Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Le Mans  Drumherum

Le Mans Drumherum

23. November 2006Dass es nun mit unserem „Drumherum-Bericht“ nach Le Mans wesentlich länger gedauert hat als normal, lag nicht unbedingt nur daran, dass wir die Geschehnisse sich noch etwas setzen lassen wollten und die nächtliche Party erst einmal verdauen mussten. Tatsächlich gab es eine ganze Reihe von Unverständlichkeiten und wohl auch Missverständnissen bis hin zu Ärgernissen. Vorab hatte es allerdings mit dem Aufbau des Paddocks – durch das persönliche Eingreifen Fabien Calvets – wesentlich besser geklappt, als ursprünglich befürchtet worden war. Nur scheint es in Le Mans noch mehr als anderswo ungemein viele Leute zu geben, die meinen, etwas zu sagen zu haben. Und dann kommt es zu Dissonanzen, die häufig nur in Verständigungsproblemen ihren Ursprung haben, denn kaum jemand von denen, die dort für Ordnung sorgen sollen, spricht neben französisch noch eine andere Sprache. Die maßlos übertriebenen Kontrollen sorgen allerdings grundsätzlich für Verärgerung. Am Samstagmorgen haben wir uns bei der Einfahrt durch den Südeingang neun Kontrollen unterwerfen müssen – zwei innerhalb von gerade mal 10 Metern – und dafür insgesamt rund dreißig Minuten gebraucht.
Doch bleiben wir erst einmal beim Paddock. Die internationalen FIA-Piloten werden nie verstehen, warum eigentlich nur die französischen Teams in das großzügigere ebene Fahrerlager mit den anschließenden Boxen dürfen, wohingegen sich die ausländischen Teams trotz zumeist erheblich größeren Platzbedarfs auf dem abfallenden Parkplatz mit überall störenden Bordsteinen drängeln müssen. Folglich gab es nach Le Mans auch schon geharnischte Protestschreiben Betroffener an die FIA.
Die massiven Bauarbeiten innerhalb des Streckengeländes verstärkten die Problematik nun auch noch, andererseits wecken sie auch Hoffnungen auf künftig bessere Verhältnisse.
Für das Wetter kann natürlich niemand etwas. Allerdings ist es in den vier Jahren, in denen das Finale der Truck-EM nun jeweils Ende Oktober in Le Mans stattfand, kaum einmal zu einem vom Wetter unbeeinflussten Rennwochenende gekommen. Im nächsten Jahr liegt der Renntermin in Le Mans im September, sodass auch Aussicht auf eine Besserung in dieser Hinsicht besteht.
Für die Medienvertreter gab es gegenüber dem letzten Jahr etwas Unerwartetes. An internationalen Rennstrecken ist eigentlich mittlerweile ein Funknetzwerk üblich, das auch das Arbeiten im Internet außerhalb der teilweise doch recht knappen Öffnungszeiten der Pressezentren erlaubt. In Le Mans gab es das auch im letzten Jahr, diesmal wurden nur noch kabelgebundene Leitungen im Pressezentrum bereitgestellt, auch wenn diese – entgegen der ursprünglichen Ankündigungen – nun gebührenfrei waren.
Es wird sicherlich nie eine plausible Erklärung dafür geben, dass es akkreditierten Journalisten nur unter strengster Kontrolle und nur mit Mediawesten einer bestimmten Farbe erlaubt ist, diverse Photographenplätze entlang der Piste aufzusuchen, während die Familien der Marshalls und Abschlepptruckfahrer dort ihre Campingtische aufbauen und Kinderwagen abstellen. Ähnliche Szenarien gibt es allerdings nicht nur in Le Mans.
In der letzten Nacht der Saison wurden dann nach der FIA-Feier bei den Partys von Mercedes-Benz im Hahn-Zelt und von MAN im Bernau-Zelt Freundlichkeiten ausgetauscht, von denen man nach dem Saisonverlauf nie gedacht hätte, dass es jemals dazu kommen würde. Getreu dem Motto nach der Saison ist vor der Saison, war eigentlich auch damit gerechnet worden, dass spätestens jetzt die Protagonisten im Truckracing definitiv bekannt geben würden, wie ihr Engagement im nächsten Jahr denn aussehen würde. Doch gerade bezüglich Mercedes-Benz gibt es bis heute noch nicht die Entscheidung, auf die eigentlich alle gehofft hatten, während Renault und gerade auch MAN schon vorab hatten verlauten lassen, dass sie in 2007 ihr Engagement forcieren würden. Truckracing ist aber Wettkampf, und der macht nur Sinn bei ebenbürtiger Konkurrenz. Es gab Jahre, da war es allein Einzelkämpfer Jochen Hahn, der in der Spitzengruppe den scheinbar allmächtigen MAN-RaceTrucks Paroli bot. Im letzten Jahr kamen dann die Buggyra-Freightliner hinzu, und diesmal waren unter den ersten Zehn gerade mal noch vier MAN. Und diese Vielfalt macht auch einen Großteil des Reizes der FIA European Truck Racing Championship aus.