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Der Freitag in Zolder

Der Freitag in Zolder

18. Mai 2007Zolder - Nachdem es seit Tagen immer wieder mehr oder weniger heftig geregnet hatte, blieb es heute endlich trocken. Durch die leichte Wolkendecke blinzelte immer wieder die starke Maisonne, es wurde wirklich angenehm warm. Unangenehm dagegen stößt Manchem das Drumherum auf. Die Lockerheit der vergangenen Jahre, die Zolder immer einen gewissen Charme verlieh, ist mittlerweile verflogen. Schon seit dem letzten Jahr wird das neue Scannersystem restriktiv gehandhabt. Der Campingplatz inmitten der Rennstrecke ist mittlerweile mit kräftigen Rolltoren versehen, damit verständlicherweise auch alles seine Ordnung hat. Im Paddock selbst dagegen herrschte am Donnerstag leichte Konfusion, da offensichtlich die Aufbauten von VIP-Zelten und die Verteilung der Standplätze nicht ausreichend abgesprochen waren. Ab dem ersten Freien Training lag der Focus aber wieder ganz auf Truckracing.
Erstmals in dieser Saison dabei ist Mikael Johansson. Der junge Schwede ist im Zivilberuf Autolackierer, speziell für Trucks, und auch als Stuntman tätig. Und hier hat Johansson sein Faible für Truckracing entdeckt. Seinen knallroten Scania-Hauber bewegt er denn auch ausgesprochen spektakulär über die Piste, nicht selten hängt eines der Hinterräder in der Luft.
Neben Johansson gibt es noch zwei weitere Piloten, die hier in Zolder ihr Saisondebüt geben, Jose Rodrigues und David Patalacci. Während der Franzose weiter mit seinem alten DAF unterwegs ist, hat der junge Rodrigues mittlerweile von David Atkins den MAN erstanden, mit dem im letzten Jahr noch Markus Bösiger unterwegs war. Zu aller Überraschung erschien Noel Crozier mit einem MAN-TGA in Zolder, also einem Fahrzeug, das nicht aus seinem unendlich scheinenden Fundus stammen konnte. Tatsächlich hat das Truckracing-Urgestein für die französische Meisterschaft einen neuen RaceTruck aufgebaut, und lässt diesem in Zolder vom MAN-Service-Team einen neuen Motor einpflanzen. Zudem hofft der Franzose auch noch, ein paar Testrunden drehen zu können.
Im ersten Freien Training setzte dann Markus Bösiger bei seinem überragenden Auftritt in Barcelona an. Auf seinem Buggyra-Freightliner markierte der Schweizer mit 1:59.914 die Bestzeit, knapp gefolgt von Titelverteidiger Antonio Albacete. Die Überraschung des Tages war sicherlich Frankie Vojtisek, der mit seinem Renault hinter David Vrsecky aber noch vor Egon Allgäuer und Gerd Körber auf die vierte Position fuhr. Allerdings hatten die Zeiten des ersten Freien Trainings einen kleinen Schönheitsfehler. Aus welchen Gründen auch immer war es dem Veranstalter nicht gelungen, in alle Trucks einen Zeitentransponder einzubauen. So blieb denn u.a. auch Jochen Hahn ohne offizielle Zeit.
Im zweiten Freien Training zeigte der Mercedes-Pilot dann aber, dass er bestens vorbereitet nach Zolder gekommen ist. Schließlich ist dies hier nicht gerade eine der Lieblingsstrecken des Schwaben. Im letzten Jahr verlor er hier seine Führung im Championat, 2002 hatte er hier seinen schweren Überschlag, und 3 Jahre zuvor hatte Vater Konrad hier den schwersten Unfall seiner Rennkarriere. Mit 1:59.465 unterbot er Bösigers Bestzeit aus dem ersten Lauf noch einmal um gut eine halbe Sekunde. Auch Albacete konnte sich noch einmal verbessern, ebenso wie Vrsecky und Vojtisek, der als Vierter erneut Körber und Allgäuer hinter sich lassen konnte. Auf gleichem Zeiten-Niveau fuhren Chris Levett und Stuart Oliver. Für das morgige Zeittraining eine ausgesprochen spannende Konstellation.