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Der Samstag in Le Mans

Der Samstag in Le Mans

22. Oktober 2005Le Mans - Das Wetter hielt sich besser als befürchtet, schlimmstenfalls gab es mal leichte Schauer, gelegentlich gab es sogar strahlenden Sonnenschein. Das morgendliche Chaos am Eingang war dagegen noch schlimmer als im Vorjahr. Eine Durchfahrt am Nordtor ist nur noch für die Marshalls, die Streckenkommissare und die Mitarbeiter des Circuits vorgesehen, und somit war dort so gut wie nichts los. Am Südtor hingegen, dort wohin dann die Teilnehmer, die Medienvertreter und der Rest hingeschickt wurden, gab es lange Staus. Nicht wenige kamen wieder einmal zu spät. Wenn man nicht selbst fahren musste, verpasste man allerdings auch nicht allzuviel. Denn schon in der Anfangsrunde des ersten freien Trainings der RaceTrucks verlor ein Fahrzeug kräftig Diesel, die Piloten konnten ihre Renner kaum mehr auf der Piste halten, und fanden sich dann auch schon mal im Kies wieder. Gut 20 Minuten dauerte die anschließende Reinigung der Strecke. Das Zeittraining verlief noch seltsamer. Francisco Navarro war mit seinem Renault unglücklich im Kies stecken geblieben, sodass ein Abbruch unumgänglich war. Während die Trucks sich in der Boxengasse wieder aufstellten, wurde die Uhr allerdings nicht angehalten. Als die Strecke dann geräumt war, waren die zwanzig Minuten Trainingszeit längst abgelaufen. Man ließ die Trucks dann noch für ein paar Minuten auf die Piste, für mehr als zwei Runden reichte es aber nicht mehr, und dann war plötzlich alles vorbei. Jochen Hahn (Mercedes-Benz) belegte die Pole vor Markus Bösiger (MAN), Gerd Körber (Buggyra Freightliner) und Antonio Albacete (MAN). Das anschließende Quali-Race begann mit einer weiteren Panne. Claude Cuynet (Sisu) bekam seinen Truck nicht mehr ans Laufen. Zig Helfer aus allen Teams versuchten es mit Anschieben, während die anderen RaceTrucks drum herum schon zur Einführungsrunde starteten. Der PaceTruck fuhr extrem langsam, sodass in der Zwischenzeit mit Hilfe eines Abschleppers Motor des Sisu wieder gestartet werden konnte. Dennoch ließ man sicherheitshalber noch eine zweite Einführungsrunde fahren. Anschließend legte Körber dann einen Superstart hin, schoss an Bösiger vorbei, doch in der ersten Schikane kam es dann zu einem folgenschweren Crash zwischen dem Rheinauer und Hahn. Der Buggyra drehte sich, hing schließlich mit den Hinterrädern im Kies und grub sich dort immer tiefer ein. Ein Rad Vorderrad stand aber weiterhin auf der Piste, ein Rennabbruch wäre eigentlich unumgänglich gewesen. Hahn wurde wegen dieser Aktion mit einer Durchfahrtsstrafe belegt und fiel auf den dritten Platz zurück, ansonsten ging alles weiter, als wäre nichts geschehen. Den Sieg holte sich Albacete vor Bösiger. Hinter Hahn belegte Fernando Rodrigues (MAN) vor Egon Allgäuer (MAN) und David Vrsecky (Buggyra Freightliner) den vierten Rang.<br />
Auch das Cuprennen gewann der neue Europameister aus Spanien, und ein weiteres Mal stand ihm dabei das Glück zur Seite. Den eindeutig besten Start hatte Egon Allgäuer, der auch gleich die Führung übernahm. Rundenlang wurde er von Bösiger und Albacete gejagt, während Jochen Hahn nach einer Kollision mit Frankie Vojtisek (Renault) Lenkprobleme hatte und das Rennen aufgab. Dem permanenten Druck seiner Verfolger hielt Allgäuer dann doch nicht ganz stand. Einmal wurde der Österreicher leicht heraus getragen, und das nutzten dann Bösiger und Albacete, um an dem gelben MAN vorbeizuziehen. Der Schweizer schien einem sicheren Sieg entgegen zu fahren, als ihm der Spanier kräftig aufs Heck fuhr. Wenig später platzte am Atkins-MAN der Hinterreifen, der sich anschließend in seine Einzelbestandteile auflöste. So war auch für Bösiger das Rennen zu Ende, während Albacete knapp gefolgt von Allgäuer einmal mehr einem letztendlich doch recht glücklichen Sieg entgegen fuhr. Für die Überraschung des Tages sorgte sicherlich Niko Pulic (Mercedes-Benz), der von Anfang kräftig in der Spitzengruppe mitmischte, sich einen begeisternden Kampf mit Jose Rodrigues lieferte und diesen schließlich auch passieren konnte. Durch den Ausfall Bösigers schaffte der Kroate dann schließlich noch den auch für ihn sicher unerwarteten Podiumsplatz. Seiner Freude darüber ließ Pulic letztendlich auch freien Lauf.<br />
Eine tolle Vorstellung lieferte auch Gerd Körber. Von der letzten Position aus ins Rennen gegangen, hatte er schon nach einer Runde 11 Gegner überholt. Schließlich schaffte es der Buggyra-Pilot noch auf den 6.Platz – bei insgesamt 36 Startern. Dennoch nutzt dem Deutschen diese Bravourleistung nicht mehr viel. Durch Ausfall Körbers im ersten Rennen und die bessere Platzierung im Cup verschaffte sich Allgäuer beim Kampf um den Vizetitel solch einen Vorsprung, dass er am Sonntag nicht mehr einzuholen sein wird.<br />
Die SuperRaceTrucks tragen hier in Le Mans ihre Läufe im Rahmen der Französischen Meisterschaft aus. Und einmal mehr demonstrierten die VW-Titan mit Markus Oestreich und Ralf Druckenmüller im Training ihre ungeheure Überlegenheit, zehn Sekunden und mehr waren sie pro Runde schneller als die stärksten Verfolger. Im Rennen wollten die beiden Deutschen dann jedoch dem Volk wieder Spannung und Unterhaltung bieten, wie auch schon zuletzt in Jarama. Immer wieder ging ein Aufschrei der Begeisterung durch die Massen, wenn Noel Crozier sich mit seinem MAN zwischen die beiden VW oder sogar davor schieben konnte. Kurz vor Schluss machten die beiden Postler dann aber Ernst, und fuhren dann doch noch einmal eine etwas schnellere Runde. Schließlich gewann Oese knapp vor Drucki und Crozier. Durch diesen zweiten Platz sicherte sich der Mendinger nun endgültig nach der Spanischen Meisterschaft auch die FIA European SuperRaceTruck Trophy.<br />
In der Mittagspause erklangen völlig andere Töne in der Boxengasse. Ein holländisches Team mit dem Piloten Nelson van der Pol hatte Ford-Mondeos zu Demonstrationszwecken nach Le Mans gebracht. Die Intention ist, künftig diese Serie mit ihren 4 Liter-Motoren im Rahmenprogramm des FIA European Truck Racing Cup starten zu lassen. Die 325 PS starken Autos erreichen etwa 250 Km/h und je nach Getriebeabstufung auch noch mehr. Bisher ist diese Motorsportserie, bei der jeweils mehr als zwanzig Teilnehmer auf die Piste gehen, hauptsächlich bei Rennen in Holland, Deutschland und Belgien gestartet. Egon Allgäuer und Antonio Albacete ließen es sich nicht nehmen, auch einmal mit diesen Tourenwagen ein paar Runden zu drehen.