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Der Sonntag am Lausitzring

Der Sonntag am Lausitzring

20. Oktober 2002Lausitzring - Gerd Körber bei den Superracetrucks und Egon Allgäuer bei den Racetrucks heißen die Gewinner des FIA European Truck Racing Cup. Im spannendsten Finale der langjährigen Truck-Europameisterschaft, war das Pech der jeweiligen Gegner der neuen Titelträger entscheidend für den Ausgang der Titelkämpfe. Schon am ersten Renntag der Racetrucks war Bernau der Hauptleidtragende von ausgelaufenem Diesel auf der Strecke und nach einem Dreher weit zurückgefallen. Der Sonntag begann mit einem Gleichstand für beide Titelaspiranten. Bernau hatte das Zeittraining klar für sich entschieden, die Pole brachte ihm jedoch kein Glück. Schon in der ersten Kurve drehte sich der Bayer so heftig, dass der MAN tief ins Kiesbett rutschte. Hier hing er während des ganzen Laufs fest und bescherte seinem österreichischen Konkurrenten letztendlich kampflos einen Vorsprung von 10 Punkten. <br />
Nur ein Sieg anschließenden Cuprennen hätte dem deutschen Titelverteidiger die Meisterschaft bringen können. Dabei hätte Allgäuer aber über den fünften Platz nicht hinauskommen dürfen. Faktisch hieß dies, er musste nur ins Ziel kommen und durfte nicht ausfallen. Doch der Österreicher gewann dieses Rennen sogar vor Bernau, und damit auch erstmals in seiner Karriere die Europameisterschaft. Überschattet wurde dieser Lauf jedoch von einem schweren Unfall des englischen Atkins-Racing-Piloten Terry Rymer. Auf der zweiten Position liegend wurde Rymer gleich beim Start von seinem Markenkollegen Stuart Oliver gegen den inneren Reifenstapel gedrückt, Teile der Hinterachse rissen ab. Der manövrierunfähige Truck schleuderte in die Seite des Renaults von Frankie Vojtisek. Die Lenksäule des MAN schlug voll auf Rymers Beine. Die anfangs von den Rettungskräften diagnostizierten schlimmen Verletzungen bestätigten sich bei der anschließend Untersuchung im Krankenhaus jedoch nicht. <br />
Bei den Superracetrucks nutzte Harri Luostarinen seine Pole im Quali-Rennen zu einem Start-Ziel-Sieg. Hinter dem Schweizer Markus Bösiger belegte Gerd Körber nur den dritten Platz. Somit konnte der Finne seinen Vorsprung zu seinem deutschen Verfolger vor dem letzten Rennen gar auf fünf Punkte ausbauen. Bei einem Sieg Körbers und einem zweiten Platz Luostarinens wäre der CAT-Pilot bei Punktgleichstand aufgrund der größeren Anzahl von Siegen Meister geworden. Aus eigener Kraft allein war der Titelgewinn für den Rheinauer also nicht mehr zu schaffen. Durch den Ausfall David Vrseckys konnte der Deutsche auch nicht auf Unterstützung aus der eigenen Mannschaft hoffen.<br />
Doch auch Bösiger wollte im letzten Rennen der Saison seine gute Position in der ersten Startreihe nutzen. Schon auf der Geraden zog er an Polesetter Luostarinen vorbei und ging deutlich führend in die gefährliche erste Linkskurve. Körber hatte sich direkt an das Heck des Finnen geklemmt und startete vehemente Angriffe. Mitte der zweiten Runde ging er unter dem Jubel seiner Landsleute am schwarzen CAT vorbei und setzte mit immer schnelleren Runden zur Verfolgung des Schweizers an. Mit 2:10.982 Min. schaffte er auch die absolut schnellste Rundenzeit des Wochenendes, doch Bösiger kämpfte um seinen Sieg. Bei dieser Konstellation wäre der Titel dem Finnen sicher gewesen, Körber musste also unbedingt gewinnen. Mittlerweile bangte Luostarinen gar um seinen dritten Platz. Angefeuert von den rund 40.000 Zuschauern rückte der rote CAT des Spaniers Antonio Albacete dem schwarzen Markenkollegen sehr kräftig aufs Heck. In der achten Runde erledigten sich alle Rechenmöglichkeiten zum Titelgewinn von selbst, und die Hoffnungen des Caterpillar TRD Teams lösten sich im Rauch des geplatzten Turboladers auf. Körber ließ es nun ruhiger angehen und genoss auf den letzten vier Runden die Begeisterung der Zuschauer. Unter einem kleinen Feuerwerk auf der Zielgeraden wurde er als zweiter mit der schwarz-weiß-karierten Flagge abgewunken. <br />
Lange nach der Siegerehrung erhielt Bösiger gar noch mit eine Zeitstrafe von 20 Sekunden wegen Overspeedings und fiel auf Rang vier zurück. So belegten letztendlich im letzten Lauf der Saison Albacete und Alain Ferté die weiteren Podiumsplätze. <br />
Den Herstellertitel sicherte sich Caterpillar TRD mit den beiden Fahrern Harri Luostarinen und Antonio Albacete.<br />
Mit insgesamt 42.000 Zuschauern bei wahrhaft schlechtesten Wetterverhältnissen avancierten die Rennen zum FIA European Truck Racing Cup zur erfolgreichsten diesjährigen Veranstaltung am Lausitzring. Auch nur wenige der anderen 9 Läufe im Rahmen dieser FIA-Serie konnten mehr Zuschauerinteresse aufweisen. Dennoch wird die Strecke im vorläufigen Veranstaltungskalender für das nächste Jahr nicht mehr berücksichtigt. Eigentlich unverständlich, da nicht nur der Titelträger der einen Klasse, sondern auch der Vizemeister der kleineren Racetrucks aus Deutschland kommen und nur auf den beiden deutschen Veranstaltungen große Teile der Industrie, auf deren Mitwirkung man grundsätzlich angewiesen ist, eine entsprechende Präsentationsplattform fanden.