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Der Sonntag in Albacete

Der Sonntag in Albacete

05. Juni 2005Albacete - Ein weiteres Wort über das Wetter und die höllischen Temperaturen zu verlieren, wollen wir uns ersparen. Es war genau so unerträglich wie an den beiden Tagen zuvor. Noch heißer verliefen aber die Diskussionen um die Vorgänge vom Samstagabend.<br />
Erst gegen 21 Uhr war das offizielle Ergebnis verkündet worden. Egon Allgäuer wurde disqualifiziert, da die Aufhängung seines MAN mit Stahlseilen versehen sei, die das Reglement so nicht zulasse. Die Crux bei der Sache ist allerdings, dass nicht nur der Allgäuer-Truck solche auch der Sicherheit dienende Stahlseile hat, sondern auch sämtliche anderen RaceTrucks aus der Spitzengruppe, selbst der des protestierenden Cepsa-Teams. Folglich legte der Österreicher noch an Ort und Stelle Widerspruch ein. Bis darüber definitiv entschieden ist, hat die Punkttabelle des Championats nur vorläufigen Charakter. Alle Teams bauten anschließend - das Hahn-Team gar erst in der Aufstellung zum Zeittraining - ihre Drahtseile aus, um nicht Gefahr zu laufen, auch noch disqualifiziert zu werden.<br />
Zu einer Farce drohte das ganze dann auszuarten, als es plötzlich hieß, aus Sicherheitsgründen seien die Seile nun doch wieder zugelassen. Dennoch wagte sich kein Team wieder an den Rückbau, denn der Protest der anderen und die nachfolgende Disqualifikation wären die zwangsläufige Folge gewesen. Bis in zwei Wochen in Nogaro die nächsten Rennen anstehen, sollte allerdings endgültige Klarheit herrschen. Die drohende Strafe wegen Überholens unter gelber Flagge im Samstags-Cuprennen betraf übrigens nicht Antonio Albacete, sondern David Vrsecky, wodurch sein toller Parforceritt vor der Zieldurchfahrt sich erübrigt hatte.<br />
Neben all diesen Diskussionen gab es tatsächlich auch noch echten und spannenden Rennsport. Allgäuer hatte erneut das Zeittraining für sich entscheiden können, vor Gerd Körber (Buggyra Freightliner) und Antonio Albacete (MAN) sowie dem zweiten Buggyra mit David Vrsecky. Im Quali-Race konnten die beiden Freightliner schon auf der Geraden zu Allgäuer aufschließen. Drei breite Race-Trucks rasten auf die schmale erste Kurve zu, Körber lenkte als erster ein, Vrsecky knapp dahinter und Allgäuer hatte das Nachsehen. Der Rheinauer setzte sich gleich von seinen Verfolgern etwas ab, und es sah alles so aus als würde es für den Deutschen nach einem Supersamstag auch noch einen Supersonntag geben. Doch die Rennkommission war da anderer Meinung, wegen Frühstarts bekam Körber eine Pit-Lane-Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, die ihn mehr als 30 Sekunden kostete. So musste sich der Rheinauer dann mit Rang 8 zufrieden geben. Teamkollege Vrsecky verteidigte die Führung letztendlich knapp vor Allgäuer. Dritter wurde Frankie Vojtisek (Renault) vor Antonio Albacete und Markus Bösiger (beide MAN) sowie Jochen Hahn (Mercedes).<br />
Im abschließenden Cup-Race verteidigte Vrsecky seine Pole gegen einen zunächst massiv attackierenden Allgäuer, fuhr dann aber seinen Sieg souverän nach Hause. Der Österreicher hingegen hatte mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen. Gegen Ende kam Localhero Albacete immer weiter auf, und insgesamt 16.000 Zuschauer wollten ihren Antonio förmlich an Allgäuer vorbei schreien. Doch auf dem engen Kurs zu überholen, ist fast unmöglich, und so musste sich der Spanier letztendlich doch mit dem dritten Platz begnügen. Vojtisek fuhr unbedrängt auf P 4, während sich um den fünften Rang lange Zeit Hahn und Bösiger kebbelten. Zu Mitte des Rennens wurde der Schweizer weit aus der ersten Kurve heraus getragen, kroch anschließend durchs Kiesbett und fiel weit zurück. Über den 10. Rang kam Bösiger schließlich nicht mehr hinaus. Auch Hahn ereilten gegen Ende massive Reifenprobleme, ebenso wie den zwischenzeitlich nach vorn gefahrenen Gerd Körber. So holte sich zum Schluss Jose Rodrigues den 5. Platz vor Körber und Hahn.<br />
Bei den SuperRaceTrucks landete Ralf Druckenmüller mit seinem VW-Titan nach seinen Samstagserfolgen einen Vierfachsieg jeweils vor dem Teamkollegen Markus Oestreich. Die Posttrucks waren einfach zu überlegen, sodass auch die beiden MAN-SuperRaceTrucks von Noel Cozier mit Adua und Andre im Cockpit einfach keine Chance besaßen. Für die Zuschauer das Salz in der Suppe machten hier sicherlich die spanischen Trucks aus, die sich ihre Zweikämpfe häufig mehr neben als auf der Piste lieferten. Am Ende des Tages begeisterten Alberto Vila und Co ihre Fans reihenweise mit Burn-Outs, fast wie in Jarama. Franz Deckenbach (Deutsche Post-VW-Team) ungläubig: „Wenn wir so etwas machen, bekommen wir von der Rennkommission immer einen auf den Deckel und anschließend eine Geldstrafe.“