Donnerstag, 25.04.2024 | Deutsch | English
Die Testfahrten in Most

Die Testfahrten in Most

21. April 2017Der erste große Test für Teams der FIA European Truck Racing Championship zur Saison 2017 fand wieder einmal auf dem Autodrom im tschechischen Most statt, und die Testtage waren gut besucht. Insgesamt neun Teams mit elf RaceTrucks und fünfzehn Piloten waren der Einladung zu den von Jochen Hahn initiierten Testtagen gefolgt.
Auch wenn man sich anfangs gar nicht so sicher war, ob sich der Aufwand infolge der extremen Wetterunbilden überhaupt auszahlen würde, zeigten sich am Ende alle mit den gewonnenen Erkenntnissen doch sehr zufrieden.
Tatsächlich sah es anfangs schon etwas bedenklich aus.
Auf dem Weg nach Most erlebten die meisten Teams heftiges Schneegestöber, zum Teil auch schneebedeckte Straßen. Gerade einmal 20 bis 30 km vom Autodrom entfernt lag in den Ausläufern des Erzgebirges rund 20 Zentimeter Neuschnee. Letztendlich jedoch musste man sich wegen des Wetters keine weiteren Gedanken machen. Es war zwar sehr kalt – knapp über dem Gefrierpunkt, nachts herrschten kräftige Minusgrade – und auch unangenehm windig, gelegentlich gab es auch mal leichten Schneefall, doch Testfahrten waren uneingeschränkt möglich.
Asphalttemperaturen so um die 5 bis 7 Grad entsprachen zwar nicht denen an den Rennwochenenden, doch in erster Linie ging es ja auch nicht darum, neue Rekordzeiten zu fahren, sondern um zu testen, ob alles funktioniert.
Etwas Pech hatten in dieser Hinsicht die beiden deutschen Piloten Sascha Lenz und Gerd Körber. Den dreifachen Europa-Champion und sein Team Schwabentruck traf es sogar relativ hart. Am Mittwochnachmittag vermeldete Körber über Funk einen Kupplungsdefekt an seinem Iveco-RaceTruck. Sicherlich eine mit viel Aufwand verbundene Reparatur, letztendlich aber machbar. Schließlich wollte man den folgenden Tag, für den die Wetterprognose ja wesentlich besser war, noch voll nutzen.
Doch als man im Fahrerlager der Ursache etwas näher auf die Spur ging, sah es nach einem Schaden größerer Dimension aus. Durch den Kupplungsdefekt gab es Folgeschäden an Getriebe und dem Motorengehäuse. So entschloss man sich, das Ganze bei der Iveco-Motorenforschung FTP im schweizerischen Arborn erst einmal exakt analysieren zu lassen.
Letztendlich tröstete man sich bei Schwabentruck damit, besser hier als beim Saisonauftakt in Spielberg.
Das Problem am RaceTruck von Sascha Lenz hatte den jungen MAN-Piloten einen knappen Testtag gekostet, doch der Schaden war an Ort und Stelle reparabel, es war das Lenkgetriebe. Zwar hatte das Team keinen Ersatz dabei, der lag in den heimischen Werkstätten in der Eifel, doch von dort startete gleich jemand mit einem PKW in Richtung Most, während ihm jemand anderes aus Most entgegenfuhr. Auf halber Strecke traf man sich, lud um, und im Nu war das benötigte Ersatzteil im Paddock. Die Montage wäre letztendlich ein Klacks gewesen, hätten andere Temperaturen geherrscht. So war denn am späten Abend jede Hand im Team gefordert. Während die Mechaniker eifrig schraubten, hielten die übrigen Teammitglieder nicht nur starke Lampen, sondern auch Heizstrahler, damit nicht die Finger einfroren.
Aber es hatte sich gelohnt, die Runden am nächsten Testtag gingen problemlos und erfolgreich über die Bühne.
