Dienstag, 19.03.2024 | Deutsch | English
Der Sonntag in Jarama

Der Sonntag in Jarama

03. Oktober 2004Jarama - Knapp 40.000 Zuschauer waren bei phantastischem Wetter von den äußerst spannenden Rennen beim vorletzten Lauf zum FIA European Truck Racing Cup begeistert. Schon vor 8 Uhr morgens waren die Naturtribünen in der Angel Nieto Kurve zu mehr als der Hälfte gefüllt, manche Paddock-Bewohner wurden durch das Hupen und die Böller der Fans aus den Betten geholt. Schließlich begann das erste Warm-Up mehr als eine Stunde später. <br />
Im Zeittraining der RaceTrucks setzten sich wieder einmal die beiden Spitzenreiter im Gesamtklassement durch und belegten die erste Startreihe für das Quali-Race. Stuart Oliver nutzte seine Pole, setzte sich gleich an die Spitze, Lutz Bernau dagegen kam zwar noch bestens durch die gefährliche erste Kurve, ging dann aber im Getümmel unter und fiel weit zurück. Egon Allgäuer nutzte die Chance und klemmte sich hinter Oliver auf die zweite Position vor Ross Garrett und Adam Lacko. Erwartungsgemäß ergab sich Bernau keineswegs seines Schicksals, markierte bereits in der zweiten Runde mit 2:03,624 die beste Rennrundenzeit, dennoch auf mehr als auf den vierten Platz konnte er bis zum Ziel nicht mehr vorfahren. Allgäuer erwischte es dann aber ziemlich hart, wegen eines gebrochenen Stossdämpfers konnte er seinen Truck kaum mehr auf der Piste halten, hüpfte mehrmals durchs Kiesbett und musste letztendlich mit dem gegen Frankie Vojtisek hart erkämpften 7. Rang unter diesen widrigen Umständen sehr zufrieden sein. Seinen MAN-Kollegen Jose Rodrigues und den Mercedes von Jochen Hahn musste der Österreicher allerdings noch passieren lassen. Hinter dem Atkins-MAN belegten Garrett und Lacko schließlich die weiteren Podiumsplätze. <br />
Auch im folgenden Cuprennen übernahm Stuart Oliver gleich wieder die Führung, diesmal blieb Bernau aber direkt an der Stoßstange des Engländers und setzte ihn permanent unter Druck. Bereits in der zweiten Runde fuhr Oliver die scharfe Angel Nieto Kurve etwas weit Außen an, Bernau erspähte die Lücke auf der inneren Bahn und schoss zur Begeisterung der voll besetzten Ränge dort direkt hinein. Bruchteile von Sekunden sah es nach einem schweren Crash aus. Der Atkins-Pilot blieb aber auf der Außenbahn und der Bayer konnte unbehelligt vorbeiziehen. Mehrfach schien es, als würde Oliver immer wieder zum Angriff blasen können, doch Bernau behielt letztendlich doch souverän die Oberhand und erzielte ganz zum Schluss mit 2:04,959 gar noch die schnellste Rennrunde. Auf den weiteren Plätzen folgten dann mit jeweils wenigen Sekunden Abstand Ross Garrett, Egon Allgäuer, Adam Lacko und Jochen Hahn. Die Konfusion begann dann aber bei der Siegerehrung. Die drei Erstplatzierten hatten schon Aufstellung genommen, als plötzlich Egon Allgäuer dazu gerufen wurde. Wegen Overspeedings wurde Stuart Oliver nach minutenlanger Diskussion mit einer 10-Sekunden-Strafe belegt und fiel so auf Rang 6 zurück. Dem Engländer standen die Tränen in den Augen, denn er und das Team waren sich keinerlei Schuld bewusst. Die Zeremonien waren noch nicht ganz beendet, da legte David Atkins bereits Protest ein, denn seine Telemetriedaten belegten etwas ganz anderes. Als es dann noch hieß, dass der Verstoß des MAN-Piloten nach der Zieldurchfahrt erfolgt sein soll, und dass innerhalb von Bruchteilen von Sekunden der Atkins-MAN gemäß den zugrunde gelegten offiziellen GPS-Messdaten auf 167 km/h beschleunigt und dann wieder voll heruntergebremst worden wäre, musste selbst die Rennleitung einsehen, wie unsinnig ihre Entscheidung war. Die Punkte wurden Stuart Oliver zuerkannt, Egon Allgäuer und Ross Garrett mussten Pokale und Ehrenkränze wieder abgeben bzw. tauschen.<br />
Auch bei den SuperRaceTrucks ging längst nicht alles reibungslos vonstatten. Markus Oestreich und Ludovic Faure sahen sich im Quali-Race ganz plötzlich ihrer im Zeittraining mühsam erkämpfter Spitzenpositionen verlustig. Noch auf der Startgeraden waren die beiden Buggyras von David Vrsecky und Antonio Albacete an ihnen vorbei gerauscht. Der Tscheche wurde mit einer Stop-and-go-Strafe belegt, das „Problem“ mit dem Spanier erledigten der VW-Titan-Pilot und der französische Exeuropameister selbst, sie passierten einfach den roten Cepsa-Renntruck. Danach war das Rennen an der Spitze gelaufen, der silberne Buggyra und der gelbe Post-VW sind einfach zu ausgeglichen, als dass es dem Nachfolgenden gelingen könnte, den Vorausfahrenden zu überholen – solange dieser keinen Fehler macht. Und Oese fuhr einfach fehlerlos und einem sicheren Sieg entgegen. Ralf Druckenmüller auf dem zweiten VW sah die Chance am schwächelnden Albacete vorbei zu ziehen. Zum Entsetzen der spanischen Fans rückte der Deutsche ihrem Idol immer wieder kräftig auf die Pelle. Dabei soll der Mendiger allerdings mehrfach Marker überfahren haben und wurde dann auch mit einer Stop-and-go-Strafe belegt. So konnte sich David Vrsecky gar wieder an dem Post-Piloten vorbei auf Rang 4 schieben. <br />
Im Cuprennen machte Markus Oestreich seinen Wochenendtriumph vollständig und einen großen Schritt zum Titelgewinn. Klar setzte er sich gleich an die Spitze, und nur anfangs sah es aus, als könne Faure ihm noch gefährlich werden. Mit fortlaufendem Rennen wurde der Abstand aber immer größer, letztendlich war der zweite Tagessieg des langen Fuldaers eine recht sichere Angelegenheit. Der dritte Platz ging erneut an Antonio Albacete, wobei ihm Drucki zum Schluss aber mit den klar besseren Rundenzeiten noch kräftig zusetzte.