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Der Samstag in Misano

Der Samstag in Misano

27. Mai 2006Misano - 17 der insgesamt 25 FIA-Piloten waren nach Misano gekommen, einigen Spaniern, Franzosen und Portugiesen waren die Strapazen von mehreren 1000 Reise-Kilometern innerhalb weniger Tage dann doch zu mühsam. Ein seit Tagen nahezu wolkenloser Himmel mit strahlendem Sonnenschein rief hier an der italienischen Adria nicht nur eitle Freude im Paddock hervor, sondern bescherte Manchem auch einen kräftigen Sonnenbrand. So gehörten Sonnenschutzcremes schnell zu den am meisten gefragten Artikeln. Am Samstag brannte die Sonne dann zwar nicht mehr ganz so arg, dennoch ging es heiß her. In den Läufen des Freien Trainings lagen bis zu 6 Trucks innerhalb einer halben Sekunde, und alle waren nahe daran den Rundenrekord des letzten Jahres zu knacken. Obwohl die Spitzengruppe so eng beieinander lag, galt Antonio Albacete (MAN) als eindeutiger Favorit für die Pole Position. Doch da machte der alte Fuchs Markus Oestreich (Mercedes-Benz) dem eigentlich nicht weniger erfahrenen Spanier einen dicken Strich durch die Rechnung. Als Letzter ins Zeittraining gegangen, ließ er es in der Einlaufrunde relativ langsam angehen. Er behinderte ja auch niemanden, es war ja keiner hinter ihm. So hatte der Fuldaer mit seinem Axor schon zu Anfang völlig freie Bahn, und das nutzte er weidlich aus. Da nach Meinung Oeses die Goodyear-Reifen auf der Vorderachse in den ersten Runden wesentlich mehr Grip aufweisen, setzte er da schon alles auf eine Karte und unterbot mit 1:39.663 Min (125,993 Km/h) die Bestzeit Albacetes aus dem letzten Jahr erheblich. Auch die nachfolgenden Jochen Hahn (Mercedes-Benz), Albacete und Gerd Körber (Buggyra Freightliner) unterboten noch die magische 1:40er-Grenze.<br />
Doch im Rennen sah alles wieder ganz anders aus. Oestreich kam beim Start nicht richtig in die Puschen, Hahn und Albacete dagegen legten Superstarts hin mit Körber im Schlepptau. Und urplötzlich fand sich Oese auf der vierten Position wieder. Albacete und Körber bliesen anschließend zum Angriff auf Hahn, und der Schwabe musste seine Führung dann auch bald preisgeben. Schon nach wenigen Runden waren so die Positionen in der Spitzengruppe klar verteilt. Um die weiteren Plätze wurde allerdings bis zum Zieleinlauf bis auf Messers Schneide gefochten. Einen ebenfalls hervorragenden Start hatte Ross Garrett (Foden) erwischt und sich um gut vier Positionen verbessern können. Doch war eigentlich kaum damit zu rechnen, dass er den 5. Rang lange würde behalten können. Und tatsächlich musste er schon bald David Vrsecky auf dem eindeutig schnelleren Buggyra Freightliner passieren lassen. Doch Markus Bösiger (MAN) biss sich an dem Engländer beinahe die Zähne aus. Der Schweizer hatte einen ausgesprochen miserablen Start gehabt, gleich vier Positionen verloren und musste sich anschließend wieder mühsam nach vorne kämpfen.<br />
Zunächst setzte Markenkollege Adam Lacko dem Vorwärtsdrang Bösigers heftigsten Widerstand entgegen. Ein weiterer tschechischer Pilot, Frankie Vojtisek (Renault), konnte ihn nur eine Runde lang aufhalten, dann schloss der silberne MAN zu Garretts Foden auf. Und da bewahrheitete sich eine alte Truckracing-Weisheit, an Garrett heranzufahren ist eine Sache, ihn zu überholen eine ganz andere.<br />
Fünf Runden lang versuchte es Bösiger bei jeder Gelegenheit, und erst auf der Zielgeraden, wenige Meter vor dem Passieren der 'Checkered Flag' gelang es ihm dann doch noch, Garrett den 5.Platz abzujagen.<br />
Im anschließenden Cup-Race legten Albacete und Hahn wieder einen hervorragenden Start auf die Piste und gaben Körber das Nachsehen. Schnell löste sich das Spitzentrio vom Rest des Feldes, und bald auch Albacete und Hahn von dem Buggyra-Piloten. Die Podiumsplätze schienen sicher verteilt, bis Körber offensichtlich leicht schwächelte. Runde für Runde holte Oestreich einige Zehntel auf, und hing schon bald am Heck des Buggyras. Die Situation erinnerte frappant an alte SuperRaceTruck-Zeiten, als sich die beiden dienstältesten Truckracer immer wieder Fights auf höchstem Niveau geliefert hatten. Doch alle Anstrengung nutzte Oese diesmal nichts, mit knapp zwei Zehntel Vorsprung konnte Körber seinen dritten Platz ins Ziel retten. <br />
Wesentlich härter ging es da schon zwischen Lacko und Bösiger zu. In der ersten Linkskurve kamen sich beide schwer ins Gehege. Bösigers Truck sah zwar sehr mitgenommen aus, lief offensichtlich aber problemlos weiter. Lackos MAN dagegen hielt nach dieser Begegnung der unangenehmeren Art gerade noch zwei Runden, ein spektakulärer Reifenplatzer bedeutete das endgültige Aus für den jungen Tschechen. Vojtisek rückte so nahezu kampflos eine Position nach vorn. Um die restlichen Punkteplätze lieferten sich allerdings Vincent Crozier (Renault), Markus Altenstrasser (MAN), Niko Pulic (Mercedes-Benz) und Garrett bis zur Zieldurchfahrt harte Auseinandersetzungen. Pechvogel des Tages war sicherlich David Vrsecky. Als Führender der Gesamtwertung – zusammen mit Albacete – war der Tscheche voller Zuversicht an die italienische Adria gekommen, ein fünfter Platz im Quali-Rennen und ein Totalausfall im Cup-Race – wegen Bremsschadens – ließ Vrsecky in der Gesamtwertung hinter Albacete, Körber und Hahn auf den vierten Rang zurückfallen.