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Der Samstag in Albacete

Der Samstag in Albacete

04. Juni 2005Albacete - Eigentlich war’s nicht anders zu erwarten, es war heute noch heißer als gestern, die Angaben schwanken zwischen 36 und 42 Grad – im Schatten wohlgemerkt. Allerdings gibt es so gut wie keinen. In den Cockpits der Trucks herrschen sicherlich Temperaturen von 60 Grad. Dazu sind die Piloten noch in ihrer feuerfesten Unterwäsche und dicken Rennoveralls verpackt. Aber unter diesen Bedingungen leiden nicht nur die Menschen, sondern auch die Maschinen. Im Quali-Race der RaceTrucks traten von den 35 gemeldeten nur noch 31 Fahrzeuge an, im anschließenden Cup-Race gar nur noch 26.<br />
Einer blühte allerdings unter diesen Umständen richtig auf: Gerd Körber (Buggyra Freightliner). Im morgendlichen Freien Training passte noch nicht so alles, im Zeittraining schob er sich aber neben Polesetter Egon Allgäuer (MAN) schon in die erste Startreihe. <br />
Im anschließenden Quali-Race legte Körber dann einen Super-Start auf den Asphalt, zog schon vor der ersten Kurve am Österreicher vorbei, und fuhr seinen Sieg überlegener ins Ziel, als es der Vorsprung von nicht einmal 3 Sekunden verdeutlichen kann. Auf Drei lag zunächst David Vrsecky (Buggyra Freightliner) doch beim Infight mit Antonio Albacete (MAN) zog er den kürzeren, landete etwas abseits, fuhr sich beinahe fest und fiel kurzfristig gar bis auf den 25.Rang zurück. Zwar kämpfte sich der Tscheche wieder bis auf den 14.Platz vor, Punkte gab es allerdings keine mehr. Doch auch der Spanier konnte sich seines dritten Platzes nicht lange erfreuen. Im Nachhinein wurde er wegen Überholens unter gelber Flagge mit 1 Minute Strafzeit belegt und fiel ebenfalls aus den Punkterängen heraus, zurück bis auf P 12. Davon profitierten Markus Bösiger (MAN) und Jochen Hahn (Mercedes-Benz). Der Schweizer und der Deutsche hatten sich über die ganze Renndistanz Stoßstange an Stoßstange einen begeisternden Kampf um die vermeintliche 5.Position geliefert, immer mit Jose Rodrigues (MAN) im Schlepptau. Der Portugiese wartete nur auf einen Fehler seiner Vorderleute, denn echte Überholmanöver auf dieser schmalen Piste sind unter gleichwertigen Fahrzeugen kaum möglich. So gingen schließlich die drei Piloten genau in der Reihenfolge mit jeweils weniger als einer Sekunde Abstand über die Ziellinie.<br />
Auch im Cup-Race setzte Körber sich direkt vor Allgäuer und Hahn. Schon nach einem Drittel des Rennens schienen die Positionen eindeutig verteilt. Der Freightliner führte mit sicherem Abstand vor dem MAN und der fuhr auch mit etwa gleichem Vorsprung vor dem Mercedes. Dahinter allerdings musste sich Bösiger ständiger Angriffe des jungen Rodrigues erwehren. Nach zwei Drittel der Renndistanz stoben dann die weit hinten gestarteten Albacete und Vrsecky nach vorn. Dem permanenten Druck hielt der Portugiese nicht stand, Bösiger dagegen nutzte die Scharmützel, um sich weiter abzusetzen und fuhr sicher den vierten Rang nach Hause. Um den fünften Platz fochten die beiden letztjährigen Teamgefährten – auch da hatten sie sich schon nichts geschenkt – einen begeisternden Fight aus. Wenige Meter vor der Ziellinie ging Vrsecky dann leicht übers Gras – oder besser gesagt über die unbefestigte Fläche neben dem Asphalt – und zog noch am Spanier vorbei. Mit weniger als 3 Hundertstel Vorsprung passierte er die karierte Flagge. Auch an der Spitze war es noch einmal richtig dramatisch geworden. Etwa drei Runden vor Schluss, kam Allgäuer leicht von der Bahn ab, verlor an Speed, und Hahn nutzte gleich die Situation, um vorbei zu preschen. Anschließend holte der Schwabe dann noch Sekunde um Sekunde auf Körber auf, letztendlich war der Vorsprung des Rheinauers aber so groß, dass sein Sieg außerhalb jeder Gefahr war.<br />
Noch spannender wurde es dann aber nach dem Rennen. Albacete drohte wieder eine 1-Minutenstrafe für das gleiche Vergehen wie im Quali-Race, und gleichzeitig hatte sein Cepsa-Team Protest gegen den Allgäuer-Truck eingelegt. Noch Stunden nach Rennschluss standen der rote und der gelbe MAN zunächst einsam und allein im Parc Fermé während die Rennkommission diskutierte. Später wurde der Allgäuer-Truck dann in Einzelteile zerlegt, zur Zeit des Reports liegt noch keine Entscheidung vor. Deshalb fehlen auch die Ergebnisse des Cup-Race der RaceTrucks.<br />
Für Ralf Druckenmüller und seinen VW-Titan scheint Spanien ein gutes Pflaster. Schon beim Auftaktrennen in Barcelona holte der Mendiger 59 von 60 möglichen Punkten. Und auch heute gewann Drucki sowohl das Quali-Race als auch das Cuprennen. Teamkollege Markus Oestreich konnte ihn eigentlich nie richtig gefährden, kämpfte doch der Champion von Anfang an mit technischen Problemen, sein Motor baute einfach nicht die gewohnte Leistung auf. Dazu gab es schon morgens einige Entscheidungen der Rennleitung, die im Postteam für Aufregung sorgten. Wurden doch die VW-Titan-Piloten wegen Schwarzrauchs zur Nachregulierung rein gewunken, bzw. ermahnt, sie würden zu häufig die Strecke verlassen. Tatsächlich war unter den Trucks in den Rennen der SuperRaceTrucks keiner so sauber wie die Volkswagen, und auf der extrem schmalen Asphaltdecke fuhren häufig mehr Trucks neben der Piste als auf dem Teer. So gab es denn auch häufig vor lauter Dreck, Staub und Ruß kaum mehr etwas zu sehen. Oft fühlte man sich an die Bilder von Paris-Dakar erinnert. Letztendlich muss man allen Piloten höchstes Lob zollen, dass unter diesen widrigen Umständen es nicht doch ganz bös gekracht hat.<br />
Im Übrigen wurde auch Jochen Hahn im Zeittraining seine Bestzeit wegen angeblichen Schwarzrauchs gestrichen, so dass man sich wirklich fragen muss, ob sich die zuständigen Marshalls nicht einfach bei den Startnummern vertan haben. Denn tatsächlich gab es einige Starter gerade auch aus dem hinteren Feld, die am Nürburgring und auch einigen anderen Strecken so keine einzige Runde hätten absolvieren dürfen.<br />
Nichtsdestoweniger konnte sich Drucki letztendlich zweier klarer Siege erfreuen, und Oese belegte ebenso eindeutig beide Male den zweiten Platz. Einzig die beiden MAN-SuperRaceTrucks aus dem Fundus von Noel Crozier mit Joseph Adua und Jean Andre im Cockpit konnten noch einigermaßen mithalten. Adua hatte dabei jeweils knapp die Nase vorn, und nahm neben den beiden VW-Piloten den dritten Podiumsplatz ein.