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Der Sonntag in Nogaro

Der Sonntag in Nogaro

20. Juni 2010Nogaro - Endlich war das Wetter so, wie man es eigentlich von Südfrankreich erwartet – zumindest fast so. Nicht gerade strahlender Sonnenschein und auch nur Temperaturen um die 20 Grad, aber es blieb wenigstens trocken. So kamen denn nach dem verregneten Samstag insgesamt doch knapp 27.000 Zuschauer. Beim morgendlichen Warm-Up durfte die Konkurrenz weiter rätseln, wo der plötzliche Leistungsschub des MAN-Piloten Chris Levett herkommt. Denn erneut lag der Brite auf der noch feuchten Piste ganz vorn, nur sein spanischer Markenkollege Antonio Albacete war noch eine Idee schneller. Levett haftet allerdings auch der Ruf an, mit nassen Pisten besonders gut klar zu kommen. Im Zeittraining war die Piste dann jedoch komplett abgetrocknet, die Zeiten waren um gut 6 bis 8 Sekunden schneller. Und erneut lag Levett ganz vorn, war sogar Zeitschnellster. Im Team-Hahn-Racing dagegen verstand man die Welt nicht mehr. Es schien, als brächte Jochen Hahn seinen schwarzen MAN nicht so richtig auf Trab. Während die direkte Konkurrenz sich schon nach 3 Runden sicher in der SuperPole wähnte, fuhr der Schwabe noch 2 weitere Runden. Da lag er auf der 7. Position, eigentlich ausreichend für die SuperPole. Doch die Piste schien permanent besser zu werden. Die Zeiten der eigentlich langsameren Piloten wurden immer besser, und zum Schluss kickte dann auch noch Buggyra-Pilot Uwe Nittel seinen deutschen Landsmann vom 10.Platz.
In der SuperPole purzelten die Zeiten noch einmal, am Ende hatte sich Albacete mit 1:53,392 den ersten Startplatz knapp vor Levett und den beiden MKR-Renault-Piloten Markus Bösiger (SUI) und Markus Oestreich (GER) gesichert. Mit einem Abstand von mehr als einer Sekunde folgten der tschechische Titelverteidiger David Vrsecky (Freightliner) vor den Allgäuer-MAN mit Adam Lacko (CZE) und Alex Lvov (RUS). Renault-Pilot Anthony Janiec (FRA) verdrängte Nittel noch im letzten Moment auf den 9.Startplatz vor dem Spanier Javier Mariezcurrena (MAN).
Im folgenden Rennen ließ sich Albacete nicht die Butter vom Brot nehmen und ging sofort in Führung. Levett hing dem Spanier direkt an der Stoßstange, dicht gefolgt von Bösiger und Oestreich. Knapp dahinter lagen Vrsecky und Lacko. Nur um wenige Zentimeter versetzt rasten die beiden Tschechen die lange Gegengerade entlang. Kurz vor der Anbremsphase vor der scharfen Rechtskehre gerieten sie aneinander. Es knallte heftig, Qualm stieg auf, der Gestank von verbranntem Gummi lag in der Luft, und Lacko schoss quer über die Piste in die Pampas. Vrsecky kam nur kurz ins Schlingern und fuhr dann weiter als sei nichts geschehen. Auch Lacko reihte sich am Ende wieder ins Feld ein. Während sich der MAN-Pilot während der restlichen Runden wieder bis auf den 10.Platz vorkämpfen konnte, schied Vrsecky nur wenig später wegen Problemen an der Elektronik aus. An der Spitze hatte sich Albacete einige Meter von Levett absetzen können und fuhr schließlich einem ungefährdeten Sieg entgegen. Bösiger folgte in gleichem Abstand mit dem Teamkollegen Oestreich im Schlepptau. Eigentlich schien schon alles gelaufen, als Oese plötzlich ausgangs der alten Zielgeraden Bremsprobleme hatte. Die Schikane auslassend schoss der Renault quer übers Gras, verlor auf dem holprigen Boden ein paar Plastikteile und seinen 4. Platz an Hahn. Dahinter führte Nittel das Verfolgerfeld an. Den permanenten Attacken Lvovs trotzend fuhr er schließlich höchst zufrieden auf dem 6.Rang ein. Achter wurde Janiec, der sich somit auch die Pole fürs letzte Rennen sicherte, Mariezcurrena und eben Lacko vervollständigten die Punkteränge.
