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Zolder Vorbericht

Zolder Vorbericht

08. September 2009Noch drei Rennen sind es bis zur Entscheidung, und noch kann jeder Pilot im Idealfall 180 Meisterschaftspunkte holen – die vier Ersten trennen 107 Zähler. Sicherlich wird Jochen Hahn – als der mit den wenigsten Punkten aus dem Führungsquartett – nicht wirklich ernsthaft noch auf den Titelgewinn spekulieren. Sollte jetzt einer der vor im liegenden Mitstreiter total einbrechen, sind da ja noch immer noch zwei derzeit besser Platzierte. Andererseits musste gerade er 2006 die schmerzliche Erfahrung machen, wie schnell ein Punktevorsprung dahin schmelzen kann. Nach den Rennen in Most galt der Altensteiger noch als heißester Meisterschaftsanwärter, doch die letzten 3 Rennen brachten Hahn gerade noch 74 Punkte, während sein schärfster Verfolger, Antonio Albacete, beinahe doppelt soviel Zähler einheimste und den Titel gewann. Dem Deutschen blieb schließlich gar nur der dritte Platz.
Im folgenden Jahr hatte Markus Bösiger sogar noch vor dem letzten Lauf in Jarama 26 Punkte Vorsprung. Nach einem dramatischen Finale mit mehr technischen Problemen als in der gesamten Saison zuvor hatte der Schweizer Buggyra-Pilot am Ende dann gerade mal ein glückliches Pünktchen mehr auf seinem Konto als Albacete. Doch diesmal ist der Spanier auf seinem roten MAN nicht der Jäger, sondern der Gejagte. Gerade 15 Punkte trennen ihn von Titelverteidiger David Vrsecky.
Während der Tscheche sicherlich im entscheidenden Moment damit rechnen kann, dass Teamkollege Bösiger ihm keine Steine in den Weg legen wird, muss Albacete weiterhin Attacken von allen Seiten rechnen. Denn Markenkollege Hahn fährt eben nur dasselbe Fabrikat, nicht aber im selben Team. Wie sehr die Piloten im Endeffekt um jeden Punkt kämpfen, konnte man in Most an ihren Duellen sehen, ebenso wie bei den Auseinandersetzungen Hahns mit dem österreichischen Markenkollegen Egon Allgäuer. Da wurde ganz klar deutlich, allein derselben Marke verpflichtet zu sein, heißt noch lange nicht, auf der Piste auch gegenseitig Rücksicht nehmen zu müssen.
Es gab schon Zeiten, da konnte in Zolder bereits der Meister gefeiert werden. Doch diesmal wird das in Belgien beginnende letzte Saisondrittel genauso spannend wie in den letzten Jahren. Die Toppiloten liegen in ihrer Leistungsdichte ungemein eng beieinander. Jeder kann jeden schlagen, und mit Allgäuer und Chris Levett sind zwei weitere MAN-Fahrer dem Spitzenquartett in den letzten Rennen sehr hart auf die Pelle gerückt. Dabei darf man dann natürlich auch nicht den derzeit erfolgreichsten Renault-Piloten, Markus Altenstrasser, aus den Augen lassen. Nach seinem punktelosen Pechwochenende von Most wird der Österreicher in Zolder beweisen wollen, dass er weiterhin der Beste ist, der nicht in einem MAN oder Buggyra sitzt.
So mancher Zuschauer wird sich schon gewundert haben, dass gerade die Plätze im Mittelfeld mindestens genauso hart umkämpft sind, wie die Podiumsplätze. Auch wenn es im öffentlichen Bewusstsein und in den Medien etwas untergegangen ist, hier geht es um Punkte für den Sponsor-Challenge-Cup. Daran nehmen all die Teil, die im Vorjahr nicht unter den ersten Zehn in der Gesamtwertung waren und somit natürlich auch alle Neueinsteiger in der FIA ETRC. Derzeit führt hier der Ungar Balasz Szobi (MAN) die Tabelle an.
Zolder ist für viele deutsche Truckracing-Fans ein Heimrennen, ist es doch gerade für die Ruhrgebietler und die Besucher etwas weiter nördlich die nächst gelegene Rennstrecke. Insgesamt sind 22 Piloten gemeldet. Die deutschen Fahnen wird aber allein Jochen Hahn hochhalten, Heinz-Werner Lenz, der ursprünglich in Zolder als Race-by-Race-Pilot starten wollte, ist nicht dabei. Dafür geht aber überraschend ein anderer Altmeister an den Start, Noel Crozier. Der MAN-Fahrer ganz aus dem Norden Frankreichs hat es ja nicht weit nach Zolder, und er wird diese Rennen sicherlich als Aufgalopp für den entscheidenden Lauf in der französischen Meisterschaft eine Woche später in Le Mans nutzen wollen. Denn hier liegt der Abonnements-Meister derzeit gleichauf mit Yvan Gaillard, der mit seinem erst im diesem Jahr von Buggyra erworbenen Freightliner als Gaststarter ja auch in den FIA-Rennen schon in die Punkteränge fuhr.
Die Wetteraussichten sind für den Teamanreisetag, den Donnerstag, eher trübe bei Temperaturen um die 15 Grad und einer Regenwahrscheinlichkeit zwischen 50 und 85 Prozent verbunden mit böigem Wind. Der Freitag wird wohl der schönste Tag, auch wenn das Thermometer die 20er-Marke kaum überschreiten sollte. Nur gelegentlich trübt ein Wölkchen die Sonne, es bleibt aber in jedem Fall trocken. Wenn es dann am Samstag ernst wird, sind die Prognosen der Wetterfrösche nicht mehr ganz so rosig. Die Wolken werden wohl etwas dichter, und es könnte auch der eine oder andere Tropfen Regen fallen. Am Sonntag lässt die Bewölkung wieder nach, die Temperaturen werden erneut um die 20 Grad oder etwas darüber liegen.