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Der Freitag am Ring

Der Freitag am Ring

09. Juli 2004Nürburgring - Der Truck Grand Prix am Ring hat nichts von seiner Attraktivität verloren, eher im Gegenteil. Die Kartenkategorie „Gold“ ist bereits ausverkauft, andere Karten sind aber an den Tageskassen durchaus noch erhältlich. Schon am Montag waren die ersten Fans angereist und haben auf den Campingplätzen rund um den Ring ihre Claims abgesteckt. Das Fahrerlager war schon am Donnerstag proppevoll, der „verlorene“ Sohn Gerd Körber Liebling der Besucher. Umringt von seinen Fans signierte der Champion extra für dieses Event angefertigte und mit einer großen 1 bestickte Baseball-Caps. Aber nicht nur Buggyra präsentiert mit Gerd Körber auf dem neuen Freightliner einen zusätzlichen Piloten, das Allgäuer-Team setzt zusammen mit KRAIBURG bekanntlich Prinz Leopold von Bayern im Mittelrhein-Cup ein, und Peter Müller dachte sich wohl, was die anderen können kann ich schon lange. So fährt denn auf dem letztjährigen Wagen von Oese der Schweizer Renault-Clio und V8-Star Pilot Pierre von Mentlen einen dritten Postwagen bei den SuperRaceTrucks. Maurice Monfrino startet wieder einmal mit dem SuperRaceTruck von Noel Crozier, der selbst bei den RaceTrucks an den Start geht. Das SRT-Feld ist dennoch mit 11 Startern so groß wie noch nie in diesem Jahr.<br />
Das unberechenbare Eifelwetter macht seinem Ruf einmal mehr alle Ehre. Bis Donnerstag gab es vorwiegend Sonnenschein, gelegentlich mal unterbrochen von einzelnen Schauern. Am Freitag – pünktlich zu den ersten Trainingsläufen – begann dann der Dauerregen. <br />
Die Überraschung des Tages bot sicherlich Prinz Leopold von Bayern, 35 Jahre Rennerfahrung machen sich eben doch bezahlt. Man muss allerdings auch zugestehen, dass der vierte MAN vom Team- Allgäuer ja nicht nur unter den im Mittelrhein-Cup startenden RaceTrucks ein absolutes Spitzenfahzeug ist. Nachdem er sich erst einmal an die fünf Tonnen Gewicht gewöhnt hatte, so der Prinz später auf der KRAIBURG-Pressekonferenz, die ihm beim Bremsen im Rücken gehangen hätten, sei er recht gut um die Kurven gekommen. Nur auf den Geraden, so beschwerte sich Leopold von Bayern anschließend bei Team-Chef Egon Allgäuer, seien die, die er gerade überholt hatte, wieder an ihn vorbei geggangen. Das Team konnte ihn aber schnellstens beruhigen, dem Truckracing-Rookie war nicht bewusst gewesen, dass er noch einen weiteren Gang zur Verfügung hatte. Überhaupt seien die vielen Gänge und Schalter, die zusätzlichen Knöpfe zur Kühlung der Bremsen sehr gewöhnungsbedürftig.<br />
Wie schnell sich Seine Königliche Hoheit jedoch an diese Besonderheiten im Renntruck gewöhnt hatte, der übrigens seit seiner Bundeswehrzeit keinen LKW mehr bewegt hat, zeigte sich im Zeittraining. Rundenlang lag der gelbe MAN mit der Nummer 1 an der Spitze, hart bedrängt von dem MAN des Franzosen Olivier Robineau. Dann jedoch langten die beiden im Rahmen der Britischen Meisterschaft auch im Mittelrhein-Cup startenden englischen Truckracing-Routiniers Stuart Oliver und Ross Garrett noch einmal richtig zu und eroberten sich die erste Startreihe.<br />
Nicht weniger überraschend war das Comeback von Gerd Körber. Mit dem bildschönen und – bei Sonnenschein – in allen Farbnuancen schillernden nagelneuen Freightliner von Mario Kress mischte er die RaceTruck-Klasse kräftig auf. Bei strömenden Regen machte der SuperRaceTruck–Champion das RT-Establishment noch nasser, als es ohnehin schon war. Zwei Sekunden nahm er dem Regenspezialisten Frankie Vojtisek ab, die restlichen Spitzenpiloten traf es noch härter. Am schlechtesten kam der in der EM-Wertung Gesamtführende Stuart Oliver weg, das Atkins-Team hatte total „verwachst“, wie es bei den Skifahrern heißt. Für die morgigen Rennen hat sich das Team um Renningenieur Stefan Honens allerdings einiges vorgenommen, u.a. durch gravierende Änderungen an der Vorderachse.<br />
Natürlich gab es dann auch bei SuperRaceTrucks eine echte Überraschung. Nachdem auch im zweiten Freien Training die drei Buggyras lange Zeit eindeutig dominierten, schlug kurz vor Schluss Lokalmatador Ralf Druckenmüller zu, als er seinen VW-Titan knapp hinter Ludo Faure auf Platz 2 fuhr. Auch sein Post-Teamkollege konnte noch in der letzten Runde in die Phalanx der tschechischen SuperRaceTrucks einbrechen und den EM-Spitzenreiter David Vrsecky klar auf den fünften Rang verweisen. Überhaupt liegen die ersten Vier nicht einmal fünf Zehntel auseinander, was für das morgige Zeittraining und die Rennen am Sonntag allerhöchste Spannung verspricht.