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Testtage in Nogaro

18. April 2008Nogaro - 15 Piloten hatten sich auf den Weg in den Süden Frankreichs gemacht. Es wären sicherlich noch mehr geworden, würde nicht in Pembrey am Wochenende ein Wertungslauf zur Britischen Meisterschaft stattfinden. Und das hat für Chris Levett, Stuart Oliver und Steve Horn natürlich Vorrang. Mit Jennifer Janiec düste endlich auch mal wieder eine Dame in einem RaceTruck über die Piste. Die Schwester vom FIA-Piloten Anthony wird zwar nur an der Französischen und Spanischen Meisterschaft teilnehmen, doch diese Rennen laufen zum Teil ja auch im Rahmen der FIA Championship.
In Nogaro gibt es für diese Tests keine offizielle Zeitmessung. Die einzelnen Teams wissen die eigenen Rundenzeiten natürlich genau. Nur wie real das, was sie dann davon preisgeben, auch tatsächlich ist, ist eine andere Sache. Und letztendlich weiß auch niemand, ob alle Teams und Fahrer ihre Karten hier schon aufgedeckt haben. Schließlich herrschten auch nur am Mittwoch bei strahlendem Sonnenschein ideale Testbedingungen, am Donnerstag goss es teilweise in Strömen und auch am Freitag standen große Teile der Piste eigentlich ständig unter Wasser. Dennoch fuhren alle Piloten soviel wie es eben nur ging, schließlich kostete sie jeder Testtag auch rund 700 Euro, und viele Möglichkeiten zum Testen bleiben bis zum Saisonauftakt am 10.Mai in Barcelona auch nicht mehr.
Wie kaum anders zu erwarten, werden auch in der nächsten Saison die Buggyra Freightliner mit Titelverteidiger Markus Bösiger und David Vrsecky wohl erst einmal das Maß vorgeben. Im Laufe der Testrunden pirschte sich Antonio Albacete auf seinem MAN immer näher an die Freightliner heran, dennoch machte der kleine Spanier keinen Hehl daraus, dass er eigentlich noch nicht zufrieden ist. Der zweite Pilot auf einem Bernau-Truck, Jean-Philipp Belloc kam wegen anderer Rennverpflichtungen erst zu den Freitagsrunden nach Nogaro und konnte sich dann auch erstmals ins Cockpit seines nagelneuen, in den französischen Nationalfarben lackierten MAN schwingen. Der dritte Truck aus dem Bernau-Stall mit Dominique Lacheze am Steuer war überraschend gut unterwegs, Nach langen Rennjahren auf seinem Hauber-Mack nun auf MAN umgestiegen, zeigte sich der Franzose von dem Fahrgefühl in seinem neuen RaceTruck hellauf begeistert. Vielleicht ist er ja künftig sogar noch für die eine oder andere Überraschung gut. In Nogaro konnte er jedenfalls schon dem früheren Europameister Egon Allgäuer Paroli bieten. Allerdings machte der Österreicher auch nicht gerade einen sonderlich zufriedenen Eindruck. Wie es hieß, bemängelte Allgäuer besonders ein relativ starkes Schwanken seiner Karosserie, anderseits kein Problem, dass man bis zum Saisonstart nicht in den Griff bekommen sollte. Da wird es schon schwieriger dem Nachfolger von Gerd Körber, dem Russen Mikhail Konovalov, auf dem zweiten Allgäuer-Truck, noch ausreichend Trainingsmöglichkeiten zu verschaffen. Denn es war schon augenscheinlich wie der Truckrace-Rookie von Runde zu Runde kesser wurde und auch mehr riskierte. Und noch ein weiterer (hier Ex-)Allgäuer-Truck ist mit einem Truckracing-Newcomer besetzt, Der Ungar Balazs Szobi hat zwar schon reichlich Rallye-Truck- und Dakar-Erfahrung, doch Truckracing ist eben doch etwas ganz anderes. Das ausgesprochen freundliche Oxxo-Team aus Ungarn konnte gleich das familiäre und hilfsbereite Umfeld im Truckracinglager kennen lernen. Insbesondere die Boxennachbarn aus Altensteig, das Team um Jochen Hahn, stand mit Rat und Tat zur Seite. Der Schwabe hatte sich bekanntlich nach 11jähriger Mercedes-Zeit ein neues Fabrikat suchen müssen. Erst relativ spät war dann die Liaison mit MAN zustande gekommen. Dennoch haben Hahn und sein neuer Renntruck-Konstrukteur Stefan Honens ein nicht nur optisch ausgesprochen ansprechendes Auto auf die Räder gestellt. Die Zeiten in Nogaro zeigten den Deutschen nur knapp hinter den Buggyras beinahe auf einem Niveau mit Albacete. Und man habe, so Hahn und Honens beinahe unisono, noch etwas in petto. Grundsätzlich sollen alle MAN-Common-Rail bis Barcelona noch ein Update erhalten. Aber auch Mario Kress meinte, bei seinen Buggyras sei auch noch nicht unbedingt alles ausgereizt. Und von beinahe jedem Piloten, Teamchef und Mechaniker war zu hören, nach dem Zeittraining am Samstag in Barcelona weiß man erstmals genau, wo eigentlich jeder Einzelne steht.