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Der Samstag in Most

Der Samstag in Most

26. August 2006Most - Am Vormittag war es noch leicht bewölkt, manchmal schoss gar die Sonne durch die Wolken, doch gegen Mittag ging ein heftiger Gewitterschauer übers Autodrom nieder, kurzfristig stand die Piste zentimeterhoch unter Wasser. Die Piloten des Skoda Octavia Cups unterbrachen ihr Zeittraining, Verbesserungen waren eh nicht mehr möglich. Pünktlich zum Quali-Race der RaceTrucks hörte der Regen dann auf, der Asphalt trocknete jedoch erst gegen Ende des Rennens etwas ab. Zuvor hatte es ein ausgesprochen spannendes Zeittraining gegeben, bei dem ein Großteil der Piloten bereits in den ersten Runden ihre jeweilige Bestzeit platzierte, so auch die beiden Polesetter Antonio Albacete (MAN) mit 2:04.571 und Markus Oestreich (Mercedes-Benz) mit 2:04.750. Der Rest jagte diesen Zeiten dann hinterher. David Vrsecky (Freightliner) und Jochen Hahn mit seinem Mercedes-Axor kamen dem noch am nächsten. Doch seine Bestzeit wurde dem Altensteiger wieder aberkannt, sodass Hahn sich schließlich mit dem siebten Startplatz zufrieden geben musste. Letztendlich blieben aber 11 Piloten unter dem offiziellen Rundenrekord von 2:08,299, sodass die Erwartungen fürs Quali-Race sehr hoch waren. Doch am Ende der einstündigen Mittagspause, die die Fans eifrig nutzten, um Autogramme zu sammeln, setzte dann der schon besagte Regen ein. Bereits in der Runde zur Startaufstellung drehte sich Avelino da Silva Reis in der 180 Grad-Kehre. Und nach den Erfahrungen vom Nürburgring gingen die Piloten ausgesprochen vorsichtig zu Werke. Die einzig prekäre Situation gab es zwischen den beiden Buggyra-Piloten Gerd Körber und David Vrsecky ausgangs der ersten Schikane schon in der ersten Runde. Der Tscheche knallte dem Deutschen unglücklich aufs Heck, sodass das linke Vorderrad in der Luft hing und anschließend die Radaufhängung massiv in Mitleidenschaft gezogen worden war. Vrseckys Truck war beinahe unlenkbar und nach vier Runden fuhr der blaue Buggyra denn auch in die Box. An der Spitze setzten sich Albacete und Oestreich leicht vom Feld ab. Niko Pulic mit dem zweiten Euroline-Mercedes konnte Körber passieren und lag sicher auf dem dritten Platz, während Hahn in der Folgezeit versuchte dem Rheinauer noch den vierten Rang streitig zu machen. Oestreich fuhr die ganze Zeit in Lauerstellung knapp hinter Albacete und wartete scheinbar nur darauf, dass der Spanier nun doch noch auf der allerdings immer weiter abtrocknenden Piste irgendwie die Kontrolle über seinen Truck verlieren würde. Erst gegen Ende des Rennens setzte der Fuldaer dann zu ernsthaften Attacken an. Doch Albacete konnte jeden Angriff parieren und rettete seinen Sieg mit knapp zwei Zehntel Vorsprung ins Ziel.
Hatten sich die Piloten beim Quali-Race noch ausgesprochen zurückhaltend gezeigt, ging es dann beim folgenden Cup-Race jedoch richtig zur Sache. Wenige Meter nach dem Start gab es in der Schikane erstmals eine ausgesprochen unübersichtliche Situation. Oestreich fuhr leicht vorn liegend Seite an Seite mit Albacete in die erste Kurve. Der Spanier zog nach innen, wo mittlerweile aber schon Pulic aufgeschlossen hatte. Der Kroate kollidierte mit dem Cepsa-MAN, der wiederum gab diesen Stoß an Oeses Axor weiter, und der musste dann den Weg durchs Kiesbett antreten. Knapp vor Albacete kam der Deutsche auf die Piste zurück, und nun sah es so aus, als habe er sogar einen leichten Vorteil. Dann jedoch schoss Frankie Vojtisek quer durchs Kiesbett, lag links neben Oese und drückte dessen Mercedes immer weiter gegen den roten MAN von Albacete. Oestreich kam einfach nicht mehr in die Puschen. Zudem kam auch Körber von hinten ebenfalls durchs Kiesbett, denn auch der Rheinauer war wohl kräftig von Hinten angeschoben worden. Albacete und Vojtisek fuhren nun vorweg gefolgt von Oestreich und Körber auf die nächste Schikane zu. Und hier kamen sich nun die beiden Deutschen heftig ins Gehege. Der Rheinauer zog innen durch und Oese geriet immer weiter nach Außen. Quer durchs Kiesbett und übers Gras hoppelnd schaffte es der Mercedes-Pilot aber dennoch sich wieder kurz vor der 180-Grad-Spitzkehre sogar an zweiter Stelle einzureihen. Am langsam fahrenden Mercedes zogen Vojtisek und auch Körber wieder vorbei, bevor genau im Scheitelpunkt der Kurve Oese und Körber ein weiteres Mal aneinander gerieten. Der Buggyra stand kurzfristig quer zur Fahrtrichtung, konnte aber dennoch das Rennen fortsetzen, der Euroline-Mercedes gab aber genau an dem Punkt der Kurve seien Geist auf, an dem die Trucks wieder voll beschleunigen. Ein Rennabbruch wäre die logische Folge gewesen, denn gefährlicher hätte ein Hindernis nicht sein können. Stattdessen beorderte die Rennleitung jedoch den obersten FIA-Truckracing-Technikchef Fabien Calvet in die Kurve, um zu überprüfen, ob Oeses Truck tatsächlich fahruntüchtig sei. In der Folgezeit schien niemand mehr auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Es wurde geschoben, gedrängt und abgekürzt. Nach einem Reifenplatzer wurden an Körbers Buyggyra noch weitere Teile in Mitleidenschaft gezogen, sodass auch der Rheinauer seinen Truck nach wenigen Runden in direkter Nachbarschaft des Euroline-Axor abstellen musste. Einträchtig saßen dann die beiden Kontrahenten auf der Leitplanke, warteten auf das Ende des Rennens und auf die Abschleppwagen. Am Ende lag Albacete klar vor Adam Lacko, Jochen Hahn und David Vrsecky. Anschließend wurde dann allerdings Vrsecky wegen gefährlicher Fahrweise disqualifiziert, sodass Markus Bösiger vor Niko Pulic den vierten Rang belegte.
Gewinner dieses Chaosrennens waren letztendlich Albacete, der mit nun 175 Punkten seine Aussichten zur Titelverteidigung wieder stark verbesserte, sowie der Führende in der Gesamtwertung Jochen Hahn, der mit 201 Zählern 21 Punkte Vorsprung vor Gerd Körber aufweist.