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Nürburgring Drumherum

Nürburgring Drumherum

16. Juli 2007Das schöne Wochenendwetter ließ die insgesamt mehr als 190.000 Fans den Regen der Vortage schnell vergessen und durchs Fahrerlager strömen. Es gab ja auch allerhand zu sehen und zu bestaunen. Ob da nun jemand einen Volkswagen Constellation mit purer Muskelkraft über einen etwa 10 Meter langen Parcour zog oder die Ravensburger Feuerwehr einen Mercedes-Atego zerlegte, um zu demonstrieren, wie schnell ein verletzter Trucker aus einem Unfallwrack befreit werden kann. Die Protagonisten in der FIA European Truck Racing Championship Mercedes-Benz, MAN, Renault und die Vielzahl der Teamsponsoren hatten natürlich auch groß aufgefahren und begrüßten ihre Gäste mit diversen Attraktionen. Allerdings waren auch wieder sehr viele – und nicht gerade die kleinsten – Unternehmen dabei, die den Truckracing-Motorsport an sich konsequent ignorieren, aber die Events rund um die Läufe zur FIA European Truck Racing Championship ausgiebig zur Selbstdarstellung nutzen. Wie schon in den früheren Jahren gab dies Anlass zu ausgiebigen Diskussionen.
Diese gab es allerdings auch bei den Piloten und den Truckracing-Teams. Vorab heftig in der Kritik stand, dass man ursprünglich die gerade mal 26 gemeldeten RaceTrucks für die FIA-Rennen in zwei Gruppen eingeteilt hatte, obwohl am Ring 28 Trucks für Rennen zugelassen sind. Erst am Donnerstagnachmittag entschied man um, und das brachte die Organisatoren in arge Nöte. Soviel interessantes Zusatzprogramm, um die Zeitlücken nun zu füllen, hatte man schließlich auch nicht parat. Letztendlich hagelte es von den Tribünen manchmal auch recht harsche Kritik, Leerlauf auf der Piste ist das TGP-Publikum einfach nicht gewöhnt.
Schwerwiegender sind aber die Probleme und Entscheidungen, die es im sportlichen Bereich gab. Beispielhaft sei da einmal die Disqualifikation von Markus Altenstrasser am Samstag genannt. Zunächst hieß es, er sei wegen Schwarzrauchs aus dem Rennen genommen worden, und eigentlich hätte man ihm auch nicht direkt die schwarze Flagge, sondern die mit dem roten Punkt zeigen wollen, „am Truck muss etwas repariert werden“.
Als das Renault-Team darauf hinwies, dass es doch an dem Truck mit der Nummer 22 überhaupt keinen Schwarzrauch gegeben habe, hieß es dann irgendwann, aber der defekte Reifen, der hätte gewechselt werden müssen.
Später hieß es dann, es habe hier wohl eine massive Verwechslung vorgelegen. An Gerd Körbers Truck hatte sich scheinbar eine Schlauchverbindung gelöst und gelegentlich schossen die schwarzen Russfahnen eben nicht in den Filter, sondern direkt in die freie Luft. Körbers MAN trägt im Übrigen die Startnummer 2.
Auch bei dem Vorfall, der am Sonntag die Gemüter erhitzte, war Mr. Truckracing einer der Hauptsdarsteller, diesmal aber als Leidtragender.
Nach dem furiosen Auftakt zum letzten Cup-Rennen blieb der Hahn-Mercedes am Ende der Start-und-Ziel-Geraden links auf dem Gras stehen. Hier wurden natürlich dann auch die gelben Flaggen geschwenkt, doch zur Einfahrt in die Mercedes-Arena war der Gefahrenpunkt vorbei.
Hier die Beobachtungen des offensichtlich sehr sachkundigen Truckracing-Frans Udo Müller.
„Gerd Körber zu disqualifizieren, war eine Fehlentscheidung. Der Streckenposten 4a zeigte die grüne Flagge, erst die Streckenposten weiter zeigten wieder gelb. Körber überholte in der kurzen grünen Zone dazwischen.“
Auch die Rennoffiziellen schienen schließlich Zweifel an ihrer Entscheidung zu haben, machten sie doch die Disqualifikation wieder rückgängig und brummten Körber stattdessen eine 20-Sekunden-Strafe auf.
Die Krönung der Unverständlichkeiten gab es aber bei der Siegerehrung für die Teams. Klarer Sieger am Sonntag war hier das Team Frankie mit Ross Garrett und Markus Altenstrasser. Schließlich war es das einzige Team, das 2 Piloten ins Ziel gebracht hatte. Zu dem Zeitpunkt der Siegerehrung hatte Körbers Disqualifikation noch bestand, und somit hatte das Renault-Team 27 Punkte. David Vrsecky erhielt als Sieger des Cup-Rennens 20 Punkte und Enrique Sanjuan als einziger Vertreter des Teams Hahn 10 Zähler, das Allgäuer Team stand in dem Moment völlig ohne Punkte da. Und wen holte man aufs Podium: Buggyra, Allgäuer und Hahn. Da nutzten auch die Einwände und Buhrufe der Umstehenden nichts mehr. Einzig der Drittplatzierte hatte richtig gestanden, und dem nahm man nach einem Protest des Frankie Teams diesen Platz wieder ab und vergab ihn an das Team aus Tschechien. Nach der Rücknahme der Disqualifikation Körbers lautete dann die richtige Reihenfolge, Frankie vor Buggyra und Allgäuer.
Erst Ende August startet das nächste Rennen, bis dahin werden die FIA-Offiziellen zumindest hinsichtlich des Punktestandes wieder alles ins Reine gebracht haben.
Es gab aber nicht nur Kritikwürdiges. Zum zweiten Mal lief hier auf dem Webportal in Zusammenarbeit mit dem ADAC ein Audio-Live-Streaming des Streckenkommentars von Jörg Hennig und Hans-Joachim Ebertz und ergänzend noch ein Truck Grand Prix Spezial, wo man ganz zeitnah die neuesten Pressemeldungen des ADAC und Ergebnisse abrufen konnte.
Das Ganze war wieder so erfolgreich, dass man nun seitens des Veranstalters überlegt, vielleicht mal nicht nur das Audio- sondern auch das Videosignal ins Netz zu stellen, sprich: zeitgleich würde dann genau das in alle Welt übertragen, was die Zuschauer vor Ort auf den Riesenleinwänden sehen können.
Bis es so weit ist, müssen sich die Fans noch mit einem etwas schmaleren Angebot begnügen, obwohl wieder viele TV-Teams ja vor Ort waren. So wurde ein spezielles Video über Jochen Hahn gedreht, das demnächst in der Erlebniswelt am Ring zu sehen sein wird. Heinz-Werner Lenz stand im Mittelpunkt eines gut vierminütigen Berichts in der ZDF-Drehscheibe. Und Sohnemann Sascha ist zusammen mit Gerd Körber Hauptsdarsteller eines Filmberichts der Pro Sieben-Reihe Galileo. Der offizielle TGP-Film lief bereits in der letzten Woche im D:SF, und für alle, die ihn verpasst haben oder noch einmal sehen wollen, wird das Video ab morgen hier auf diesem WebPortal zu sehen sein – wie schon der Bericht vom letzten Jahr.