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Nogaro Drumherum

23. Juni 2006Die Gascogne präsentierte sich diesmal zwar nicht ganz so heiß wie in den früheren Jahren, dafür war es aber unangenehm schwül. Die Wetterlage war ausgesprochen unstabil, glücklicherweise gingen die teils heftigen Schauer aber nur dann über Nogaro nieder, wenn sich auf der Strecke nichts tat. Im Paddock herrschte wieder einmal drangvolle Enge, obwohl es in den Peripheriebereichen durchaus noch einige freie Plätze gab. Im nächsten Jahr soll alles besser werden, parallel zur kurzen Geraden entsteht eine neue Boxengasse mit anschließendem Fahrerlager. Damit hätte dann auch die leidige Tunneldurchfahrt zu jedem Start ein Ende.
Ebenso soll dort ein neues Pressezentrum mit allen technischen Möglichkeiten entstehen. Über die bescheidenen Verhältnisse im obersten Stockwerk des markanten Turms von Nogaro haben wir hier schon des Öfteren berichtet. Obwohl die Sonne nun die Räumlichkeiten mit den riesigen Glasflächen nicht ganz so extrem aufheizte, waren die Klimageräte schnell am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Es mussten auch jetzt wieder Eimer aufgestellt werden, um das tropfende Wasser aufzufangen.
Am Freitagabend sah es ganz danach aus, als würde es keine Internetverbindung im Pressecenter geben. Dann hat man aber doch noch über Nacht eine 50 Meter lange Leitung vom Büro der Rennleitung quer durch die Luft und über Dächer in den Presseturm gelegt und damit den Journalisten den Weg ins WorldWideWeb ermöglicht.
Mehr als drei Millionen Euro sollen in Nogaro verbaut werden, da wird sicherlich auch noch etwas für die Technik dabei sein.
Am Samstag kam es zu einer Disqualifikation mit der vorab wohl niemand gerechnet hätte. FIA-Technik-Chef Fabien Calvet hatte nach dem Quali-Race im Parce Fermé an einigen Trucks die Luftzufuhr für die Motoren unterbunden, die Fahrzeuge hätten eigentlich sofort ausgehen müssen. Der von Albacete tuckerte aber ganz langsam weiter. Offenbar durch die diversen Wartungsarbeiten schloss der Luftmengenbegrenzer nicht mehr ganz dicht. Gemäß der Meinung der Experten bedeutete dies für den Spanier im Rennen zwar nicht unbedingt einen Vorteil, es verstieß aber dennoch eklatant gegen die Regeln. Den Gerüchten nach musste Calvet trotzdem erst massive Widerstände innerhalb der FIA-Kommission überwinden, bevor die Disqualifikation ausgesprochen wurde.
Ansonsten drehten sich die Diskussionen erneut vornehmlich um die Problematik bei den fliegenden Starts. Im Gegensatz zum letzten Rennen in Albacete funktionierte hier die Startampel zwar einwandfrei, aber die unterschiedlichen Verhaltenweisen der einzelnen Fahrer ließ heftigen Unmut aufkommen, der bei einem Rennen sogar in einem offiziellen Protest mündete.
Die Rennleitung ließ sich mehrfach Videos aus den Inboard-Kameras und auch der Eurosport-Crew vorführen. Nach langer Diskussion zog der Antragsteller den Protest zurück, da er, so wie die Rennleitung die Angelegenheit betrachtete, keine Aussicht auf Erfolg sah. Ganz unterschiedlich beurteilte man das Startverhalten der einzelnen eigenen Piloten auch im Mercedes-Lager. Aber trotz aller kontroversen Ansichten ließen sich Jochen Hahn und Markus Oestreich die exquisiten Köstlichkeiten der Region und des Landes schmecken, die das Mercedes-Benz Getriebeservicecenter Gaggenau in einem Catering-Zelt seinen französischen Gästen kredenzte. Letztendlich hatten auch beide Fahrer guten Grund, war es doch ihr bisher absolut bestes Rennwochenende.
Und noch einer war ausgesprochen zufrieden, Markus Altenstrasser, holte er sich doch hier in Nogaro seinen ersten Podiumsplatz im Truckracing. Der Pilot aus dem Team von Egon Allgäuer sah den Erfolg aber auch durchaus realistisch, war doch Nogaro die erste Rennstrecke der Serie, die er zuvor bereits gekannt hatte, von den Testfahrten im März.
Trotz seines ebenfalls besten Saisonergebnisses zeigte sich Markus Bösiger eher etwas missmutig. Einmal fühlte sich der Schweizer bei den fliegenden Starts massiv benachteiligt, und trotz aller Verbesserungen war er mit seinem Truck immer noch nicht 100ig zufrieden.
Am Freitag, als man den Wirbelsturm des frühen Morgens wieder verdaut hatte, zog es Einige zu einem Kurztrip an die etwas 150 km entfernte Atlantik-Küste, Andere nutzten den arbeitsarmen Abend, um sich bei den kleinen Weingütern rund um Nogaro mit dem berühmten Floc de Gascogne einzudecken