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Truckracing in 2002 möglicherweise ohne Superracetrucks

09. November 2001Truckracing wird es auch im Jahr 2002 geben, im Moment scheint aber noch äußerst fraglich zu sein, ob in der Klasse der Superracetrucks eine ausreichende Zahl an Fahrzeugen auf die Räder gestellt werden kann. Das ist das Resümee, das wir zur Zeit aus diversen Gesprächen mit einigen Teamchefs (und einer Teamchefin), mit einzelnen Fahrern und Mitgliedern einiger Teams der Superracetruckklasse haben ziehen können. So langsam kristallisiert sich auch heraus, dass unverständliche Maßnahmen und an den Team- und Herstellerinteressen vorbeigehende Entscheidungen der FIA letztendlich für den Rückzug DaimlerChryslers aus dem Truckracing ausschlaggebend waren.<br />
Bisher waren Fahrer, Teams und Hersteller in den Entscheidungsgremien so präsent, dass sie zusammen ihre Interessen gleichberechtigt vertreten konnten. Dieser Stimmenanteil ist nun aber erheblich reduziert worden, so dass letztendlich allein die FIA-Offiziellen die Entscheidungen fällen, Fahrer, Teams und Hersteller haben bestenfalls noch beratende Funktion. <br />
Infolgedessen hat denn auch die französisch dominierte Kommission beschlossen, den EuroSpeedway Lausitz - in diesem Jahr erstmals im Truckrcaceveranstaltungskalender vertreten - zugunsten des bei nahezu sämtlichen Teams höchst unpopulären &quot;Circuit Paul Armagnac&quot;, in Nogaro im Südwesten Frankreichs gelegen, wieder zu streichen. Schon in dieser Saison war die Veranstaltung in Nogaro von den fünf Superracetruckteams, die mit Mercedes-Benz Werkswagen antraten, boykottiert worden. Bekanntlich gab es ja auch ebenso wenig den obligatorischen Fernsehfilmbericht von AE-TV auf Eurosport. Seinerzeitige Begründung aus dem Hause DaimlerChrysler war, dass ursprünglich zehn Veranstaltungen fest geplant worden seien, nachträglich aber auf Drängen der Franzosen Nogaro noch mit in den Kalender aufgenommen worden sei, und insgesamt elf Veranstaltung den von den Stuttgartern vorgegeben Rahmen sprengen würden.<br />
Ursprünglich hieß es ja einmal, zehn Rennen in zehn Ländern, da hätten zu den bisher acht verschiedenen Veranstalternationen noch Portugal und die Niederlande eventuell mit Assen dazukommen können. Seitens der FIA besann man sich jetzt zu Lasten des Neulings Lausitzring auf das ursprüngliche Ziel von zehn Rennen. In hohem Maße mitentscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg des FIA European Truck Racing Cups sind der Repräsentationswille und die Repräsentationsmöglichkeiten der Industrie, und beides ist in Nogaro nicht in ausreichendem Maße vorhanden.<br />
Um im Bereich der Superracetrucks nun zu retten, was vielleicht noch zu retten möglich ist, hatte der Präsident und Besitzer des bisherigen Hasseröder-Teams Peter Müller die Rennteambesitzer David Atkins, Chris Hodge und Martin Koloc zu sich eingeladen, um - als Gegenpol zur FIA - eine von den Teams beherrschte Vermarktungsorganisation für die Superracetrucks ins Leben zu rufen. David Atkins war an dem Tag wegen schon lange zuvor anberaumter Verhandlungen mit seinem Hauptsponsor BP in Swindon verhindert, so beschlossen die drei übrigen, jeweils 17 Prozent der neuen Gesellschaft zu übernehmen, womit sie zusammen natürlich die beherrschende Stellung in dieser neuen Organisation einnehmen würden. David Atkins verzichtete daraufhin auf die weitere Mitarbeit, zumal das Atkins Racing Team künftig mit einem MAN in der Klasse der Racetrucks antreten wird. Sein neuer Hauptsponsor, die in BP-Besitz befindliche Castrol, hat schon seit je her eine enge geschäftliche Verbindung zu MAN als deren bevorzugter Schmierstofflieferant. Die Truckracingpläne von Castrol wurden schon im letzten Jahr entwickelt und das Atkins-Team hatte sich eigentlich darauf eingestellt, in 2002 sowohl mit einem Castrol-MAN als auch mit einem BP-Mercedes-Benz bei den Superracetrucks zu starten. Doch durch die Rückzugentscheidungen beider Hersteller wurden diese Überlegungen schnell zur Makulatur. MAN ist jedenfalls grundsätzlich nur bereit, Motoren für die Racetrucks zu liefern, Mercedes-Benz zieht sich komplett zurück und stellt bestenfalls die diesjährigen Superracetrucks als Showtrucks für PR- und Werbezwecke zur Verfügung, wovon das BP Atkins Team und voraussichtlich auch das Tiger Racing Team Dehnhardt Gebrauch machen will.<br />
Das DKV M Racing Team von Georg Mekle wird sich wohl ganz aus dem Truckracing verabschieden und im nächsten Jahr mit seinem Fahrer Markus Oestreich in der V8Star-Serie antreten. Seline Hellmonds vom HTR Team setzt scheinbar voll auf die neue Organisation von Peter Müller, der angekündigt hat, vier Superracetrucks bauen zu wollen, nur es fehlt ihm die Erfahrung. Auch Martin Koloc hat vollmundig erklärt, mindestens vier Rennfahrzeuge liefern zu können, doch sein diesjähriger Fahrer Gerd Körber hat den Buggyra kaum einmal über eine volle Renndistanz gebracht. Einzig das Chris Hodge Team steht mit einem wettbewerbsfähigen Caterpillar da. Über die restlichen Teams der Superracetrucks sind zur Zeit keine gesicherten Erkenntnisse zu berichten.