Donnerstag, 28.03.2024 | Deutsch | English
Der Sonntag in Le Mans

Der Sonntag in Le Mans

23. Oktober 2005Le Mans - Um halb neun waren die ersten Demonstrationsfahrten der Cross Trucks angesetzt. Pünktlich erscholl auch die Marseillaise durchs Fahrerlager, holte die letzten Langschläfer aus den Kojen, die sich am liebsten aber gleich wieder verkrochen hätten. Dichter Nebel hatte sich über den ganzen Circuit Bugatti gelegt. Man dachte gleich mit Schrecken an den Samstag von vor zwei Jahren, als Nebel und dünne Eisschichten auf der Strecke die ersten Trainingsläufe erst gegen ein Uhr mittags zuließen. Doch auch heute wollte sich der Nebel einfach nicht verziehen, sodass gegen halb zwölf das erste Warm-Up starten konnte. Den SuperRaceTrucks folgten dann rasch die RaceTrucks und dann stand auch schon das erste Rennen an, das Quali-Race der SuperRaceTrucks und der 24-H-Trucks der Französischen Meisterschaft.<br />
Die beiden Plätze in der ersten Startreihe hatten gemäß dem Ergebnis des ersten Quali-Race die beiden VW-Titan mit Markus Oestreich und Ralf Druckenmüller inne. Doch schon vor der Einführungsrunde fuhr Oese in die Boxengasse, laut Franz Deckenbach handelte es sich allerdings nur „um kleinere Probleme.“ Aus der Pit-Lane raste der Fuldaer dem Feld dann hinterher. Nach gerade einer Runde hatte er schon fast zur Spitzengruppe aufgeschlossen, um dann in der nächsten Runde wieder ganz langsam in die Boxengasse einzubiegen. Dort blieb denn auch gleich mit einem kapitalen Differentialschaden stehen. Nun lag es an Druckenmüller die VW-Ehre zu verteidigen. In mittlerweile gewohnter Weise wollte der Mendiger seine enorme Überlegenheit nicht direkt zur Schau stellen, sondern ließ zur Freude der französischen Zuschauer immer wieder mal Joseph Adua (MAN) den Vortritt. Doch in der letzten Runde spielte Drucki dann doch wieder seine ganze Kraft aus und überließ dem Franzosen nur den zweiten Platz. Dritter wurde Jean-Luc Andre (MAN) vor Christophe Miquel (Scania). Durch einen schweren Unfall geriet der Programmablauf ein weiteres Mal gehörig durcheinander. Die Organisatoren sahen sich gezwungen, den Zeitplan zum zweiten Mal an diesem Tag zu korrigieren. <br />
Das Zeittraining der RaceTrucks verzögerte sich erneut erheblich. Durch die massive Sonneneinstrahlung wurden die Pistenverhältnisse dann jedoch immer besser. Davon besonders profitierten David Vrsecky (Buggyra Freightliner) und Markus Bösiger (MAN), die sich kurz vor Schluss noch einmal steigern konnten. Die Pole holte sich Gerd Körber (Buggyra-Freightliner) mit 2:10,450 Min. und gerade mal 28 Tausendstel Vorsprung vor Vrsecky und Jochen Hahn (Mercedes-Benz). Bösiger vervollständigte das Startquartett.<br />
Um die vorgeschriebenen Zeitabstände des FIA-Reglements zwischen Training und Rennen halbwegs einhalten zu können, wurde dann anschließend das Cuprennen der SuperRaceTrucks und der 24-H-Camiones vorgezogen. Und wieder ließ Ralf Druckenmüller nichts anbrennen. Mit gedämpfter Kraft fuhr er ein weiteres Mal einem sicheren Sieg entgegen. Denn nur gelegentlich spielte der VW-Titan-Pilot die überlegene Power seines SuperRaceTrucks aus, um einige schnelle Runden auf den Asphalt zu legen. Auf den zweiten Platz kam erneut Joseph Adua vor Christophe Miquel und Jean-Luc Andre.<br />
Nicht lange freuen konnte sich die Buggyra-Crew an den beiden ersten Startplätzen ihrer Piloten für das Quali-Race. David Vrsecky wurde wegen Overspeeding ans Ende des Starterfeldes verbannt, ebenso wie Daniel Seiler (MAN). Der andere Buggyra-Pilot, Gerd Körber, nutzte seine Pole allerdings zu einem eindrucksvollen Start-Ziel-Sieg. Jochen Hahn hing dem Rheinauer zwar dicht auf den Fersen, konnte den Sieg des Rheinauers letztendlich aber nie gefährden. Antonio Albacete hatte schon am Start Markus Bösiger den dritten Platz streitig machen können und kam auf dieser Position schließlich auch ins Ziel. Der Schweizer musste sich im weiteren Rennverlauf ständiger Angriffe Egon Allgäuers (MAN) erwehren, und als dieser den Atkins-MAN passieren konnte, huschte auch gleich noch Niko Pulic (Mercedes-Benz) vorbei. So fand sich Bösiger dann plötzlich nur noch auf Rang 6 wieder. <br />
Auch im abschließenden Cuprennen ließ sich Körber nicht mehr die Butter vom Brot nehmen. Im Grunde verlief für den Deutschen der Sonntag genauso, wie er es sich eigentlich für das gesamte Wochenende vor insgesamt 40.000 Zuschauern vorgestellt hatte. Mit einem erneuten Start-Ziel-Sieg zeigte der Rheinauer der Konkurrenz zumindest, war sie im nächsten Jahr von ihm zu erwarten hat. Hinter den Freightliner hatte sich zunächst erneut Jochen Hahn klemmen können, wurde dabei aber ständig von Antonio Albacete unter Druck gesetzt. Als der Mercedes-Pilot Probleme mit den Vorderreifen bekam, zogen nacheinander Albacete und auch Egon Allgäuer an ihm vorbei. Zwar setzte der Schwabe nun alles daran, dem Österreicher den dritten Podiumsplatz wieder abzujagen, doch der neue Vizemeister gab sich keinerlei Blöße und rettete seinen Vorsprung knapp ins Ziel. Fünfter wurde mit Niko Pulic ein weiterer Mercedes-Pilot vor Markus Bösiger und Frankie Vojtisek (Renault).