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Der Sonntag in Le Mans

Der Sonntag in Le Mans

09. September 2007Le Mans - Auch wenn das Wetter nicht das hielt, was die Vorhersage versprochen hatte, herrschte weiterhin bestes Rennwetter. Den meisten der insgesamt mehr als 40.000 Zuschauer wird der leicht bewölkte Himmel eh mehr zugesagt haben als praller Sonnenschein. Am Morgen gab es einige Irritationen und Aufregungen, als Markus Bösiger, noch während das Zeittraining lief, die absolut schnellste Runde aberkannt wurde; der Buggyra-Pilot soll einen Corner-Marker berührt haben. Der Schweizer könnte schwören, dass dies nie und nimmer der Fall gewesen sei, einen Bild oder Videobeweis gab es nicht, einzig die Aussage des Marshalls. Gegen die Tatsachenentscheidung gab es keine Protestmöglichkeiten.
So ging dann Bösigers Teamkollege David Vrsecky von der Pole aus ins Rennen. Den zweiten Platz in der ersten Startreihe hatte sich Jochen Hahn vor Antonio Albacete gesichert. Neben dem Spanier in der zweiten Reihe lag dann erst Bösiger.
Im Quali-Race setzte Vrsecky sich gleich an die Spitze mit Hahn im direkten Gefolge. Dahinter gab es ein ziemliches Startgerangel, infolgedessen bei Bösigers Freightliner einige Karosserieteile am Reifen entlang schliffen. Hinter Albacete reihte sich der Schweizer als Vierter vor Gerd Körber, Egon Allgäuer und Chris Levett ins Feld ein. Das Spitzentrio hatte aber da schon einen ziemlichen Vorsprung. Während Vrsecky seine Führung souverän behauptete, hatte Hahn mit Reifenproblemen zu kämpfen und ließ denn auch drei Runden vor Schluss Albacete beinahe widerstandslos passieren. Auch bei Bösiger entwickelte sich so ganz langsam ein massiver Reifenschaden, doch der große Knall kaum zum Glück für den Schweizer erst wenige Meter nach der Zieldurchfahrt.
Großes Pech hatte dagegen Gerd Körber. Auch für sein Ausscheiden war die eigentliche Ursache ein Reifendefekt. Wegfliegende Teile des sich auflösenden Pneus beschädigten Elektronikteile und zwangen den Deutschen zur Aufgabe.
Seinen ganzen Frust fuhr sich der MAN-Pilot dann im abschließenden Cup-Race von der Seele, musste er sich doch als Letzter in das 23 Trucks starke Starterfeld einreihen. Doch zuvor ging es beim Start ganz hart zur Sache. Schon nach wenigen Hundert Metern, noch auf der Startgeraden gab es einen Riesencrash, dem einige Trucks zum Opfer fielen. Darunter befand sich auch Titelfavorit Bösiger. Zunächst war er von einem Konkurrenten gedreht worden, und dann ein weiterer in den kreiselnden Freightliner hineingedonnert. So kamen denn auch aus der ersten Runde nur 19 Trucks zurück. Gelbe Flaggen wurden geschwenkt, wo so mancher Beobachter sich durchaus auch rote hätte vorstellen können. Das Rennen ging jedoch weiter, wobei immer noch Trucks die Strecke und Sicherheitsauslaufzonen blockierten.
An der Spitze entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Vrsecky, Albacete und Hahn, wobei der Mercedes-Pilot schon bald zurückstecken musste, da sich erneut einer seiner Hinterreifen auflöste. Zwei Runden vor Schluss musste der Deutsche dann den heranpreschenden Levett passieren lassen. An fünfter Position kam Körber ins Ziel, der das Rennen des Wochenendes zeigte. Schon nach einer Runde hatte sich der Rheinauer vom letzten auf den 13. Platz durchgekämpft. Dann machte er weiterhin pro Runde ein bis zwei Positionen gut, bis er auf Stuart Oliver traf. Der Europameister von 2004 leistete heftigsten Widerstand, doch nach zwei von unerbitterlichen Kämpfen geprägten Runden war auch der gebrochen. Das nächste Angriffsziel Körbers war dann Markus Altenstrasser. Der Österreicher, eigentlich ja nur ganz kurzfristig als Ersatzpilot ins Frankie-Team geholt, entpuppte sich als die Überraschung des Wochenendes und bot zugleich noch die Showeinlage des Tages. Bevor die beiden Truckracer die vorletzte Runde anpeilten, ging Körber in der letzten Kurve vor der Zielgeraden aufs Ganze. Dabei traf er den Renault Altenstrassers so unglücklich in der Seite, dass der sich um die eigene Achse drehte, während Körber davonrauschte. Doch nach einer astreinen 360-Grad-Drehung drückte der Renaultpilot wieder völlig unbekümmert aufs Gaspedal, und mit durchdrehenden Reifen konnte er so gerade noch vermeiden, dass der anstürmende Oliver auch noch an ihm vorbeischoss, so rettete er zumindest seinen 6. Platz. Hinter Allgäuer an achter Position vervollständigten Adua und Pascal Robineau die Top Ten.
Nach der Siegerehrung begannen dann aber die mehr als zwei Stunden andauernden Diskussionen und Anhörungen. Schließlich wurde Markus Bösiger, der eigentlich am stärksten von dem Startunfall Betroffene, für den er ja nun wirklich nichts konnte, mit einer 1.000-Euro-Strafe belegt. Die Rennleitung war zu dem Ergebnis gekommen, der Schweizer habe einen Rennabbruch provozieren wollen. Dabei hatte sich der Schweizer nur an die Anweisungen der Marshalls gehalten, den Truck sofort zu verlassen und dort stehen zu lassen.
Körber erhielt wegen seiner Aktion gegen Altenstrasser einen 5-Sekunden-Zeitzuschlag, wodurch er mit dem Österreicher die Plätze tauschte.
In der Gesamtwertung behauptet Bösiger trotz seiner Nullrunde im Cup-Race natürlich weiterhin die Führung mit insgesamt 337 Punkten vor Albacete (302), Vrsecky (272), Hahn (203) und Körber (197).
Die Teamwertung ging ein weiteres Mal an Buggyra, vor Team Allgäuer und Team Hahn.