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Nogaro Drumherum

Nogaro Drumherum

28. Juni 2005In Nogaro war es natürlich so heiß wie erwartet. Doch wir waren mit der Vorstellung in tiefsten Süden Frankreichs gereist, ein neues Pressecenter vorzufinden. Das war aber leider ein Missverständnis. Es ist erst in der Planung und soll in der Winterpause fertig gestellt werden. Der jetzige Arbeitsbereich für Journalisten liegt in der obersten Etage des Zielturms. Rundherum verglast, ist der Überblick zwar phantastisch, jedoch heizte sich der Raum schon morgens ungemein auf. Die Klimaanlage war schon nach kürzester Zeit an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt, das Kondenswasser musste mit Eimern aufgefangen werden.<br />
Im nächsten Jahr soll alles besser sein, auch die Internetverbindungen. Es dauert einfach unendlich lange bei maximal 36 KBit/s ein paar Photos hoch zu laden. Aber nicht nur der Presse will man Gutes tun, bereits im nächsten Jahr soll es auch eine neue Boxengasse geben, direkt vom Fahrerlager aus zugänglich. Damit hätten die leidigen Tunnelfahrten endlich ein Ende. Dennoch bleibt die Rennstrecke eine der engsten im ganzen Truckracing-Kalender. In Nogaro werden im Übrigen die letzten offiziellen Pressefahrten durchgeführt, da bekommen Mitfahrer bei den vielen harten Richtungswechseln und Bremsmanövern die Besonderheiten der Strecke kräftig zu spüren. Die Möglichkeit so zusätzlich Trainingsfahrten absolvieren zu können, stieß bei den meisten Teams und Piloten allerdings nicht auf besonderes Interesse, denn so wenig Trucks hatten sich noch nie beteiligt.<br />
Vielleicht wollte man aber auch nur Reifen schonen, denn Reifen sind derzeit das jede Diskussion beherrschende Thema. Glücklich die Piloten oder Teams, die noch ausreichend Goodyear-Racings für die Vorderachse zur Verfügung haben. Schien es in Assen, als würde Alleinlieferant Fedima die Restposten zu Höchstpreisen verhökern wollen, so sieht es nun so aus, als sei der Preis gar nicht mal mehr das entscheidende Moment, sondern als müsse man auch noch besondere Beziehungen haben und – wie Fedima auch – aus Frankreich kommen. Es sollen auch immer wieder Reifen auftauchen, die es eigentlich gar nicht mehr geben soll. Da sind den Spekulationen und Gerüchten natürlich Tür und Tor geöffnet. <br />
Aber auch die Entscheidungen – oder auch Nicht-Entscheidungen – der jeweiligen Kommissare gaben Anlass zur Diskussion. Da wären sicherlich die seltsamen Umstände, die dazu führten, dass die VW-Titan der Deutschen Post im letzten Cup-Race aus der Boxengasse starteten. Überhaupt gab es bisher keine Rennveranstaltung, bei der so viele Trucks wegen angeblichen oder tatsächlichen „Zuspätkommens“ aus der Pit Lane heraus ins Rennen geschickt wurden.<br />
Dagegen blieben Aktionen mancher Piloten ungeahndet, die an anderer Stelle durchaus schon mal mit Sanktionen bedacht worden sind. Recht säuerlich gab sich beispielsweise Gerd Körber, der in bester Position zwei Wochen zuvor in Albacete wegen angeblichen Jump-Starts zu einer Durchfahrtsstrafe verdonnert worden war, was ihn den Sieg kostete. In Nogaro hätte dann aber sicherlich mehr als ein Pilot betraft werden müssen, es wurden aber nicht einmal Verwarnungen ausgesprochen. Einzig Race-Director Tony Iddon machte einem Einzelnen nach dem letzten Rennen in einem Vier-Augen-Gespräch deutlich, dass er am Ring solch ein Startverhalten nicht mehr hinnehmen werde. Und hier gibt es die gleiche Problematik, die durch die Entscheidung der Technik-Kommission in Albacete schon deutlich geworden war. Es müssen letztendlich immer dieselben Entscheidungsträger vor Ort sein, um möglichst sicher zu stellen, dass auch überall nach gleichen Kriterien geurteilt wird.