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Der Sonntag in Jarama

07. Oktober 2007Jarama - Nach fast vierstündiger Beratung seitens der Rennkommission über einen Protest von Buggyra gegen Cepsa stand es gegen 19:00 endlich fest, der neue Europameister heißt Markus Bösiger - mit einem Pünktchen Vorsprung.

Schon traditionell hatten sich schon am frühen Morgen bei völliger Dunkelheit lange Schlangen auf der Autobahn gebildet. Pünktlich um 8 setzten dann tausendfach die Hupen auf den Tribünen ein und warfen die letzten Langschläfer aus den Kojen. Trotz leichter Bewölkung stiegen die Temperaturen wieder bis auf 25 Grad. Bei der Mercedes-Crew herrschte jedoch eine recht gedrückte Stimmung, begann doch schließlich heute ihr - vorläufig - letzter Renntag im Truckracing. So wurden denn auch die Flaggen auf halbmast gesetzt und mit Trauerflor versehen.
Die insgesamt knapp 70.000 Zuschauer, allein 46.000 am heutigen Sonntag, sahen das dramatischste Finale seit Jahren, bei dem letztendlich zunächst Antonio Albacete das glücklichere Ende für sich hatte. Im Zeittraining hatte sich Markus Bösiger klar die Pole vor seinem Buggyra-Teamkollegen David Vrsecky gesichert. Auf dem dritten Startplatz lag Albacete vor Gerd Körber (beide MAN), Jochen Hahn (Mercedes-Benz) und Jean-Philippe Belloc (MAN). Wenige Minuten vor Schluss gab es dann jedoch die rote Flagge, das Zeittraining musste abgebrochen werden. Der Portugiese Antonio Portela hatte sich mit seinem MAN mehrfach überschlagen. In einer langwierigen Aktion musste dann das Dach der Fahrerkabine abgetrennt werden, um den Piloten zu bergen. Ersten Informationen nach hat Portela einen Jochbeinbruch erlitten.
Den Start zum Quali-Race entschieden dann die beiden Buggyra-Piloten auch klar für sich, mit Bösiger in Front. Mit einem Sieg hier in diesem Rennen wäre dem Schweizer die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen gewesen. Bevor ihm Albacete diesen Sieg aber noch streitig machen konnte, musste dieser erst einmal an Vrsecky vorbei. Und so kam es dann auch in der Anfangsphase zu einem Duell, in dem der Spanier den Kürzeren zog und bis auf die 7. Position zurückfiel. Anschließend versuchte Albacete wieder mit aller Macht nach vorn zu stürmen und ging dabei auch nicht zimperlich mit seinen Gegnern, insbesondere mit Chris Levett (MAN), um. Doch der wie der sichere Sieger aussehende Bösiger blieb plötzlich unvermittelt stehen, der Motor war ausgegangen und ließ sich nicht mehr starten. Hahn hatte sich zwischenzeitlich vor Vrsecky gesetzt und fuhr einem ungefährdeten Sieg entgegen. Körber holte sich den dritten Platz und Albacete fuhr wieder bis auf die 4. Position vor.
Doch nun begann erneut ein massives Gerangel hinter den Kulissen. Bei Cepsa war man offensichtlich der Meinung, Vrsecky müsse wegen des Duells mit Albacete bestraft werden. Nach langen Diskussionen beließ man schließlich aber doch alles wie es war.
Bösiger ging von der letzten Position aus ins Rennen - mit 13 Punkten Vorsprung. Würde Albacete nun nur Dritter werden, würde es selbst dann für Bösiger zum Titelgewinn reichen, wenn er keinen Punkt mehr ergattern sollte. Ansonsten müsste sich der Schweizer eben bis in die Punkteränge vorkämpfen. Hahn, Vrsecky und Körber lagen in der Startaufstellung vor Albacete. Doch bevor es in die erste Kurve ging hatte der Spanier dem Rheinauer MAN-Piloten schon mehr als eine Wagenlänge abgenommen und scherte knapp hinter Vrsecky in die Kurve ein. Dabei drückte er den Tschechen soweit nach Außen, dass beide in den Kies gerieten. Während sich Albacete wieder knapp vor Körber einreihen konnte, fiel Vrsecky gleich 6 Plätze zurück. Auf der 3. Position folgte Körber vor Egon Allgäuer (MAN) und Belloc. In der 4. Runde hatte Bösiger schon 22 Konkurrenten überholt und lag bereits auf dem ersten Punkterang, als er plötzlich langsam ausrollte, ein Defekt an der Lenkung. Wenig später musste auch Vrsecky auf dem 6.Platz liegend wegen technischer Probleme aufgeben, wobei vermutet wurde, dass es sich durchaus auch um eine Folge der Attacke von Albacete handeln könnte. Hahn fuhr schließlich seinen zweiten Tagessieg ein vor Albacete, Körber, Allgäuer und Belloc. An 6. Stelle fuhr Chris Levett (MAN) vor Frankie Vojtisek (Renault) ein.
Bei all dem Trubel nach dem Rennen ging beinahe unter, dass Jochen Hahn an seinem wahrscheinlich letzten Renntag auf einem Mercedes-Renntruck sein bestes Saisonergebnis eingefahren hatte. Doch die Beratungen der Rennkommission nach einem Protest von Buggyra wegen der Attacke Albacetes gegen Vrsecky hielten alle in Atem. Schließlich hatte der Spanier gerade mal 2 Punkte Vorsprung in der Gesamtwertung. Sollte er nun nur einen Platz verlieren, wäre Bösiger Meister. Wie schon anfangs erwähnt, erhielt Albacete nach vierstündiger Beratung eine 10-Sekunden-Strafe und fiel so hinter Körber auf den dritten Platz zurück. Das Endklassement führt Bösiger nun mit 378 Punkten an vor Albacete (377), Vrsecky (321), Hahn (291), Körber (274) und Allgäuer (168).
Die Sonntagsteamwertung gewann Team Allgäuer vor Team Hahn und Team Frankie, leider interessierte das am Ende kaum noch jemanden.
Um 19:25 legte Cepsa dann Widerspruch ein, über den aber erst wohl später entschieden werden wird.