziert. So rutschte Markus Altenstrasser (Renault) auf den sechsten Startplatz vor.
Das Quali-Race begann etwas chaotisch. Offensichtlich funktionierte die Startampel nicht richtig. Darüber, wie sie denn nun funktionierte, gingen die Aussagen der Piloten etwas auseinander. Während die einen sagen, die Ampel sei noch die ganze Zeit, während das Feld schon auf den Start zugefahren sei, schwarz geblieben, dann plötzlich ganz kurzfristig rot gesprungen, bevor der Start schließlich frei gegeben worden sei, hieß es andererseits, die Ampel habe rot angezeigt, sei ganz kurz auf grün und dann wieder auf rot umgesprungen, bevor es endgültig losgegangen sei. Jedenfalls krachte es schon kräftig, bevor es überhaupt losgegangen war, da manche schon Gas gaben, während andere wiederum auf die endgültige Startfreigabe warteten. Kurz danach ging es dann nochmals heftig zur Sache, und so war das Feld innerhalb kürzester Zeit komplett durcheinander gewürfelt. An der Dunlop-Schikane lagen hinter den beiden Buggyras, Altenstrasser – nahezu gleichauf mit Vrsecky – Egon Allgäuer (MAN), Albacete, Belloc und Hahn. Doch noch vor Ende der ersten Runde war der Deutsche schon auf die dritte Position vorgeschossen. Während Bösiger, Vsrecky und Hahn sich anschließend von den Verfolgern lösen konnten, lief dahinter so manches quer. Abkürzungen durch Schikanen, etwas harte Attacken – und schon standen die ersten Durchfahrtsstrafen an. Allgäuer ignorierte die Aufforderung zur Drive-Through-Penalty und wurde anschließend prompt disqualifiziert.
Schließlich wurden die Ergebnislisten mindestens dreimal revidiert, bis das endgültige Resultat feststand. Hinter dem Spitzentrio holte sich Frankie Vojtisek (Renault) den vierten Rang vor einer MAN-Phalanx mit Belloc, Levett und Dominique Lacheze. Auf dem 8.Platz kam Altenstrasser vor Anthony Janiec (Renault) und Stuart Oliver (MAN) ein. Albacete, neben Vrsecky und Bösiger noch einziger Titelanwärter, musste schon in der zweiten Runde wegen einer gerissenen Rail-Leitung die Segel streichen.
Dass eh mit 17:45 schon sehr spät angesetzte Championship-Race verzögerte sich dann noch einmal um fast eine halbe Stunde. Doch auch dadurch lässt sich ein Eidgenosse nicht aus der Ruhe bringen. Ganz souverän ging Bösiger in Führung. Sein Teamkollege Vrsecky kam beim Start jedoch wesentlich schlechter in die Puschen – musste er doch nicht nur Hahn, sondern auch noch Vojtisek den Vortritt lassen. Doch schon in der nächsten Runde hatten die beiden Tschechen ihre Positionen wieder getauscht, und Vrsecky hing bald am Heck von Hahns MAN – während Bösiger seine Führung weiter ausbaute. Doch der zweite Buggyra Freightliner schaffte es einfach nicht am schwarzen MAN vorbeizuziehen – ganz im Gegenteil. Hahn setzte sich immer weiter ab, um schließlich in den letzten Runden den Schweizer Spitzenreiter noch unter Druck zu setzen. Am Ende konnte Bösiger mit gerade mal einer Sekunde Vorsprung seinen Sieg ins Ziel retten. An 4. Position fuhr Belloc ein vor Levett, der 3 Zehntel Vorsprung vor Vojtisek hatte. Der Brite wurde anschließend aber wegen „Dangerous Driving“ (zu Lasten des Tschechen) mit einer 1-Sekunden-Strafe belegt und musste so den Platz mit Vojtisek wieder tauschen. Als siebter kam Lacheze ins Ziel, der sich noch auf der Zielgeraden ein Husarenstück erlaubte. Albacete hatte wegen seines Ausfalls im ersten Rennen vom Ende des Feldes starten müssen. Nach und nach packte er sich seine Konkurrenten und konnte nach langem Kampf in den letzten Runden auch an Altenstrasser und Pascal Robineau (MAN), die auf neun und zehn einkamen, vorbeiziehen. Und in der letzten Kurve packte der Spanier auch noch Lacheze, der kurz zuvor genau an dieser Stelle noch einen Reifenstapel „beiseite geräumt“ hatte. Doch wenige Meter vor der Ziellinie drehte der Franzose den Spieß wieder um und zog nun seinerseits unter dem Jubel der Zuschauer wieder an Albacete vorbei.
Im Championat liegt Vrsecky mit 356 Punkten weiter in Führung vor Bösiger (334), Albacete (302), Hahn (238) und Belloc (195).
Die Teamwertung ging wieder einmal an Buggyra, vor dem Team Koller + Schwemmer und dem Team Frankie.