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Der Samstag in Nogaro

Der Samstag in Nogaro

18. Juni 2005Nogaro - Man kann es kaum glauben, doch Nogaro scheint die Temperaturen in Albacete spielend erreichen zu können. Kurz und gut, die Hitze ist fast unerträglich. Die beiden Klimaanlagen im alten Pressecenter – einem Glasturm, der erst über eine ganz enge, dunkle Wendeltreppe bestiegen werden will – laufen heiß, Eimer fangen das ständig tropfende Kondenswasser auf. Das Sonnenlicht ist so intensiv, dass auf den Monitoren der Laptops kaum etwas zu sehen ist.<br />
Dennoch stürmten 30 RaceTrucks und 24 Piloten bei den Läufen der SuperRaceTruck-Trophy, des Coupe de France sowie des Copa Espana auf die heiße Piste. Den Trucks von Maurice Monfrino und Dominique Orsini wurde überhaupt keine Pause gegönnt. Zunächst fuhren die beiden Besitzer in den FIA-Läufen der RaceTrucks, anschließend mussten die Renntrucks im Rahmen des Coupe de France unter neuen Piloten nochmals auf die Piste.<br />
Die Trainingsläufe der RaceTrucks waren eine eindeutige Angelegenheit von Antonio Albacete (MAN), der im zweiten Freien Training mit 1:57,978 eine phantastische Zeit vorlegte und die Konkurrenz um eine Sekunde und mehr hinter sich ließ. Im entscheidenden Zeittraining konnte der Spanier diese Zeit jedoch nicht mehr wiederholen. Stattdessen legte sich ein anderer schwer ins Zeug, Gerd Körber mit seinem Buggyra Freightliner. Um mehr als 2 Sekunden konnte sich der Rheinauer verbessern und holte sich mit 1:58,408 die Pole. Knapp dahinter folge Albacete vor David Vrsecky (Buggyra Freightliner) und dem MANlern Egon Allgäuer und Jose Rodrigues. Mercedes-Pilot Jochen Hahn vervollständigte die dritte Startreihe. <br />
Im Samstags-Quali-Race nutzte Körber seine Pole-Position um gleich in Führung zu gehen, der rote MAN von Albacete klemmte aber direkt an seiner Stoßstange. Der Spanier setzte den Deutschen permanent unter Druck und am Ende der kurzen Geraden war es dann soweit. Körber war leicht von der Ideallinie abgekommen, Albacete schoss aus dem Windschatten direkt in die Lücke und am Freightliner vorbei. Die beiden Führenden konnten im Laufe des weiteren Rennens einen leichten Vorsprung herausfahren, wobei sich der Cepsa-Pilot dann auch von Körber lösen konnte und einem sicheren Sieg entgegen fuhr. <br />
Den dritten Platz verteidigte David Vrsecky gegen einen vehement fightenden Egon Allgäuer. Der Österreicher hatte auf dem engen Kurs aber keine echte Chance zu überholen und musste sich letztendlich mit dem vierten Rang zufrieden geben. Dabei saß ihm allerdings noch permanent Jose Rodrigues im Nacken, der nur – allerdings vergeblich – auf einen Fehler seiner Vorderleute wartete. Jochen Hahn hing ebenso dicht auf den Fersen von Frankie Vojtisek, doch obwohl der Mercedes des Schwaben den schnelleren Eindruck machte, hatte auch er eigentlich nie eine Chance am Renault aus Tschechien vorbeizuziehen.<br />