Die Rennleitung untersuchte anschließend ausgiebig den Vorfall zwischen den beiden Tschechen zu Anfang des Rennens – auch anhand der TV-Bilder der Onboard-Kameras. Am Ergebnis änderte sich schließlich aber nichts mehr.
Im letzten Rennen des Tages überschlugen sich zeitweise die Ereignisse. Schon beim Start gab es einige recht heftige Kontakte. Polesetter Janiec fiel nach einer Kollision mit Albacete auf die 7.Position zurück, der Spanier durch einen Dreher gar ans Ende des Feldes. Nicht viel besser erging es Levett, der mit Mariezcurrena ins Gehege kam, anschließend durchs Kiesbett schoss und ebenfalls weit zurückfiel. Die Führung hatte Lvov übernommen, Oestreich und Bösiger waren an Nittel vorbeigezogen, Hahn folgte auf der 5. Position vor Lacko. Vrsecky musste nach seinem Ausfall im vorherigen Rennen vom letzten Startplatz aus ins Rennen gehen und pflügte sich durch die Massen der zum Teil erheblichen langsameren Trucks aus dem Hinterfeld.
Oestreich und Bösiger setzten derweil den führenden Lvov stark unter Druck, es bot sich aber kaum eine echte Überholchance. Zur Hälfte des Rennens lag Oese anfangs einer 90 Grad Linkskurve innen leicht versetzt hinter dem Russen. Etwa ein Drittel war der Fuldaer schon an Lvov vorbei, da gab es einen folgenschweren Kontakt. Lvovs gelber MAN drehte sich um 180 Grad und knallte in die linke Seite des Renaults. Gemeinsam – der eine vorwärts, der andere rückwärts – rutschten die beiden RaceTrucks ins Kiesbett. Bösiger lag nun in Führung vor Hahn, der zwischenzeitlich Nittel hatte passieren können. Als man sich allgemein mit einem Sieg des Schweizers abgefunden hatte, meldete der plötzlich Motorenprobleme. Auch das, was aus seinem Auspuff kam, sah nicht sehr gut aus. So nahm er lieber etwas Gas weg, um einfach seinen Renault noch über die Ziellinie zu bringen. Hahn konnte widerstandslos in Führung gehen, mit 2 Zehntel Vorsprung rettete Bösiger seinen zweiten Rang schließlich vor Nittel über die Ziellinie. An 4. Stelle kam Janiec ein vor Mariezcurrena. Vrsecky und Levett waren vom Ende des Feldes bis auf die Plätze 6 und 7 vorgefahren, ebenso wie Albacete auf die 9. Position, musste dabei allerdings dem französischen Youngster Jeremy Robineau den Vortritt lassen. Den 10.Platz – und damit den letzten Punkterang – sicherte sich der Portugiese Jose Rodrigues (MAN).
Nach dem Rennen gab es einen Protest wegen der Aktion zwischen Janiec und Albacete kurz nach dem Start. Der Franzose wurde anschließend disqualifiziert, sodass Mariezcurrena auf den 4.Rang vorrutschte, und ebenso verbesserten sich alle Nachfolgenden um eine Position. Den letzten Punkterang holte sich so der Ungar Balazs Szobi (MAN).
In der Gesamtwertung liegt Albacete mit 132 Punkten weiterhin in Front vor Bösiger (120), Hahn (120), Vrsecky (77), Oestreich (63), Levett (52) und Lvov (50).
Die Teamwertung des ersten Rennens ging an Truck Sport Bernau (Albacete / Levett) vor MKR-Technology (Bösiger / Oestreich) und Team HahnOxxo Racing (Hahn / Szobi). Im letzten Rennen hatte Team HahnOxxo Racing die Nase vorn vor Truck Sport Bernau und MKR-Technology.