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Nürburgring Drumherum

Nürburgring Drumherum

01. August 2006Der erste International German Truck Master heißt Gerd Körber, vielleicht bleibt er ja auch der Einzige. Denn nach allem, was so zwischen den Zeilen zu erfahren war, müsste es doch mit dem Teufel zugehen, wenn 2007 bei den Rennen am Nürburgring erneut keine Punkte für die Truck-EM vergeben werden sollten. Es spräche allerdings auch nichts dagegen, dem jeweils erfolgreichsten Piloten des Truck Grand Prix zusätzlich weiterhin den Titel eines International German Truck Master zu verleihen. So könnte die herausragende Stellung des Truckracing-Events am Nürburgring noch einmal extra betont werden. Denn erneut gab es eine unübersehbare Kulisse von insgesamt knapp 185.000 Fans an der Eifelstrecke, eine riesige Messe rund um das Thema Nutzfahrzeuge, Transport und Verkehr und ein Showprogramm vom Allerfeinsten. Und natürlich ist ein Sieg hier für einen Piloten immer etwas ganz Besonderes, und das könnte man durchaus auch mit einem besonderen Titel honorieren.
Ansonsten war nicht zu erkennen, wo der Veranstalter seine Freiheiten von FIA-Zwängen irgendwie genutzt hätte. Im Prinzip lief alles gemäß dem FIA-Reglement. Bei den Presse- und Einladungsfahrten am Donnerstag wurden sogar strengere Maßstäbe angelegt, als es die FIA für solche Aktionen vorsieht. Schließlich waren vor einigen Jahren genau diese von der FIA verschärften Vorschriften für solcherart Fahrten schuld daran, dass man am Nürburgring von nun an auf etwas verzichtete, das hier schließlich „erfunden“ worden war. Warum dann allerdings Journalisten verboten wurde, ihre eigenen FIA-zugelassenen und exakt passenden Rennanzüge und Helme zu benutzen, um sie dann in häufig viel zu kleine Overalls, deren Zulassung bereits vor rund 20 Jahren abgelaufen war, und in die Marshall-Schutzanzüge zu zwängen, war nicht nachvollziehbar.
Noch weniger verständlich war, dass man erneut vor dem extremen Ausstoß von Schwarzrauch einiger Trucks die Augen verschloss. Da verhielten sich die Verantwortlichen genauso inkonsequent, wie die, die bei den FIA-Rennen das Sagen haben. Noch unverständlicher wird dies unter dem Aspekt, dass im Vorfeld sogar ein spezieller Russfilter zur Debatte stand, mit dem alle Trucks hätten fahren sollen.
Das am Ring offiziell erstmals eingesetzte neue Geschwindigkeitsmeßsystem von Siemens wird es nicht einfach haben, sich gegen die GPS-Messungen durchzusetzen. Bekanntlich hatten die Mercedes-Trucks vom Euroline-Team mit Markus Oestreich und Niko Pulic massive Probleme. Und auch die jeweiligen aufwendigen Abrollvorgänge zur Kalibrierung und Justierung des Messsystems sind ebenso eher als hinderlich anzusehen wie die Befürchtungen der Teams, dass ein veränderter Reifendruck die Messergebnisse entscheidend beeinflussen kann. Aber man ist ja noch in der Erprobungsphase.
Traditionell beginnt mit dem TGP schon die Vorbereitung auf die neue Saison und damit verbunden auch die „Jagd“ nach Sponsoren. Es war schon enorm, wie sich einzelne Teams hier präsentierten. Da ist nicht mehr viel von der einstigen Amateurklasse der RaceTrucks übrig geblieben. Insbesondere Egon Allgäuer, Lutz Bernau zusammen mit dem Cepsa-Team, Jochen Hahn und Frankie Vojtisek und natürlich das Buggyra-Team, das schon zu Martin Koloc’ aktiven Zeiten durch besonders großartige Auftritte in Erscheinung trat, zeigten wie es demnächst im Paddock so zugehen könnte.
Zudem hatte Egon Allgäuer mit Hans-Joachim Stuck als Piloten wieder ein besonderes Schmankerl parat, um in der Sprache des Österreichers zu bleiben. Und Stuck schien sich nach einer Eingewöhnungsphase, mit dem Truck auch ausgesprochen gut arrangiert zu haben. Ob sich aber dennoch die Gerüchte bewahrheiten, die unter einigen Marshalls die Runde machten, Stuck werde auch für den Rest der Saison dem Truckracing treu bleiben, ist wohl eher zweifelhaft.
Die Gerüchteküche gut versorgt zu haben, hatte auch eine Delegation von Volkswagen-Nutzfahrzeuge aus Brasilien den Eindruck. Der deutsche Pressechef Lothar Brune besuchte mit seinen brasilianischen Gästen die unterschiedlichsten Teams und Hersteller. Vornehmlich ging es aber darum, den Entscheidungsträgern im europäischen Truckracing die brasilianische Serie einmal etwas näher zu bringen. Auch wenn VW sich derzeit mit dem Pace-Truck bei den verschiedensten Rennen präsentiert und seine Verbundenheit zum Truckracing zeigt, kurzfristig wird es wohl keinen RaceTruck nach europäischen Maßstäben aus Hannover geben.
Mercedes-Benz und MAN waren am Ring offiziell so präsent wie schon lange nicht mehr. Dennoch heißt es immer noch, aus Stuttgart gebe es offiziell noch kein Statement, aus dem ein Bekenntnis zum weiteren Engagement im Truckracing hervorgehe – trotz der jüngsten Erfolge und weiterer Motorausbaustufen. Die MAN-Spitze hingegen zeigte sich am Ring so begeistert, dass man für die RaceTrucks eher eine Renaissance prophezeien dürfte, was die Unterstützung aus Nürnberg und München angeht.
Wie schnell aber Entscheidungen gefällt und gegebenenfalls wieder revidiert werden, hat man gerade im Truckracinglager häufig genug erlebt.
Medienmäßig war der Truck Grand Prix ausgesprochen up-to-date. Nicht nur beim Presseevent am Donnerstagvormittag drängten sich die Photographen, Berichterstatter und TV-Teams in der Boxengasse. Das Erste hatte bereits am Samstag einen Bericht in „Brisant“, das Zweite porträtierte am Montag in der „Drehscheibe“ Heinz-Werner und Sascha Lenz nebst dem Rest der Familie und des Teams, Kabel 1 drehte ein Porträt über Jochen Hahn und sein Team (voraussichtlicher Sendetermin: Montag, 14.August, 17:45), auf N24 wird es in der Sendung „Transportwelt“ einen TGP-Bericht geben, und das Highlight der diesjährigen TV-Präsenz ist und war sicherlich der einstündige Bericht bereits am Sonntagabend im DSF.
Der größte Teil der Truckracing-Fans war zu dem Zeitpunkt sicherlich noch auf der Heimreise. Für all diejenigen, die diesen Bericht verpasst haben, werden wir Teile daraus in Kürze hier zum Streaming bereitstellen.