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Nogaro Drumherum

Nogaro Drumherum

27. Juni 2014Das war am Freitagabend ein wirklich gelungener Einstieg zum 3. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship in dem idyllischen Zentrum von Nogaro. Die geruhsame 3000-Seelen-Gemeinde im Süden Frankreichs ist eigentlich ja eher bekannt als Etappe für die Pilger und Wanderer auf dem Jakobsweg – ebenso wie ja auch Los Arcos, wo die Truckracer gerade erst zwei Wochen vorher gewesen sind. Zumindest die Gourmets lieben in der Gascogne die Foie Gras – auch wenn sie in großen Teilen der Welt insbesondere bei den Tierschützern eher verpönt ist. Eine andere Delikatesse, der Floc, ist außerhalb der Gascogne dagegen eher noch ein Geheimtipp, dabei gehören die Foi Gras und der Floc de Gascogne für die Delikatessenliebhaber unbedingt zusammen. Der Aperitif, ein mit Armagnac vermischter noch unvergorener Traubensaft, steht auch bei den Truckracern ganz hoch im Kurs. Es ist ein unbedingtes Muss, sich jedes Mal einige Flaschen oder auch einige Kartons Floc mit nach Hause zu nehmen.
Und einmal im Jahr, jeweils in der zweiten Junihälfte, schlagen die Truckracer ihre Zelte im Paddock des Circuit Paul Armagnac auf. Der Name der Rennstrecke hat allerdings nichts mit dem schon erwähnten Brandy zu tun, sondern so heißt der berühmteste Sohn der Stadt. Er war Rennfahrer und maßgeblich an der Planung des Circuit beteiligt.
Der noch berühmtere Sohn der Gegend, Charles d’Artagnan, begegnet dem Besucher fast überall. Wer seinen Alexandre Dumas aufmerksam gelesen hat, weiß, dass das „vierte“ Musketier ja auch „der Gascogner“ genannt wurde.
Diesmal beschränkten die Pilotinnen und Piloten ihre Aktivitäten aber nicht nur auf die Piste und das Paddock, sie eroberten auch die Innenstadt von Nogaro.
Als am Freitagabend dann der Korso aus 20 RaceTrucks, zwei PaceTrucks und diversen Begleitfahrzeugen durch die engen, abgesperrten Sträßchen donnerte, das war schon ein imposantes Bild und ein für jeden Motorsportfan unvergesslicher Ohrenschmaus. Der tiefe Motorensound der bis zu 1.200 PS starken Rennboliden ließ die Gemäuer vibrieren und löste bei diversen geparkten Fahrzeugen die Alarmanlage aus.
Den Leuten hat’s aber Gefallen, den Truckracern auch. In bester Stimmung signierten sie reihenweise an langen Tischen das diesjährige TRO-Poster.
Die allseits gute Laune setzte sich am Samstagabend bei der Team-Grill-Party fort.
Zuvor hatten die Pilotinnen und Piloten ihre Rennstrecke mal aus einer ganz neuen Perspektive kennen gelernt – sie wurden von einem Harley-Davidson-Club über die Piste chauffiert.
Ach ja, Rennen wurden auch noch gefahren.
Auch hier ging es ausgesprochen harmonisch und meistens höchst diszipliniert zu – für Truckracer. Das Reizthema der beiden ersten Rennwochenenden, das Überfahren der Penalty Marker, spielte in Nogaro überhaupt keine Rolle. Wer auf den Photos und in den Videos nach orangefarbenen Rohren Ausschau hält, wird vergebens suchen, diesmal waren sie nämlich blau. Vielleicht lag es ja daran, dass die Truckracer die Penalty Marker weniger anziehend fanden
Es gab überhaupt nur eine einzige Bestrafung, 30 Zusatzsekunden, weil Markus Bösiger (SUI) beim Überholen seines deutschen MAN-Markenkollegen René Reinert mit zwei Rädern jenseits der Piste gefahren und anschließend noch mit Reinert kollidiert sei. Dadurch hatte sich der Schweizer noch kurz vor Schluss den dritten Platz erobert.
Wenn dies schon sanktioniert werden musste, dann hätte es sicherlich gereicht, dass beide wieder die Plätze getauscht hätten.
Tatsächlich hat es noch einige andere diskussionswürdige Situationen gegebenen, als der Lion-MAN des Spaniers Xavier Mariezcurrena auf dem Reifenstapel landete, als der Renault des Portugiesen José Rodrigues schon kurz nach dem Start von der Strecke gedrückt wurde, ebenso wie der MAN von Steffi Halm. Die junge Deutsche konnte ihr Rennen aber wenigstens noch fortsetzen, für die beiden anderen war es zu Ende.
Unterschiedliche Betrachtungsweisen gibt es aber überall, insbesondere wenn ganz kurzfristig Entscheidungen getroffen werden.
So verlief das Rennwochenende in Nogaro wirklich äußerst harmonisch, es gab nichts großartig zu diskutieren. Auf die übliche Standardfrage „Wie sieht’s denn aus?“ kam als Antwort denn auch zumeist „H-e-i-ß!“ – tatsächlich gab es bis zu 35 Grad im Schatten und bis zu 59 Grad auf der Piste.
Auf unserer facebook-Seite gibt es Impressionen von Nogaro als Video.
(www.facebook.com/TruckRacingInformation)

Impressionen:

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