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Der Sonntag in Zolder

Der Sonntag in Zolder

15. September 2002Zolder - Fast ein Novum für den FIA European Truck Racing Cup auf dem Circuit Zolder, es regnete auch heute nicht. Insgesamt kamen 41.000 Zuschauer. Nicht soviel wie in den letzten Jahren, doch das Interesse der Industrie und diverser anderer Firmen, sich hier zu präsentieren, hatte eben doch stark nachgelassen. Somit gab es natürlich auch erheblich weniger geladene Gäste. Den echten Truckracingfans wurde allerdings einiges, höchst Gegensätzliches geboten. Auf der einen Seite ein überglückliches Buggyra-Team mit einem vor Freude überschäumenden Gerd Körber, auf der anderen Seite eine Viertelstunde später einer der spektakulärsten Unfälle der letzten Jahre.<br />
Das Zeittraining der Racetrucks sah einmal mehr Egon Allgäuer mit einer fabelhaften Zeit von 2:01,776 Min. vorn, gut 1,5 Sekunden schneller als am Samstag. Fast Welten dahinter, Noel Crozier und Lutz Bernau. Das anschließende Quali-Race der Superracetrucks war eine klare Angelegenheit für Gerd Körber. Zwar nur mit Sekundenabständen folgten Markus Bösiger sowie die beiden CAT von Harri Luostarinen und Antonio Albacete, sie konnten den Buggyrapiloten letztendlich aber nie in Bedrängnis bringen.<br />
Das Quali-Race der Racetrucks brachte da schon etwas mehr Aufregung. Hatte sich doch Dominique Orsini in der Bianchi-Kurve so festgefahren, dass das Rennen schon in der ersten Runde abgebrochen werden musste. Doch auch nach dem zweiten Start behauptete Allgäuer seinen Spitzenplatz unangefochten bis ins Ziel. Hinter ihm beharkten sich Crozier und Bernau um Platz zwei, der Franzose konnte jedoch sämtliche Angriffe des deutschen Titelverteidigers abwehren. Terry Rymer belegte schon zum zweiten Male an diesem Wochenende den vierten Rang.<br />
Vor dem Cup-Race der Superracetrucks beschlich sicher manches Buggyra-Team-Mitglied in Erinnerung des letzten Rennwochenendes in Most ein leicht ungutes Gefühl. Auch dort hatte man sich in sämtlichen Läufen ähnlich dominant gezeigt, und dann ging einer der neuen Injektoren schon der Einführungsrunde zum Cup-Race kaputt. Trotzdem vertrauten die Tschechen weiter auf das neue Material, hatten sie doch die Zwischenzeit zu vielen weiteren Testläufen auf dem Prüfstand genutzt. Wie richtig man damit lag, zeigte sich eine halbe Stunde später, niemand hatte während der 14 Runden den Sieg des deutschen Exeuropameisters ernsthaft gefährden können. Im Ziel lag Bösiger knapp drei Sekunden zurück, die beiden CAT gar mehr als sechs. In der Gesamtwertung konnte Gerd Körber nun an Antonio Albacete und Markus Bösiger vorbeigehen, mit jetzt nur noch 11 Punkten Rückstand hinter Spitzenreiter Luostarinen liegt er dem zweiten Rang. Auch der drittplatzierte Spanier sowie der Schweizer Tatrapilot haben noch gute Aussichten auf den Titel.<br />
Ganz im Gegensatz zur ausgelassenen Freude des Gerd Körber stand 15 Minuten später das Entsetzen der Zuschauer. Der Start des Cup-Race sah eindeutig Polesetter Allgäuer in der ersten Linkskurve in Front, direkt dahinter Bernau, außen schon etwas zurück Crozier, als der Mercedes von Jochen Hahn nahezu ungebremst auf das Heck von Bernaus MAN krachte. Das Heck des Mercedes stieg steil auf, der Truck überschlug sich mehrfach. Eine lange Zeit der Ungewissheit brach an, bis die Rettungskräfte es schafften, die Fahrerkabine soweit auseinander zuziehen, dass der eingeklemmte Jochen Hahn endlich befreit werden konnte. Geschockt, aber offensichtlich unverletzt stieg er unter dem Beifall der Zuschauer in den bereitstehenden Wagen des Notarztes. Während das Wrack des Havaristen weggeschafft wurde, formierte sich das Restfeld zum Neustart. Erst dort wurde offenbar, dass eine ganze Reihe weiterer Fahrzeuge in den Unfall involviert waren. Carlos Alberto Neves und Stuart Oliver begaben sich gleich mit ihren Trucks ins Fahrerlager, die beiden MAN der Titelaspiranten Bernau und Crozier wurden unter wütendem Protest der jeweiligen Teams und Fahrer noch in der Startaufstellung von der Technischen Kommission aus dem Rennen genommen. So war denn auch der Weg frei für den Dritten im Bunde der Europameisteranwärter, Egon Allgäuer, der einen eindeutigen Start-Ziel-Sieg nach Hause fuhr. Terry Rymer hatte schon über das ganze Wochenende durch seine hervorragenden Ergebnisse aufhorchen lassen und erklomm als Zweiter erstmals in seiner noch kurzen Truckracing-Kariere das Podium vor dem tschechischen Routinier Frankie Vojtisek.<br />
Durch diesen Sieg konnte der Österreicher seinen zweiten Rang im Gesamtklassement weiter festigen. Mit 30 Punkten Rückstand zum Spitzenreiter Bernau liegt Crozier immer noch aussichtsreich auf Rang drei.