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Zolder Drumherum

Zolder Drumherum

25. Mai 2007Trotz des überwiegend guten Wetters herrschte auch in Zolder nicht nur eitel Sonnenschein. Ziemlich enttäuschend war die Zuschauerresonanz mit gerade Mal 12.000, vor kurzem waren es noch 30 bis 40 Tausend. Insbesondere der Samstag war ungewohnt ruhig, da konnte auch der relativ gute Sonntagsbesuch nichts mehr wettmachen. Nun war dieser Lauf zur FIA European Truck Racing Championship in Zolder vom gewohnten September-Termin auf den Mai verlegt worden. Zudem war der Donnerstag auch in Belgien ein Feiertag, und so wurde gemutmaßt, dass viele Fans sich eben lieber ein langes Urlaubswochenende gegönnt hätten. Im nächsten Jahr, davon ist man überzeugt, werden es wieder mehr Zuschauer sein. Aber es waren ja nicht nur die mäßigen Besucherzahlen, die die Teams und Sponsoren irritierten.
Das Fahrerlager ist in seiner lang gestreckten Form mit der Verengung in Höhe der Boxengasse nun mal ausgesprochen unglücklich angelegt. Jahrelang war dann gerade auch noch hier der Parc Fermé und die Aufstellung der Trucks, bevor sie auf die Piste gelassen wurden. Das hatte man nun geändert und an dieser Stelle Teams aus den Serien des Rahmenprogramms untergebracht; allein für die Trucks gab es jetzt sehr viel Platz im unteren Fahrerlager. Dennoch herrschte gerade am Donnerstag und auch noch am Freitag ziemliche Gereiztheit. Angeblich hatten Teams sich dort platziert, wo sie gar nicht hingesollt hätten, die Planung hätte mehrfach geändert werden müssen. So kam denn auch nicht unbedingt immer das zusammen, was zusammen gehörte. Dennoch blieb im eigentlich für die Trucks vorgesehen unteren Fahrerlager letztendlich jede Menge Freiraum, auf dem auch das Renault Team von Frankie Vojtisek mit seinem aufwändigem Gästezelt bestens Platz gefunden hätte. So mussten sich Vojtisek und Simeon Martin von ihrem Standplatz ganz am Anfang des engen Fahrerlagers mit ihren schweren Trucks zunächst über mehrere hundert Meter eine Gasse durch die Massen bahnen, um zur Start-Voraufstellung zu kommen. Und nach dem Rennen ging es genau so mühsam vom Parce Fermé wieder zurück. Am Samstag war das noch nicht ganz so problematisch, am Sonntag hatte die Rennleitung dann vor dem Start zum letzten Rennen endlich ein Einsehen und lotste Vojtiseks RaceTruck durch die Boxengasse an den Zuschauermassen im Fahrerlager vorbei. Martin trat wegen eines Kupplungsschadens nicht mehr an.
Die freien Plätze waren derweil von Wohnmobilen der anderen Serien belegt worden, obwohl man bei der Einfahrtsgenehmigung eigentlich ziemlich restriktiv vorgegangen war. Das bekamen dann auch Servicetrucks zu spüren, die dringend benötigte Ersatzteile nach Belgien geschafft hatten. Zunächst bedurfte es ungemein viel Überzeugungskraft, bis die Posten an der Eingangsschranke diese dann auch öffneten. Doch dann ließ auch schon mal wenige hundert Meter weiter ein Zwischenposten seine Macht spielen und einmal einen Transporter gut eine Stunde warten, bis die Weiterfahrt erlaubt wurde. Die Mechaniker warteten zwischenzeitlich im Paddock voller Ungeduld auf die Teile.
Trotz allem standen aber doch die Rennen im Vordergrund. Am Sonntagabend wurden im Pressezentrum schon erste Wetten auf Bösigers Meisterschaft angeboten. Doch jeder im Truckracing weiß, welche Unwägbarkeiten häufig über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Und insbesondere Buggyra-Renningenieur Mario Kress weist immer wieder daraufhin, dass die Freightliner in Barcelona und Zolder immer ausgesprochen gut dabei waren, und es eben auch noch Strecken gibt, wo die RaceTrucks aus Roudnice in der Vergangenheit nicht ganz so gut ausgesehen haben. Und damit tröstet sich auch die Konkurrenz. In Zolder konnte Mercedes-Pilot Jochen Hahn das Tempo der Buggyras am besten mithalten. Aus der riesigen MAN-Armada scheinen derzeit Antonio Albacete und Gerd Körber die besten Karten zu haben, beide sind mit den neuen Common-Rail-Modellen unterwegs. Egon Allgäuer hält mit seinem modifizierten „Vorjahres“modell auch bestens mit der Spitzengruppe mit, obwohl er in Zolder am zweiten Renntag – nach dem Samstagscrash mit Stuart Oliver – mit einem geschienten Mittelfinger ins Rennen gehen musste.
Vojtisek stand in Zolder endlich da, wo man ihn eigentlich schon in Barcelona erwartet hatte. Nach Angaben der Techniker hatte man in der siebenwöchigen Pause beim Durchchecken des Renault-Renntrucks noch ein paar PS „gefunden“, und schon qualifizierte sich der Tscheche für die zweite Startreihe.
Mit Jose Rodrigues hat – wie schon im letzten Jahr Chris Levett in Jarama – ein Gastfahrer EM-Punkte gewonnen. Rodrigues hat angekündigt als Race-by-Race-Pilot bis auf Nogaro, da wird der Sohnemann zur Kommunion gehen, bei sämtlichen Rennen starten zu wollen. Somit ist es durchaus möglich, dass der Portugiese das eine oder andere Mal auch einem Titelaspiranten ein paar Punkte wegschnappen wird. Prinzipiell sollten Punkte aber allein den im FIA-Championat gemeldeten Piloten vorbehalten bleiben, wie es auch schon immer gewesen ist, und wie es die Statistik dieses WebPortals bei der automatischen, differenzierten Berechnung der Punkte bereits seit 2004 auch vorsieht. Zudem gibt es in diesem Jahr möglicherweise auch keine offiziellen FIA-Punktelisten mehr direkt an der Strecke. Seitens der FIA verzichtete man auf die weitere Mitarbeit des langjährigen FIA-Koordinators, in dessen Aufgabenbereich eben auch diese Punktelisten fielen. So verwundert es kaum, dass speziell bezüglich der Teamwertung unterschiedlichste Punktestände veröffentlicht wurden, da jedermann daran ging, sie selbst zu errechnen. Für die Fahrer gab es ja die von „truckracing.de / truckrace.info“.
Bekanntlich hatte die FIA in Barcelona ja kurzfristig entschieden, die Punkte für die Teamwertung nicht analog aus der Fahrerwertung zu übernehmen, sondern für die 8 teilnehmenden Piloten eigene Wertungstabellen geschaffen. Ab Albacete wird es hier eine auf dieser Basis automatisch errechnete Tabelle auch für die Teams geben. Aktuell sieht es so aus, dass das Team Buggyra mit 198 Punkten klar an der Spitze liegt vor Team Allgäuer (133), Team Hahn (94) und dem Team von Frankie Vojtisek mit 82 Punkten.
Aber es gibt noch eine Premiere, eine ganz heimliche. Seit Zolder ist nach längerer Testphase auch die PDA-Version dieses WebPortals öffentlich zugänglich. Unter www.truckrace.mobi kann man per Mobilfunk eine auf die wesentlichsten Informationen optimierte Website sehen, in Deutsch und in Englisch.