Donnerstag, 28.03.2024 | Deutsch | English
Ecclestone und die Truckracer

Ecclestone und die Truckracer

23. Januar 2015Eine Liebesbeziehung war es nie. Von den F1-Oberen ist die FIA European Truck Racing Championship ebenso wie viele andere Motorsportserien nie wirklich für voll genommen worden. Die Truckracer hingegen achten schon sehr darauf, was in der Formel 1 so abgeht, muss sich die FIA ETRC bei Rennen auf F1-Strecken doch immer nach den Planungen von Formel 1-Zampano Bernie Ecclestone richten. Deshalb war man in der letzten Woche höchst verwundert, als Ecclestone ankündigte, den GP von Deutschland nicht wie vorgesehen am Nürburgring, sondern in Hockenheim ausfahren zu lassen.
Sollte es tatsächlich so kommen, wären die Truckracer und auch alle Truckracing-Fans mehr als nur sauer.
In diesem Jahr wird der Truck Grand Prix am Ring, der jährliche Saisonhöhepunkt der FIA European Truck Racing Championship, 30 Jahre alt, und dieses Jubiläum hätten natürlich alle gern am TGP-Traditionswochenende Mitte Juli gefeiert.
Doch diesen Termin hatte Ecclestone den Truckracern ja streitig gemacht, indem er vorab – nach Angaben der Nürburgringverantwortlichen – den Ring für den kompletten Juli geblockt hatte. So wurde den Truckracern auch verwehrt, am Wochenende nach der F1 am Ring zu fahren; 2015 wird der TGP also erstmals im Juni stattfinden.

Vor den Teams der FIA ETRC liegt dann eine gewaltige Aufgabe, müssen sie doch in nur drei Tagen ihre Zelte nach dem Rennen im südfranzösischen Nogaro abbauen, die 1.300 km in die Eifel sausen, um dann am Ring wieder alles aufzubauen. Am Donnerstagmorgen soll ja schon alles bereit stehen, dann geht es beim TGP bekanntlich schon los.
Service und Reparaturen sollen in der Zeit dann auch noch erledigt sein.
Zwar haben die Truckracer auch schon 2013 einen ähnlichen Gewaltakt vollziehen müssen, als eine Woche vor dem Truck Grand Prix die Rennen in Österreich auf dem Programm standen. Die Strecke aus der Steiermark in die Eifel ist jedoch fast 500 km kürzer.

Am TGP-Termin wird sich dennoch nichts mehr ändern, auch wenn es die F1 tatsächlich zum Hockenheimring ziehen würde, und der Ring im Juli dann Motorsport freie Zone sein sollte.
Bisher gibt es ja auch nur die Ankündigung von Ecclestone sowie die anschließenden Kommentare seitens des Hockenheimrings, „Wenn alle Parameter passen, liegen die Chancen bei 100 Prozent, dass die Formel 1 auch in diesem Jahr (2015) in Hockenheim fährt.“ und des Nürburgrings, „Wir nehmen die Aussagen von Herrn Ecclestone zur Kenntnis, kommentieren diese aber nicht. Wir würden uns freuen, wenn es auch in diesem Jahr ein Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring geben würde. Aber ein Formel-1-Rennen muss auch für den Betreiber finanzierbar sein.“

Bei den Finanzen liegt möglicherweise ja auch der Hase im Pfeffer, vielleicht gibt es aber auch noch gekränkte Eitelkeiten.
Vor gut einem Jahr, als die Diskussionen um den Verkauf des Nürburgrings auf dem Höhepunkt waren, hatte Ecclestone verlauten lassen, „Wir haben ein Angebot gemacht, und wir warten nun, ob es akzeptiert wird.“
Seine Chancen waren allerdings denkbar schlecht, hatte doch das Landgericht München zum gleichen Zeitpunkt die Anklage gegen Ecclestone zugelassen.
Damit war der Brite als Käufer des Nürburgrings nicht mehr tragbar, den Zuschlag erhielt bekanntlich Capricorn.
Als es Mitte Juni letzten Jahres Gerüchte gab, die Formel 1 werde einen Fünf-Jahresvertrag mit den neuen Nürburgringeignern abschließen, bestätigte Ecclestone, „Ich habe mich mit den Leuten von Capricorn getroffen und mit ihnen besprochen, wie wir mit ihnen einen längerfristigen Vertrag abschließen können. Ich bin dazu bereit“.
Für 2016 und 2018 gab es aber Verträge mit dem Hockenheimring – der Deutschland GP sollte ja abwechselnd am Nürburgring und am Hockenheimring gefahren werden.
Ecclestone wurde aber zitiert, da gebe es auch Ausstiegsklauseln.
Offensichtlich wurde dann aber mit dem Nürburgring doch kein Vertrag geschlossen, nicht einmal für 2015. Das würde bedeuten, für die aktuelle Saison ist der F1 Grand Prix von Deutschland vertraglich immer noch vakant.

Impressionen:

Ecclestone und die Truckracer
Ecclestone und die Truckracer