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Mercedes-Benz und Truckracing

Mercedes-Benz und Truckracing

03. September 2007Solch ein Bild wie dieses vom letzten Jahr in Le Mans mit drei Mercedes-Trucks an der Spitze könnte schon bald Historie sein. Bekanntlich hat der weltweit größte Nutzfahrzeughersteller ja angekündigt, sein Engagement im europäischen - und offensichtlich nur im europäischen - Truckracing ruhen zu lassen. Das wollen viele Fans und im Truckracing Engagierte aber immer noch nicht so recht wahrhaben und klammern sich dabei vornehmlich daran, dass es sich hierbei ja nicht um einen Vorstandsbeschluss handele. Mercedes-Benz war im europäischen Truckracing von Anfang an aktiv dabei. Und schon einmal - vor 6 Jahren - gab es einen Beschluss, sich aus dem Truckracing zurückzuziehen.
Damals waren davon die SuperRaceTrucks betroffen, die Klasse der seriennäheren RaceTrucks galten seinerzeit ja immer noch bei vielen Verantwortlichen mehr als Rahmenprogramm. MAN verlagerte dann seine Aktivitäten im Truckracing in die "kleine Klasse", nachdem man einige Wochen vor den Stuttgartern den Ausstieg aus dem Truckracing - sprich aus der Klasse der SuperRaceTrucks - verkündet hatte. Und sicherlich auch bedingt durch die unerschütterliche Treue des Hahn-Teams zum Stern und die weiterhin bestehende Begeisterung einiger entscheidender Herren in nicht gerade untergeordneten Positionen für das Truckracing sowie durch den unangefochten großen Erfolg der Events bei den Massen, nahm das Engagement von Mercedes im europäischen Truckracing peu á peu wieder zu.
Im letzten Jahr hatte man mit Jochen Hahn, Markus Oestreich und Nico Pulic dann auch gleich drei Piloten, die nicht nur jederzeit für einen Podiumsplatz gut, sondern zum Teil auch bis kurz vor Schluss ernsthafte Titelaspiranten waren. Am Ende belegte Mercedes die Plätze drei, vier und sieben.
In diesem Jahr trat dann aber überraschend mit Jochen Hahn nur noch ein Mercedes-Spitzenpilot zum Championat an. Dennoch zeigt sich das Werk ebenso engagiert wie im Vorjahr und auch die Marketingabteilungen nutzen die Truckracing-Events mehr als je zuvor. Der Auftritt der Stuttgarter am Ring war schon gigantisch, die Trucker-Kultband "The BossHoss" wurde in einen großen Werbefeldzug miteinbezogen, in Most gab es erstmals ein großes Mercedes-Gästezelt, und auch für die restlichen Rennen in Le Mans, Misano und Jarama sind solche Auftritte geplant. Da passt für viele Beobachter der Ausstiegsbeschluss einfach nicht ins Bild, zumal es in der Vergangenheit auch von Mercedes-Seite immer wieder Seitenhiebe auf die großen Hersteller aus den Bereichen der Nutzfahrzeugindustrie gab, die zwar bei den einzelnen Veranstaltungen eine unheimliche PR- und Werbemaschinerie auffahren, sich aber strikt weigern, sich auch am Truckracing aktiv zu beteiligen.
Trotz allem hatten die Truckracer seit der Ausstiegserklärung 2001 bei Mercedes keinen leichten Stand, es gab einfach keine Lobby mehr. So sollen denn auch Vergleiche mit der DTM und der F1 angestellt worden sein, deren Etats dem Vernehmen nach allerdings auch bei weit über 40 bzw. über 420 Millionen Euro liegen. Dagegen ist das finanzielle Engagement der Stuttgarter im Truckracing verschwindend gering. Mit ausschlaggebend für die schwache Position der Truckracer innerhalb des Mercedes-Konzerns sollen vor allen Dingen mangelnde Medienpräsenz insbesondere TV ebenso wie zu niedrige Zuschauerzahlen an den Strecken sein.
Aber gerade was die Besucher an der Strecke betrifft muss sich die FIA European Truck Racing Championship durchaus nicht hinter der DTM verstecken. Ganz im Gegenteil, bei nahezu allen Veranstaltungen, ob in Deutschland oder im Ausland, bei denen die beiden Rennserien an gleicher Strecke an den Start gehen, kann Truckracing mit größeren Zuschauerzahlen aufwarten.
Sollte man tatsächlich einmal einen eigentlich unmöglichen Vergleich zwischen finanziellem Aufwand und dem PR- und Werbeeffekt anstellen, würde dieser natürlich fürs Truckracing ausfallen. Und nirgends im Motorsport gibt es einen besseren Kontakt zwischen Hersteller und Endkunden, der im Truckracing im Gegensatz zu den anderen Serien sein Fahrzeug in den Rennern auf der Piste auch tatsächlich wieder erkennt.
Nichtsdestoweniger wird es wohl ausgesprochen schwer, die Mercedes-Führung zu bewegen, den Ausstiegsbeschluss noch einmal zu überdenken. Unterschriftensammlungen waren schon geplant, das truckracing.de-Kontaktformular wird derzeit vornehmlich für Protest-Emails genutzt, doch werden sich die Entscheider bei Mercedes wohl von anderen Kriterien leiten lassen. Dennoch haben wir uns entschlossen, nicht ganz uneigennützig hier zu diesem Thema eine Abstimmung durchzuführen, schließlich ist solch ein WebPortal auch nur durch die Unterstützung solcher Unternehmen wie eben auch Mercedes-Benz möglich.