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Der Samstag in Le Mans

Der Samstag in Le Mans

28. Oktober 2006Le Mans - Bei der gegenwärtigen Großwetterlage und den relativ hohen Temperaturen war klar, vereiste Pisten würde es nicht geben, aber gegen Nebel ist man eben nicht gefeit. Und einmal mehr galt: The same procedure as every year. Und so war dann auch der erste offizielle Programmpunkt das Fahrer-Briefing um 11:15 Uhr. Dort wurde verkündet, dass es nur ein Freies Training geben werde. Bis zum Start um 13:00 hatten die Piloten dann noch ausreichend Zeit, den zahlreichen Fans im übervollen Fahrerlager Autogramme zu geben. Obwohl die Piste im Freien Training noch recht feucht und glitschig war, ging alles problemlos über die Bühne. Und die diesjährigen Protagonisten im Truckracing gaben auch hier gleich den Ton an.
Im anschließenden Zeittraining auf der immer noch nicht ganz abgetrockneten Piste war Gerd Körber auf seinem Freightliner (2:09.530 Min.) dann eine Klasse für sich. Mit 1,2 Sekunden Rückstand führte Niko Pulic (Mercedes-Benz) das Verfolgerfeld an vor Antonio Albacete (MAN), Markus Oestreich und Jochen Hahn. Diese Gruppe trennte dann aber nicht einmal mehr zwei Zehntel Sekunden.
Im folgenden Quali-Race behauptete Körber souverän seine Pole vor Niko Pulic und Antonio Albacete. Ausgangs der Dunlop-Schikane gerieten Markus Oestreich und der von der achten Position nach vorn geschossene Jose Rodrigues sich ins Gehege. Der Deutsche drehte sich ebenso wie Adam Lacko. Heinz-Werner Lenz konnte nicht mehr ausweichen, sein Iveco und Oeses Mercedes krachten ineinander. Lenz fuhr direkt in die Box, während Oestreich mit seinem waidwund geschlagenen Euroline-Truck zu einer eindrucksvollen Verfolgungsjagd ansetzte. An der Spitze konnten sich Körber und Pulic leicht absetzen und passierten so letztendlich auch relativ unbedrängt die Ziellinie. Bei Albacete hieß die Devise sicherlich: Safety first, und so ging der Spanier denn auch jedem Scharmützel aus dem Weg. Zunächst zog Hahn am Spanier vorbei und anschließend auch noch an David Vrsecky. Doch Albacete waren eben diese sechs Punkte für den 5.Platz wesentlich wichtiger als ein riskanter Zweikampf für eine eventuelle bessere Platzierung. Hinter Markus Bösiger, Lacko und Markus Altenstrasser fuhr Oestreich schließlich noch vom Ende des Feldes bis auf den neunten Platz vor.
Das Cup-Race sollte gemäß des neuen Zeitplans eigentlich um 17:00 Uhr beginnen. Doch das war vom Veranstalter eh schon sehr optimistisch gedacht. Dann aber passierte das, was nicht hätte passieren dürfen und letztendlich den Zeitplan um weitere 45 Minuten aus dem Takt brachte. Genau am gleichen Punkt, an dem Markus Oestreich bereits im vorherigen Rennen das Schicksal ereilte, traf es ihn nun erneut. Diesmal waren alle drei Piloten mit dem Vornamen „Markus“ beteiligt. Altenstrasser touchierte Bösiger, der Schweizer drehte sich und der Österreicher knallte seinem Markenkollegen voll gegen die Vorderachse. Oese konnte gerade noch ausweichen, blieb dann aber im Kies hängen. Bewegungsunfähig stand der Bösiger-MAN quer auf der Fahrbahn, ein sofortiger Rennabbruch war die unausweichliche Folge. Während Markus Bösiger schnell mit dem Motorrad ins Fahrerlager gebracht wurde, dauerte es lange, bis auch der Truck des Schweizers endlich abgeschleppt werden konnte. Der Abbruch erwies sich als Glücksfall für Körber, denn der Buggyra-Pilot war beim Start mit Pulic arg aneinander geraten. Während das Starterfeld langsam wieder in seine ursprünglichen Positionen eingewiesen wurde, durften der Deutsche und der Kroate noch kurzfristig ihre beschädigten Reifen auswechseln. Zwischenzeitlich war es viertel vor sechs und die Dämmerung brach über Le Mans herein, als das Cup-Race zum zweiten Mal gestartet wurde. Leidtragender des Restarts war dann Niko Pulic. Hatte sich der Kroate beim ersten Start mit Körber angelegt, so legte sich nun dessen Teamkollege Vrsecky mit Pulic an, wobei der Tscheche das bessere Ende für sich behielt. Körber war zwischenzeitlich von der Spitze aus davon geeilt, Hahn hing ihm direkt an der hinteren Stoßstange. Albacete hatte das Scharmützel zwischen Pulic und Vrsecky nutzen können, um sich vor dem Buggyra-Piloten auf die vierte Position vorzuschieben. Hahn startete derweil permanente Angriffe auf Körber. Immer wieder sah es so aus, als könne der Altensteiger nun vorbeiziehen, doch der Rheinauer konterte jede Attacke. Drei Runden vor Schluss platzte am Hahn-Truck ein Luftschlauch, und der Mercedes musste dann schließlich sogar Albacete, Vrsecky und in der letzten Runde dann auch noch Oestreich passieren lassen. Der Petersberger hatte sich von dem Missgeschick beim ersten Start nicht beirren lassen und von der neunten Startposition auf den vierten Platz vorgekämpft. Während Pulic schon nach einer Runde in die Box fahren musste, lag der dritte Euroliner-Pilot, Jochen Mass, lange Zeit mit Oeses altem Truck in den Punkterängen. Erst in der letzten Runde fiel der Deutsche dann doch noch auf den 11.Platz zurück.
Am Ende des vorletzten Renntages der diesjährigen Saison liegt Albacete nun 23 Punkte vor Körber. Selbst wenn der Rheinauer eine weiteres Mal solch Superläufe mit der maximalen Punktzahl auf die Piste zaubern sollte, würden dem Spanier zwei Ergebnisse in den mittleren Punkterängen reichen, um seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Den dritten Platz im Championat beanspruchen Hahn und Oestreich. Die beiden Mercedes-Fahrer trennen derzeit nur 13 Punkte, wobei der Schwabe allerdings die besseren Aussichten hat.