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Der Samstag in Zolder

Der Samstag in Zolder

09. September 2006Zolder - Strahlendblauer Himmel – wesentlich besser als vorhergesagt – verwöhnte die zahlreichen Zuschauer am Samstag in Zolder. Tags zuvor war seitens der Rennleitung schon geklärt worden, dass die maximale Anzahl für die Rennen der RaceTrucks auf 28 erhöht werden würde. So war sichergestellt, dass alle gemeldeten Trucks auch tatsächlich würden starten können. Am Zeittraining konnten dann auch die beiden für das FIA-Championat gemeldeten Piloten Ross Garrett und Avelino da Silva Reis wegen technischer Probleme nicht teilnehmen. Nachdem man nun kurzfristig die Starterzahl erhöht hatte, erübrigte sich auch jegliche Diskussion, ob es nun eine Bevorzugung der FIA-Piloten gegenüber den Race-by-Race-Startern geben sollte.
Im Zeittraining gab es nun erstmals beim Truckracing den Einsatz der von der F1 bekannten Lollipops mit Stop- und Go-Signalen. Manche Teams hatten offensichtlich vergessen, in der heimatlichen Werkstatt etwas wirklich professionell Aussehendes herzustellen und präsentierten nun noch kurzfristig in Zolder angefertigte „Prototypen“. Pech hatte Markus Oestreich an dessen Mercedes schon anfangs auf der bis dahin schnellsten Runde beide vorderen Bremsscheiben brachen. Dennoch hielt der Petersberger lange Zeit den dritten Startplatz. Erst in seiner letzten Runde schaffte es Antonio Albacete noch, mit seinem MAN Oeses Zeit zu unterbieten. Die erste Startreihe hatten sich unangefochten die beiden Buggyra-Piloten David Vrsecky und Gerd Körber mit ihren blauen Freightlinern gesichert.
Und auch das Quali-Race wurde ein Triumph für Buggyra. Körber kam beim fliegenden Start wesentlich besser in Fahrt als Vrsecky und sicherte sich gleich die Führung, die er bis in Ziel auch nicht mehr abgab. Hinter sich wusste der Deutsche seinen tschechischen Teamkollegen, und da Albacete während der ganzen neun Runden trotz ständiger Angriffsversuche einfach keine Gelegenheit fand, an dem Freightliner vorbei zukommen, fuhr Körber einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Oestreich blieb bei der Konstellation nichts anderes übrig, als wenige Meter dahinter einfach nur darauf zu warten, dass die beiden Kampfhähne aus Tschechien und Spanien sich gegenseitig Probleme bereiten würden, von denen er dann profitieren könnte. Doch da hoffte der Deutsche vergeblich und musste sich letztendlich mit dem vierten Platz zufrieden geben. Jochen Hahn vervollständigte die Spitzengruppe auf dem fünften Rang. Mit einigem Abstand folgten die Verfolger angeführt von Frankie Vojtisek. Wenige hundert Meter vor der Zieldurchfahrt verlor der Tscheche in der Jacky-Ickx-Schikane die Kontrolle über seinen Renault und musste kurzfristig durchs Kiesbett. Das nutzten die beiden MAN-Piloten Markus Altenstrasser und Jose Rodrigues um Vojtisek zu passieren. Mit ganz knappem Vorsprung rettete der Renault-Pilot schließlich noch seinen 8.Platz vor Markus Bösiger (MAN) ins Ziel. Pech hatte Adam Lacko. Aussichtsreich in der Verfolgergruppe liegend musste der Tscheche seinen MAN mit Kupplungsschaden in der Boxenzufahrt abstellen.
Bekanntlich ist Zolder eine der Lieblingsstrecken von Gerd Körber, es gibt kaum andere Rennpisten, an denen er so viele Siege und Punkte hat einfahren können. So rechnete man nun allgemein damit, dass der Deutsche sich auch im abschließenden Cup-Race von der Pole ins Rennen gehend wohl kaum mehr das Heft aus der Hand nehmen ließe. Doch schon beim Start musste Körber die Führung seinem Teamkollegen Vrsecky überlassen. Und dann überschlugen sich die Ereignisse. Während noch gerätselt werden konnte, ob bei Buggyra am Ende – falls Vrsecky dann immer noch vor Körber liegen sollte – die Stallregie greifen würde, erledigten sich diese Überlegungen von selbst. Der Freightliner mit der Nummer 3 wurde immer langsamer und im Fußgängertempo rollte Körber in die Boxengasse, ein Luftschlauch war geplatzt. Nun lag Markus Oestreich auf der zweiten Position. Jochen Hahn hatte zwischenzeitlich seinen ärgsten Verfolger im Championat, Antonio Albacete, vom dritten Platz verdrängen können. Doch nur zwei Runden später musste auch der Altensteiger das Rennen aufgeben. Oestreich erkannte schnell, dass er gegen den Start-Ziel-Sieg von Vrsecky kaum mehr etwas würde ausrichten können und konzentrierte sich darauf, seinen zweiten Platz sicher nach Hause zu fahren. Albacete schloss so gegen Ende des Rennens noch etwas zum Mercedes auf. Doch auch der Spanier gab sich mit dem Ergebnis zufrieden, wusste er doch, dass seine beiden härtesten Kontrahenten im Titelkampf in diesem Rennen ohne Punkte bleiben würden. So wurde denn schließlich der Kampf um den vierten Platz der Hingucker dieses Rennens. Lange Zeit führte Vojtisek eine bis zu fünf Trucks starke Gruppe an. Bald musste jedoch Ross Garrett, zwischenzeitlich auf der fünften Position liegend, seinen Foden mit einem Turboschaden abstellen. Hinter Vojtisek wechselten Altenstrasser und Bösiger mehrfach ihre Positionen, während Alain Buffa mit seinem MAN doch eher bemüht war, den Anschluss nicht zu verlieren. Wenige Runden vor Schluss zogen dann Altenstrasser und Bösiger an Vojtisek vorbei. Nun setzte der Schweizer Routinier den jungen Österreicher so unter Druck, dass Altenstrasser in der vorletzten Runde in der Jacky-Ickx-Schikane durchs Kiesbett fuhr, und Bösiger nun den vierten Rang einnahm. Hinter Vojtisek kam Buffa vor seinen MAN-Markenkollegen Javier Mariezcurrena und Joseph Adua auf den 7.Platz. Für Adua war dies – ebenso wie für den zehntplatzierten Volvo-Piloten Frank Conti – der erste Punktgewinn in dieser Saison.
In der Gesamtwertung hat nun wieder Albacete mit 225 die Führung übernommen und damit zwei Punkte Vorsprung vor Hahn (223). Es folgen Körber (202), Oestreich (190) und Vrsecky (168) auf den weiteren Plätzen.