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Der Samstag in Jarama

Der Samstag in Jarama

02. Oktober 2004Jarama - Im Focus der spanischen Zuschauer stand natürlich besonders der Prinz de Orleans-Borbon. Schon seit Jahren in der FIA-GT-Meisterschaft unterwegs, und auch in diversen Porsche-Serien erfolgreich, musste sich Seine Königliche Hoheit allerdings erst an sein neues fast 5 Tonnen schweres Gefährt gewöhnen. Den Circuit von Jarama kennt der Prinz andererseits so gut wie seine Westentasche, und so rückte er denn den Etablierten des RaceTruck-Mittelfelds nach leichten Anfangsschwierigkeiten kräftig auf die Pelle. Im Zeittraining positionierte der Spanier den vierten RaceTruck aus dem Allgäuer-Team in die 6. Startreihe, wobei er einige altgediente Truckracer hinter sich ließ. Die Spitzenplätze in der Startaufstellung nahmen einmal mehr wieder die ein, die auch bereits während der ganzen Saison den Ton angeben. Stuart Oliver musste sich von der ersten allerdings in die dritte Startreihe zurückbeordern lassen, weil er in seiner schnellsten Runde einen Marker überfahren haben soll. So gesellte sich neben Polesetter Lutz Bernau sein MAN-Kollege Egon Allgäuer. Überraschend folgten dann aber mit Frankie Vojtisek (Renault) und Ross Garrett (Foden) schon zwei RaceTrucks, die nicht in Bayern gebaut worden sind.<br />
Bernau nutzte gleich seine Führungs-Position, um sich leicht vom Feld abzusetzen. Doch Allgäuer führte die Verfolgermeute im Laufe des Rennens wieder an den Spitzenreiter heran und konnte mit 2:05,167 auch die schnellste Rennrunde verbuchen, doch an seinem Markenkollegen vorbeizuziehen, gelang dem Österreicher trotz vielfacher Versuche nicht. Mit knappem Abstand folgten Vojtisek, Garrett, Oliver und Adam Lacko auf den weiteren Plätzen. <br />
Dem Prinzen wurde von seinen Mitstreitern sehr schnell verdeutlicht, dass Training eine Sache ist, Rennen aber eine ganz andere, im Truckracing ein etwas rauerer Wind weht und auch auf Rennkollegen aus dem Hochadel keinerlei Rücksicht genommen wird. Doch der spanische Edelmann steckte keineswegs zurück. Mit stark ramponiertem Gefährt belegte er schließlich einen achtbaren 15.Rang bei 32 Startern. Wie in Jarama üblich spielten sich im Mittelfeld und auf den hinteren Rängen wieder die spektakulärsten Zweikämpfe ab. Diesmal waren es aber nicht nur die Spanier, Franzosen und Portugiesen, die ja noch um Punkte für die Spanische Meisterschaft fuhren, die sich messerscharfe Duelle lieferten, auch die beiden englischen Gastfahrer Mat Summerfield (Seddon Atkinson) und Garry George (Foden) mischten kräftig mit. <br />
Im Cup-Race sah es dann anfangs so aus, als könne Lutz Bernau seinen Erfolg aus dem Quali-Race leicht wiederholen. Sein direkter Gegenpart Egon Allgäuer erwischte einen miserablen Start, ging anschließend noch mehrmals durch die Prärie und verlor gleich in der ersten Runde mehr als 5 Sekunden auf den Bayern. Im Gegensatz dazu klemmten sich Stuart Oliver und Frankie Vojtisek direkt hinter den MAN des Titelverteidigers. Doch auch der Engländer zeigte kleine Schwächen und fiel wieder etwas zurück, ebenso wie Rodrigues Junior, der einfach mit zuviel Power in die Spitzkehre zur Nieto-Kurve einfuhr und weit ins Kiesbett getragen wurde. Dann spielte allerdings ausgelaufenes Öl oder Diesel Schicksal und bescherte den begeisterten Zuschauern eines der aufregendsten Rennen der Saison. Sämtliche Piloten erreichten ihre schnellsten Zeiten in den ersten beiden Runden, und danach war die Ideallinie nicht unbedingt die schnellste Linie. Als erster erkannte das Frankie Vojtisek. Er setzte sich an die Spitze und baute seinen Vorsprung sehr schnell aus. Auch Jose Rodrigues merzte seinen Anfangspatzer wieder aus und fuhr ein absolutes Spitzenrennen. Schließlich landete er knapp hinter Bernau auf dem dritten Podiumsplatz. Ebenso knapp geschlagen musste sich Stuart Oliver mit dem undankbaren vierten Platz begnügen vor Lacko und dem zweitbesten Nicht-MAN Piloten, Jochen Hahn mit seinem Mercedes-Axor. Egon Allgäuer fiel auf Rang 9 zurück, und Ross Garrett, der in den ersten Runden noch kräftig an der Spitze mitmischte, musste sich gar überrunden lassen und mit Platz 20 zufrieden geben. Möglicherweise war der Foden des Engländers allerdings auch Verursacher der seltsamen Pistenverhältnisse.<br />
Bei den SuperRaceTrucks ging es wesentlich gesitteter und ruhiger zu – wie eigentlich immer am Samstag. Dennoch verlief die Zeittraining äußerst spannend, denn in den Freien Trainings sah es fast so aus, als habe das Deutsche Post Team mit seinen VW-Titan der Buyggyra-Armada – und vor allem dem hoch überlegenen Ludo Faure – nichts entgegenzusetzen. Doch wieder einmal zeigte sich wie schon öfters in dieser Saison, dass bei dem Zweikampf zwischen dem französischen Exeuropameister und seinem schärfsten Titelkonkurrenten Markus Oestreich erst ganz zum Schluss abgerechnet wird. Mit gerade mal 3 Hundertstel Vorsprung entriss der Fuldaer dem Franzosen noch die Pole-Position. Zur Ehrenrettung Ludos muss allerdings gesagt werden, dass der in seiner vorletzten Runde die Spitzenzeit des VW-Titans nochmals um eine zehntel Sekunde unterbot, wegen eines Regelverstoßes wurde diese Zeit aber nicht anerkannt.