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Jarama Drumherum

Jarama Drumherum

16. Oktober 2007In diesen Nachbetrachtungen zu den Rennen wird jeweils ein kurzes Resümee gezogen und dabei gerade auch auf das eingegangen, was nicht ganz so geklappt hat oder auch weniger positiv aufgefallen ist. Für Jarama 2007 gäbe es Stoff für gleich mehrere Drumherum-Reports. Fangen wir mit dem Erfreulichen an.
Frankie Vojtisek ist zurück. Der 46jährige Tscheche ist nicht nur einer der dienstältesten Piloten im Truckracing, sondern gehört auch zu den beliebtesten. Das wurde besonders bei der abendlichen FIA-Feier deutlich, als Frankie bei der Fahrerehrung großen Beifall einheimste. Ebenso schwamm Jochen Hahn auf einer Sympathiewelle. Dass der Schwabe bei seinem ja wahrscheinlich letzten Rennauftritt in seinem Mercedes-Axor - trotz des Drucks der Ungewissheit für die kommende Saison - noch einmal zwei glanzvolle Siege auf die Piste zaubern würde, hatte wohl kaum jemand erwartet.
Und dann sind da ja noch diese Fans.
Mehr als 70.000 werden es sicherlich insgesamt gewesen sein. 46.000 Wochenendtickets –Tageskarten gibt es nicht – waren für die 55.000 Zuschauer fassende Rennarena verkauft worden. Und am Sonntag war kaum mehr ein freies Plätzchen zu finden. Dazu kommen dann noch die diversen Paddock-, VIP- und Ehrenkarten, die unabhängig vom Kartenverkauf durch den Veranstalter direkt ausgegeben werden und so gar nicht in die Statistik mit eingehen. So sind es denn wahrscheinlich auch noch einige Tausend mehr gewesen sein, die diese unglaubliche Kulisse bildeten. Das lässt sich nicht beschreiben, das muss man mal erlebt haben.
Allerdings drängt sich dann trotz der mitreißenden Stimmung bei diesem Fest in Rot auch schon mal der Eindruck auf, hier handele es sich um ein Cepsa-Special mit internationaler Beteiligung - und nicht um eine internationale FIA-Veranstaltung. So wurde beispielsweise einem Sponsor mit dem Hinweis, das sei zu gefährlich, nicht gestattet, an einem hoch ausgefahrenen Autokran eine Fahne flattern zu lassen. Bei den Rennen zuvor gab es deswegen keine Probleme. Cepsa dagegen hatte wie jedes Jahr einen noch größeren Kran ebenso direkt an der Piste aufgebaut. In den vergangenen Jahren ließ man da sogar ganze Trucks baumeln, in diesem Jahr war es dann eben eine große Flagge.
Noch stärker zu Denken gibt aber das Verhalten einzelner subordinärer Marshalls. So sollen, wie immer noch aufgebrachte Buggyra-Mechaniker spätabends erzählten, die für die richtige Startaufstellung auf der Piste Zuständigen wenige Minuten vor dem letzten und alles entscheidenden Rennen versucht haben, Markus Bösiger von seiner sowieso schon letzten Startposition in die Boxengasse zu verbannen. Die Ausgangslage wäre so für den Schweizer noch ungünstiger gewesen.
Aber eigentlich hätte sich die Situation am Ende gar nicht mehr so zuspitzen dürfen. Schließlich kam der Spitzenreiter mit einem beruhigenden Polster von 26 Punkten nach Jarama. Wieso ausgerechnet am letzten Rennwochenende die während der ganzen Saison so zuverlässigen Freightliner beinahe permanent von technischen Problemen heimgesucht worden sind, wird bei Buggyra sicherlich noch teamintern geklärt werden.
Markus Bösiger wurde schließlich bei der FIA-Gala als neuer Europameister ausgezeichnet, während das Cepsa-Team mit dem Vizechampion Antonio Albacete gar nicht erschienen war. Letztendlich wird die endgültige Entscheidung über den Titel auch erst später am grünen Tisch in Paris fallen, mit einer Zwischenstation beim spanischen Verband in Madrid. Mit dem nötigen Abstand zum Geschehen sollte es dann auch wieder wesentlich sachlicher zugehen. Und so schienen denn auch schon am Montagmorgen bei der großen Verabschiedungstour im Fahrerlager die emotionalen Spitzen fast wieder vergessen. Da lagen sich mit Mario Kress und Ivan Cruz zwei der Protagonisten des Vorabends in den Armen, die einige Stunden zuvor noch heftigst miteinander gestritten hatten. Aber man kennt sich eben doch zu gut und weiß letztendlich einander zu schätzen. Schließlich arbeiteten Cepsa und Buggyra ja auch noch 2004 bei den SuperRaceTrucks in einem Team zusammen.