Im folgenden Cup-Race ließ Albacete nichts anbrennen und landete einen überzeugenden Start-Ziel-Sieg. Gerd Körber setzte den Spanier zwar anfangs noch unter Druck, sah dann aber schnell ein, dass er den roten MAN würde nur mit größtem Risiko überholen können. Und so wollte der Deutsche sich dann letztendlich mit Platz 2 zufrieden geben, statt unter Umständen zum Schluss ganz ohne Punkte dazustehen, wie Körber bei der Siegerehrung sagte. Auch die folgenden Plätze schienen zu Beginn des Rennens schon verteilt. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht folgten Vrsecky, Allgäuer und Hahn dem Führungsduo. Doch der Mercedespilot wollte sich offensichtlich nicht so einfach mit dem fünften Platz abfinden. Nach mehreren Anläufen zog er in der dritten Runde an Allgäuer vorbei, und setzte dann zur Verfolgungsjagd auf den Freightliner von Vrsecky an. Fünf Runden lang jagte der Schwabe den Tschechen, bis er endlich an dem Buggyra vorbeiziehen konnte. Mit knapp 3 Sekunden Vorsprung schaffte Hahn dann doch noch den Sprung aufs Podium. Allgäuer blieb Fünfter vor Vojtisek, Rodrigues und Bösiger.<br />
Bei den Läufen zur FIA-SuperRaceTruck-Trophy zeigten sich die VW-Titan noch überlegener als in den bisherigen Rennen. Auch Cristophe Miquel konnte die Zeiten der beiden Post-Autos von Ralf Druckenmüller mit 1:55,594 und Markus Oestreich mit 1:55,851 auch nicht nur annähernd erreichen. Miquel hatte seinen antiquiert wirkenden, aber bärenstarken Scania bekanntlich beim ersten Aufeinandertreffen mit den VW-Titan in Barcelona völlig unbedrängt gegen die Mauer gesetzt. So war man denn nun äußerst gespannt, was die Rakete der vornehmlich aus Toulousern Air-Bus-Mitarbeitern bestehenden Crew denn nun tatsächlich zu leisten im Stande sein würde. Tatsächlich musste man sich aber im Rennen dann sogar Joseph Adua beugen, der ja bereits in den letzten Rennen hinter den Volkswagen-Piloten ein Abo auf den dritten Platz gebucht hatte. Mit dem von Noel Crozier ausgeliehenen MAN-SuperRaceTruck belegte der Franzose vor dem zweiten Crozier-MAN mit Jean Luc Andre am Steuer erneut den dritten Rang. Der eigentlich viertplatzierte Miquel wurde nämlich anschließend noch wegen Overspeedings disqualifiziert. An der Spitze machten die beiden Volkswagen das Rennen unter sich aus. Polesetter Markus Oestreich gewann zunächst den Start, musste sich aber dann doch noch dem Teamkollegen Ralf Druckenmüller beugen, da die Bremsen am Truck des amtierenden SuperRaceTruck-Champions kaum mehr Wirkung zeigten. <br />
Zum anschließenden Cup-Race trat Oestreich dann auch gar nicht an. Während des vorherigen Rennens war nach und nach das Wasser zur Bremsenkühlung ausgegangen. Das Leck hatten die Postler dann zwar kurzfristig schweißen können, doch wegen des geringen Wasserdrucks im Paddock konnte der Wassertank nicht mehr rechtzeitig aufgefüllt werden. So sollte das Rennen eigentlich eine sichere Angelegenheit für Ralf Druckenmüller werden, der letztendlich auch als Sieger abgewunken wurde; jedoch bei weitem nicht so überlegen, wie man hätte annehmen können. Zwar fuhr der Mendiger zunächst locker weiter seine überlegenen1:55er Zeiten und setzte schon nach kurzer Zeit mit den ersten Überrundungen an, doch gab es dann massive Reifenprobleme. Hinten links hatte sich bis zur Zieldurchfahrt das ganze Gummi abgelöst, Druckenmüller fuhr nur noch auf der Karkasse. So war dann schließlich der Vorsprung des VW-Titan bei weitem nicht so groß wie erwartet, 5 weitere Piloten blieben in einer Runde. Zweiter wurde Christophe Miquel, vor dem Abonnementsdritten Joseph Adua.