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Albacete Drumherum

Albacete Drumherum

9. Juni 2005Schon im Vorfeld war allen Beteiligten klar, das würde ein heißes Wochenende. Minimum 30 Grad Celsius waren vorher gesagt, tatsächlich waren es wohl 40 und mehr. Noch heißer als die gemessenen Luft-Temperaturen waren allerdings die Diskussionen um das Verbot der Stahlfangseile an der Aufhängung der RaceTrucks und den Wertungsausschluss Egon Allgäuers beim Samstags-Cup-Rennen. Das Cepsa-Team hatte bekanntlich gegen diese eigentlich der Sicherheit dienenden Seile bei Allgäuers MAN Protest eingelegt, ohne sich offensichtlich darüber im Klaren zu sein, dass der von Lutz Bernau gebaute RaceTruck des eigenen Piloten, Antonio Albacete, auch solche Vorrichtungen besitzt, genau wie beinahe alle anderen Renntrucks auch. Weitere Erläuterungen hierzu im Audio-Statement von Renningenieur Stefan Honens unter: Saison 2005, Albacete.<br />
Die aus Vernunftgründen unverständliche Entscheidung der örtlichen Technikkommission widerspricht jedoch nicht einmal dem Buchstaben des Reglements. Seit Jahren aber werden diese Seile bei der Abnahme akzeptiert, vielleicht hat man hier schon den Sinn und den Sicherheitsvorteil erkannt hat. Dass aber letztendlich das eigentlich maßgebende Regelwerk den Gegebenheiten nicht nachkam, um das, was zulässig sein sollte, exakt zu beschreiben, ist weiteres Indiz für die Verständigungsprobleme der Beteiligten und der Offiziellen innerhalb des FIA European Truck Racing Cup; das hat nichts mit unterschiedlichen Sprachen zu tun.<br />
Nun hat man noch in Albacete die senkrecht stehenden Stahlseile aus Sicherheitsgründen wieder erlaubt. Bleibt nur zu hoffen, dass bis zum nächsten Lauf in Nogaro klare Beschreibungen des Zulässigen und des Unzulässigen vorliegen, sonst ist wieder mit Protesten und Gegenprotesten zu rechnen. Und auch über den Widerspruch Egon Allgäuers sollte entsprechend entschieden worden sein. Denn der Truckracing-Fan darf nicht das Gefühl bekommen, dass die Entscheidung über das Championat nicht auf der Rennstrecke, sondern irgendwann am grünen Tisch fällt.<br />
Diese Vorgänge in Albacete belegen aber auch ganz klar, welche Probleme die Technischen Abnahmen beim ETRC grundsätzlich aufwerfen. Von Circuit zu Circuit gibt es neue Zuständige mit sicherlich recht unterschiedlichem Verständnis. Eigentlich müsste es aber doch so sein, dass ein Pilot, dessen Truck einmal die Technische Prüfung durch die FIA-Verantwortlichen erfolgreich absolviert hat, davon ausgehen kann, mit einem regelkonformen Truck unterwegs zu sein – solang er keine weiteren Änderungen vornimmt. Bei den einzelnen Events sollte dann nur noch überprüft werden, ob das Fahrzeug sich noch immer in demselben anfangs abgenommen Zustand befindet. Hier ist dann aber wiederum die FIA gefragt, nicht irgendein nationaler Verband. <br />
Neben dieser Stahlseilentscheidung gab es in Albacete allerdings noch einige andere diskussionswerte Gegebenheiten. Wieso die beiden Post-Piloten wegen Schwarzrauchs und Verlassens der Piste ermahnt worden sind, wohingegen andere wirklich nur noch schwarze Rauchwolken hinter sich herzogen und durch ihre Querfeldeinpassagen mehr Staub und Dreck aufwirbelten als manch Teilnehmer bei Paris-Dakar, ohne dass jemand aus der Rennleitung auch nur einen Ton dazu von sich gab, stieß weit gehend auf Unverständnis. Am Samstagmorgen hat die Feuerwehr dann zwar einige besonders häufig genutzte Auslaufzonen mit Wasser besprüht, um der Staub- und Dreckaufwirbelung entgegen zu wirken. Doch war bei den herrschenden klimatischen Verhältnissen bereits nach wenigen Minuten der gewünschte Effekt dahin. <br />
So viel Fernsehteams wie in Albacete waren schon lange nicht mehr bei einem Truckracing-Event. Eine Crew bemühte sich gar 2 Tage lang die Vorrausetzungen für eine Direktübertragung per Satellit zu bewerkstelligen. Andere drehten Specials über Antonio Albacete und Antonio Conejero. Überhaupt zog Conejero in Albacete mehr Aufmerksamkeit auf sich als je zuvor. Der Spanier hatte seinen betagten Mercedes durch einen futuristisch anmutenden aus Brasilien importierten Iveco-Hauber ersetzt. Der Truck war erst eine Woche zuvor auf dem Luftwege in Luxemburg! eingetroffen. Trotz fast durchgängiger Nachtarbeit schaffte es das Team aber dennoch nicht, den Erwartungen gerecht zu werden. Auf die Mechaniker kommt noch eine Menge Arbeit zu.<br />
Von dem Mirage-Düsenjet, der am Freitag schon zum Leidwesen vieler – andere wiederum zeigten sich total begeistert – seine Übungen absolviert hatte, gab es am Sonntag vor dem Start der SuperRaceTrucks erneut eine Vorführung seiner Kunst. Diesmal flog der Pilot aber grundsätzlich etwas höher, sodass man nicht mehr befürchten musste, der Jet würde die Antennen auf dem Zielturm touchieren. Leid Tragende dieser Show waren aber in jedem Fall die Rennfahrer, standen sie doch bei dem glühenden Sonnenschein nun noch eine viertel Stunde länger in Sauna gleichen Cockpits in der Startaufstellung.<br />
Der Presseraum war sicherlich der angenehmste Aufenthaltsort am ganzen Circuit, die Klimaanlage funktionierte hervorragend. Die Ausgabe der Ergebnislisten erfolgte unverzüglich, die Darstellung in Form der Einzelrunden mit Einzelsektorenresultaten war beispielhaft, und ab Sonntag funktionierte sogar das Netzwerk einwandfrei. Warum gab es aber keine Bilder der Streckenkameras? Es soll solche nämlich gegeben haben. Dann hätte sich mancher selbst ein Bild z.B. vom angeblichen Jump-Start Gerd Körbers machen können. So bleibt nämlich der bittere Beigeschmack einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung, schließlich hatten die Piloten selbst den Start zum 2. Quali-Race ganz anders gesehen.