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Der Samstag in Albacete

Der Samstag in Albacete

02. Juni 2007Albacete - Während des ganzen Tages herrschte nahezu wolkenloser Himmel bei anhaltendem Wind, der die Temperaturen erträglich hielt. Schon im ersten Freien Training purzelten die Rundenrekorde reihenweise und dieser Höhenflug der RaceTruck-Piloten hielt dann auch an. Im Zeittraining unterbot Polesetter Antonio Albacete (MAN) mit 1:54,336 den offiziellen Rundenrekord von Ralf Druckenmüller auf einem VW-Titan-SuperRaceTruck um tatsächlich eineinhalb Sekunden. Nur 3 Zehntel dahinter belegten Jochen Hahn (Mercedes-Benz) und Markus Bösiger (Buggyra-Freightliner) die weiteren Startplätze für das erste Quali-Race. Und dieses begann dann ausgesprochen hitzig und turbulent. Die Temperaturen waren auf knapp unter 30 Grad angestiegen, der Asphalt war sogar mehr als 42 Grad heiß, doch die Gemüter erhitzten sich noch wesentlich mehr, denn kaum jemand konnte verstehen, dass nicht die rote Flagge geschenkt und das Rennen abgebrochen wurde.
Zunächst gewann Albacete das Startduell gegen Hahn, Bösiger klemmte direkt dahinter. Gerd Körber und Egon Allgäuer zogen mit ihren gelben MAN rechts und links an David Vrsecky (Buggyra-Freightliner) vorbei. Ausgangs der ersten Kurve schien Vrsecky Allgäuers Truck leicht berührt zu haben, möglicherweise war der Österreicher aber auch nur einen Tick zu schnell. Jedenfalls driftete der MAN weit nach Außen, wirbelte einen Reifenstapel durch die Luft und schoss dann wieder quer auf die Strecke zurück. Hier erwischte Allgäuer den Truck seines Teamkollegen Körber vorn links. Der Deutsche drehte sich und donnerte quer durchs Kiesbett. Eine riesige Staubwolke ließ den Rest nur noch erahnen. Während Allgäuer Pirouetten drehte, sausten die Konkurrenten links und rechts an ihm vorbei. Chris Levett (MAN) rutschte bei seinem Ausweichmanöver von der Piste und landete anschließend auf der Leitplanke. Die Strecke war von Schrott und Plastik übersät. Wie in Spanien üblich rasten die Streckenposten sofort unter völliger Missachtung jeglicher Gefahr quer über die Strecke und sammelten die größten Brocken auf. Körber, Allgäuer und Levett hingen in den Auslaufzonen, und jedermann rechnete nun eigentlich mit dem Rennabbruch, aber nichts der Gleichen geschah. Stattdessen zog Albacete weiter seine Runden, gefolgt von Hahn und Bösiger. Mitte des Rennens verschaltete sich der Spanier, Hahn nutzte die Chance und zog an dem roten MAN vorbei. Dabei entwickelte der Mercedes-Pilot solch einen Tempoüberschuss, dass es ihn von der Piste trug. So konnte nicht nur Albacete die Spitze zurückerobern, auch Bösiger zog noch an Hahn vorbei. In dieser Reihenfolge passierte das Trio schließlich auch die Ziellinie. Infolge der chaotischen Verhältnisse, war Vrsecky mit seinem stark gezeichneten Truck ins Mittelfeld zurückgeworfen worden, konnte sich im Laufe des Rennens dann aber wieder bis auf die 6. Position vorkämpfen. Stuart Oliver und Jose Rodrigues (beide MAN) nutzten die Gunst der Stunde und fuhren auf die Plätze 4 und 5 vor. Hinter Vrsecky belegten Javier Mariezcurrena, Jo Adua, (beide MAN) Antonio Conejero (Iveco) und Simeon Martin (Renault) die weiteren Punkteränge.
Allgäuer bekam seinen Truck schließlich wieder ans Laufen und belegte am Schluss noch den 13.Rang, Markus Oestreich (MAN) war wegen eines Motorschadens erst gar nicht in die Startaufstellung gefahren.
Das Cup-Race verlief dagegen ausgesprochen wohlgeordnet, zumindest im Vergleich zur Siegerehrung. Albacete fuhr unter dem Jubel seiner spanischen Fans einen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Mehrfach sah es zwar so aus, als könne Bösiger ihm die Führung abjagen, doch der Spanier, der mit 1:56,587 auch die schnellste Rennrunde fuhr, parierte jeden Angriff und rettete sich schließlich mit gerade 4 Zehntel Sekunden Vorsprung ins Ziel. Hahn lag mit nur einer Sekunde Abstand in Lauerstellung, immer auf einen Fehler der beiden Streithähne an der Spitze hoffend. Vrsecky hatte Rodrigues und Oliver niedergekämpft und folgte dem Spitzentrio in knappem Abstand. Ein phantastisches Rennen fuhren Allgäuer und Oestreich. Die beiden MAN-Piloten waren aus der 13. bzw. 24.Startposition ins Rennen gegangen. Allgäuer hatte sich schon nach zwei Runden auf den 6. Rang vorgekämpft und lieferte sich dann über sieben Runden einen harten Fight mit Stuart Oliver. In der Zwischenzeit hatte auch Oese aufschließen können, und gemeinsam zogen die beiden Truckrace-„Oldies“ schließlich an dem englischen Exeuropameister vorbei. Und dann begann ein Duell auf Biegen und Brechen. In der vorletzten Runde kam Allgäuer schließlich etwas von der Strecke, nahm dabei noch einen Reifenstapel mit und musste nicht nur Oese, sondern auch noch Oliver passieren lassen. So blieb dem Österreicher letztendlich doch nur der 7. Platz vor Rodrigues, Adua und Mariezcurrena. Körbers Truck konnte rechtzeitig repariert werden, doch wegen eines Schadens an der Hinterachse musste der Rheinauer nach nur drei Runden das Rennen aufgeben. Der MAN von Chris Levett wird vorrausichtlich erst morgen wieder einsatzbereit sein.
Die abschließenden Siegerehrungen dauerten beinahe genauso lange wie das Rennen. Irgendwie steckte der Wurm drin. Die Fans ließen sich aber nicht davon beeindrucken und stimmten schließlich selbst die spanische Nationalhymne an. Und dann gab es noch die Siegerehrung zur Spanischen Meisterschaft, Albacete vor Hahn und Mariezcurrena und die Siegerehrung für die Teamwertung, Buggyra vor Team Hahn und Team Allgäuer. Und kaum etwas wollte so richtig klappen.
Eher dubios war dann schließlich auch noch die als offiziell veröffentlichte Punkteliste der Gesamtwertung, die niemand mehr nachvollziehen konnte. Sicher ist, dass Markus Bösiger weiterhin mit 139 Punkten in Führung liegt vor Antonio Albacete (100), David Vrsecky (87), Jochen Hahn (85) und Gerd Körber (66).