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GPS in Barcelona

19. Mai 2002Barcelona - Als die FIA in der Winterpause den Vertrag mit VDO-Kienzle, die bis zur letzten Saison verantwortlich für die Kontrolle zur Einhaltung des Speedlimits beim Truckracing von 160 km/h zeichneten und dies zuletzt mit der Blackbox zur aller Zufriedenheit erledigten, meinte, nicht verlängern zu müssen und stattdessen die französische Firma ERTF beauftragte, zukünftig die Geschwindigkeit per GPS zu kontrollieren, gab es schon die ersten Unkenrufe von Kennern der Materie. Dass diese aber so sehr Recht behalten würden, damit hat dann wohl doch niemand gerechnet. Der erstmalige Meisterschaftseinsatz dieses neuen Systems in Barcelona hatte eine Protestflut zur Folge. Da häufig die wegen Overspeedings ausgesprochenen Zeitstrafen keine Auswirkungen auf die Platzierungen hatten, verzichteten einige Teams sogar auf den Protest gegen ihrer Meinung nach ungerechtfertigte Zeitzuschläge von jeweils 10 Sekunden. David Atkins, der seinerzeit erstmals die komplette Datenüberwachung eines Renntrucks in der Superraceklasse eingeführt hatte und dieses System nun auch nach seinem Wechsel in die Raceklasse beibehält, kann anhand seiner Aufzeichnungen klipp und klar belegen, dass sein Fahrer Terry Rymer infolge eines Fehlers in der Übersetzung - die Motordrehzahlen konnten nicht entsprechend auf die Antriebsachse übertragen werden - im ersten Quali-Race gerade mal eine maximale Geschwindigkeit von rund 140 km/h hatte erreichen können. Trotzdem wurde der Fahrer des Teams Castrol Atkins neben dreizehn(!!!) weiteren Mitstreitern mit einer Zeitstrafe belegt.<br />
Auch die Superracetrucks, mittlerweile ja nun sämtlich mit Datenüberwachungssystemen ausgestattet, nahmen die Massendisqualifikation nach dem Qualifying von mehr als der Hälfte der am Cup teilnehmenden Fahrzeugen - vier wegen Overspeedings, eines wegen zuviel zurückgelegter Runden - nicht widerspruchslos hin. Bis weit in den Samstagabend saß man unter der Leitung der FIA-Kommissionäre Juan Pons und Toni Iddon im Briefing-Raum zusammen, ohne dass etwas an den höchst umstrittenen Entscheidungen geändert worden wäre. Der Start zum Cup-Race der SRT nahm leicht chaotische Formen an, als wegen Overspeedings ausgesprochene Strafen noch während der Startaufstellung wieder zurückgenommen wurden, und deshalb die schweren Trucks unter den Augen von insgesamt fast 30.000 Zuschauern mehrere Minuten hin und her rangiert werden mussten. In der kommenden Woche noch vor den Rennen in Misano sollen bei der FIA in Paris diese Vorkommnisse ausführlich besprochen werden. Nicht wenige Teams fordern schon jetzt die Rückkehr zu den alten Tachographen, das sei zwar ein erheblicher Rückschritt gegenüber der Blackbox, doch immer noch ein wesentlicher Fortschritt im Vergleich zur gegenwärtigen GPS-Messung.