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Der Samstag in Barcelona

Der Samstag in Barcelona

31. März 2007Barcelona - In der Nacht hatte es kräftig geregnet, zudem war es am Morgen ausgesprochen kalt, und mancher ärgerte sich, seine Wintersachen nicht mitgenommen zu haben. Der Himmel blieb zwar bewölkt, hin und wieder lugte aber auch schon mal Sonne durch. Das reichte allerdings nicht, die Piste bis zum ersten Freien Training abtrocknen zu lassen. So gestaltete sich der erste Auftritt der RaceTrucks in dieser Saison auch ausgesprochen turbulent. Dreher waren an der Tagesordnung, einige Piloten durchpflügten auch das Kiesbett, andere blieben gar darin stecken. Ganz haarig wurde die Situation als kurz vor Schluss Antonio Albacete mit ungeheurem Tempo auf die beinahe 180 Grad-La Caixa-Kurve zustürmte. Die Trucks fahren im Gegensatz zu der F1 hier noch den alten Kurs mit der lang gezogenen Linkskurve, und auch durch die neue Haken-Schikane - einige Hundert Meter weiter - müssen sich die 5-Tonnen-Kolosse nicht quetschen. Albacetes MAN raste in der La Caixa einfach geradeaus und kam gerade einmal einen Meter vor dem Betonwall zum Stehen.
Doch dann zogen die Marshalls und Streckenhelfer tatsächlich bei noch laufendem Training den roten MAN wieder rückwärts bis auf die Piste, während die restlichen Trucks an ihnen vorbeirauschten. Das zweite Training verlief dagegen völlig unspektakulär und untermauerte die derzeitige Favoritenstellung der Buggyra-Freightliner. Auch im anschließenden Zeittraining unterstrichen Markus Bösiger und David Vrsecky noch einmal eindeutig ihre Vormachtposition. Schon anfangs legten die beiden Buggyra-Piloten Zeiten auf die Piste, an denen sich anschließend die Konkurrenz die Zähne ausbiss. Am Ende hatte dann Bösiger die Nase vorn, knapp dahinter Vrsecky. Den dritten Startplatz holte sich mit Antonio Albacete der erste MAN-Pilot vor Mercedes-Einzelkämpfer Jochen Hahn.
Im folgenden Quali-Race übernahmen die beiden Freightliner gleich die Spitze und gaben sie bis ins Ziel auch nicht mehr ab. Sieger Bösiger konnte sich von seinen Verfolgern noch leicht absetzen. Auch Vsreckys zweiter Platz war ziemlich ungefährdet, konzentrierten doch Albacete und Hahn all ihre Kräfte auf ihren Fight um den dritten Rang. Zwar schien es häufig so, als sei der Mercedes-Pilot einen Tick schneller, immer wieder klopfte er beim Spanier an, doch bis zum Ziel behielt Albacete die Nase vorn. Gerd Körber fuhr ungefährdet auf der 5. Position ein, vor Jean-Philippe Belloc (beide MAN). Gegen Ende des Rennens rückte dem Franzosen allerdings mit Egon Allgäuer ein weiterer MAN-Pilot kräftig auf die Pelle. Rundenlang hatte sich der Österreicher mit Frankie Vojtisek den spannendsten Zweikampf des Rennens geliefert, nachdem der Tscheche zuvor am Start an ihm vorbeigezogen war. In der drittletzten Runde endlich konnte Allgäuer den roten Renault passieren. Den neunten Platz belegte unangefochten Altmeister Stuart Oliver, vor Chris Levett, der den neuen Mann aus Tschechien, Michel Dolak,(alle MAN) auf den undankbaren 11.Rang verweisen konnte – nur bis Platz zehn gibt es Punkte.
Das abschließende Cup-Race verlief da schon etwas dramatischer. Bereits in der Startphase krachte es einige Male, ohne dass sich die Truckracer vom Weg abbringen ließen. Die Trucks hingegen hatten schon einige Blessuren abbekommen, worunter aber meist nur die Optik litt. So knallte Belloc dem Mercedes von Jochen Hahn bereits auf der Startgeraden aufs Heck, ohne dass es den Schwaben auch nur ein bisschen beeindruckt hätte. Eine Runde später musste Hahn jedoch ausgangs der Zielgeraden quer durchs Kiesbett, wodurch er vom 4.Platz bis auf den 12.Rang zurückfiel. In einer atemberaubenden Aufholjagd kämpfte der Altensteiger sich dann wieder bis auf die 6. Position vor. An der Spitze konnte Markus Bösiger seinen Verfolgern bereits in der ersten Runde mehr als eine Sekunde abnehmen und fuhr einem sicheren Start-Ziel-Sieg entgegen. Teamkollege Vrsecky hingegen musste sich gleich der Angriffslust des Lokalmatadoren Albacete beugen. Anfangs schien es so, als könne der Tscheche dem Spanier den zweiten Platz dann doch wieder abjagen. Kurz vor Schluss fiel er jedoch dramatisch zurück und musste sogar befürchten, noch von Gerd Körber passiert zu werden. Der Rheinauer hatte sich während des ganzen Rennens der Angriffe seines Teamchefs Egon Allgäuer erwehren müssen, und in der letzten Runde sah er dann noch Chancen, aufs Podium zu kommen. Mit gerade noch 2 Zehntel Sekunden rettete Vrsecky schließlich seinen Vorsprung ins Ziel. Im Sekundenabstand folgten Allgäuer und Hahn. Doch es sollte noch ganz anders kommen. Bei Vrsecky hatte sich die Antenne des GPS-Systems zur Messung des Speedlimits gelöst. Dadurch gab es Unregelmäßigkeiten bei der Übertragung der Geschwindigkeit, und das zog automatisch eine 10-Sekunden-Strafe wegen Overspeed nach sich. So sprang dann schließlich Körber doch noch aufs Treppchen, Allgäuer wurde Vierter und Hahn rutschte auf den 5. Platz vor. Hinter Vrsecky erreichte sein Landsmann Vojtisek den 7.Rang vor Stuart Oliver und Vojtiseks spanischem Team- und Markengefährten Simeon Martin. Schon an seinem ersten Renntag gelang es dem tschechischen Rookie Michal Dokal, einen Punkt zu erkämpfen.
Die Gesamtwertung führt natürlich Markus Bösiger mit der Idealpunktzahl 30 an vor Albacete (23), Körber (18), Vrsecky und Hahn (je 15) sowie Allgäuer (14).
Die Teamwertung gewann Buggyra vor Team Allgäuer und Team Hahn.