Ansonsten hatte aber niemand mehr erkennbar mit irgendwelchen Widrigkeiten zu kämpfen. Natürlich wollte sich niemand in die Karten schauen lassen, auch nicht der vierfache Champion Jochen Hahn. Der Schwabe war der absolut fleißigste Pilot, sein neuer Iveco schien völlig problemlos seine Runden zu drehen. Die allseits an der Strecke lauernden Auguren meinten mit der Stoppuhr in der Hand, dass Hahn trotz nicht unbedingt optimaler Bereifung und Pistenverhältnissen nicht soweit von den Topzeiten der letzten Saison entfernt gewesen sei.
Bei seinem aller Voraussicht nach schärfsten Konterpart bei dem Unternehmen Titelverteidigung, dem Tscheche Adam Lacko, hielt sich das Buggyra-Team auch sehr bedeckt.
So hatte man sich auch im eigentlichen Parc Fermé, in gehörigem Abstand zu den restlichen Teams niedergelassen. Der Freightliner absolvierte offensichtlich ganz locker seine Runden. Der zweite Buggyra-RaceTruck wird in dieser Saison ja wieder von David Vrsecky gesteuert – offensichtlich ist bei dem tschechischen Altmeister nach seinem Sieg bei der Indian Challenge der alte Kampfgeist wieder neu entfacht worden. Nun in Most drehte Vrsecky etwas weniger Runden, im Focus stand hier nämlich der Test zweier neuer Piloten.
Diese sieht man bei manchen Rennen vielleicht auch als Gastfahrer.
Auch im MAN mit der Startnummer 11 wechselten während des Tests die Piloten, Vater und Sohn Rodrigues, Eduardo und Jose, waren mit dem Team von Lutz Bernau gekommen. Überhaupt hat die Familie aus Portugal in diesem Jahr wieder viel vor.
Eduardos Enkel, Jose Eduardo, soll den Truck seines Großvaters in Zolder, Le Mans und Jarama fahren, Eduardo selbst plant beim Saisonfinale in Spanien mit einem dritten MAN aus dem umfangreichen Rodrigues-Fuhrpark zu starten, um – wie schon im letzten Jahr – wieder ein Drei-Generationen-Rennen zu fahren.
Antonio Albacete ist wieder ins Truckracing zurückgekommen, er wird den Truck-Sport-Bernau-MAN pilotieren. Der Truck des Spaniers lief problemlos, doch nach Meinung von Bernau wird man vielleicht nicht ganz in den Titelkampf eingreifen können. Andererseits, wer Bernau kennt, weiß, Tiefstapeln gehörte schon immer zu den bevorzugten Disziplinen des Bayern. Zudem standen in Most auch TV-Aufnahmen mit der finnischen Rallye-Legende Markku Alén für ein TV-Magazin auf dem Programm.
Vom tankpool24-Team war nur ein Mercedes-RaceTruck, der des Ungarn Norbert Kiss vor Ort. Das Hauptaugenmerk war ganz auf die Motorenoptimierung ausgerichtet. So drehte denn auch Kiss seine Testrunden mit einer ganz anderen Prämisse. Regelmäßig wurden Änderungen an den Steuergeräten und am Motor vorgenommen, und die Ergebnisse während des Betriebs auf der Piste anschließend ausführlich analysiert.
Schließlich kam am letzten Teststag noch Mario Kress mit drei MKR-Kunden-Renaults, denen der beiden Portugiesen Jose Teodosio und Jose Sousa und dem von Team 14, der in dieser Saison von Gregory Ostaszewski pilotiert wird. Der junge Pole hatte ja schon 2013 erste Truckracing-Erfahrungen auf einem MAN von Frankie Vojtisek gesammelt und wird in dieser Saison wie auch Teodosio und Sousa im Coupe de France Camion an den Start gehen.
Die Renaults waren in den nur 50 km entfernten MKR-Werkstätten zum Service, und da nahm Kress direkt die Chance wahr, die RaceTrucks von den Piloten auf der Piste testen zu lassen.

Impressionen:

Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most
Die Testfahrten in Most