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Most Drumherum

03. September 2009Natürlich war der spektakuläre Unfall von Markus Altenstrasser gleich wenige Minuten nach Beginn des 1. Freien Trainings das Gesprächsthema schlechthin. Schon am Freitagabend hatte man den Eindruck, dass der Pilot diesen schweren Crash psychisch und physisch ausgesprochen gut überstanden hatte, der Truck selbst sah allerdings sehr mitgenommen aus. Trotzdem machte sich die Crew des Frankie Teams direkt ans Werk, schuftete die ganze Nacht, und so fuhr Altenstrasser beim Warm Up am Samstagmorgen schon wieder ins vordere Mittelfeld. Dass der Österreicher dann doch nicht mehr in Most antrat, war reinen Vorsichtsmaßnahmen zuzuschreiben.
So 100prozentig fit fühlte der Pilot sich immer noch nicht. Und nach dem Warm Up und einer Nachuntersuchung im Hospital legte man ihm prophylaktisch noch einmal eine stützende Halskrause um. Wären dem Team insbesondere nach dem schweren Crash von Teamchef Frankie Vojtisek beim Start des ersten Samstagsrennens nicht so langsam die Vorderachsen ausgegangen, wäre Altenstrasser am Sonntag wohl wieder dabei gewesen.
Völlig überraschend dabei – zumindest für uns, wir hatten ihn während des Wochenendes eigentlich nur als Zuschauer gesehen – war dann am Montagmorgen der deutsche Rallyepilot Uwe Nittel, der beim Truck Grand Prix am Nürburgring ja erstmals im Iveco des Lenz-Teams Truckracing-Luft geschnuppert hatte. Und da Buggyra am Montag in Most noch einige Tests fahren wollte, ergab sich so die Gelegenheit für Nittel auch in dem Freightliner von David Vrsecky mal ein paar Runde zu drehen. Nach ausführlicher Einweisung durch den amtierenden Europameister lag der Deutsche dem Vernehmen nach mit seinen Rundenzeiten bald auch nicht mehr sehr weit von denen Vsreckys entfernt. Im Starterfeld hätte er sich damit einen Platz direkt hinter der Spitzengruppe gesichert.
All das spielte sich nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab, zu einem Zeitpunkt als die letzten Teams ihre Sachen zusammenpackten. Unter aller Augen gab es dagegen am Samstag und Sonntag zwei Vorfälle, die Jochen Hahn im Endeffekt gut 16 Punkte kosteten. Die Disqualifikation vom Samstag beruht, wenn man es exakt beschreiben sollte, wohl eher auf einem Formfehler. Dem MAN-Piloten war vorgeworfen worden, seine Hinterreifen entsprächen nicht dem Reglement. Tatsächlich gab es da an Hahns Reifen noch ein paar ganz feine Rillen. Allerdings sind das Reifen, die lt. dem Vertreter des Herstellers Rigdon eigentlich schon fast jeder Pilot einmal gefahren war. Aber für 2009 war dieses Profil explizit nicht bei der FIA hinterlegt. Diese Reifen hatten sich ja für Hahn nicht einmal vorteilhaft ausgewirkt – ganz im Gegenteil. Denn bei trockenerer Piste geht im Rennen nichts über Slicks, die es so im Truckracing ja nicht gibt. Aber auch hier läuft es besser, je weniger Rillen ein Reifen hat, und Hahns Reifen hatte mehr Rillen als die anderen.
Auch mit dem letzten Aufreger in Most, der einzigen Durchfahrtsstrafe des Wochenendes, traf es wieder Jochen Hahn. Vier Runden lang hatte der Deutsche mit seinem offensichtlich schnelleren Truck schon hinter seinem MAN-Markenkollegen Egon Allgäuer gehangen. Es ist allgemein bekannt, dass es kaum einen zweiten Piloten im Truckracing gibt, der schwerer zu überholen ist als der frühere Europameister aus Österreich. Bei den auf Tuchfühlung ausgetragenen Zweikämpfen gibt es Anklopfer und Schubser – auch der der etwas härteren Art – in jeder Saison en masse, ohne dass sich die Stewarts genötigt sähen, darauf zu reagieren. Vielleicht wollte man hier auch nun einmal ein Exempel statuieren. Wenn man allerdings Hahn direkt nach dem Rennen hörte: „... Egon hat gebremst, wo sonst keiner bremst.“, sollte man sich vielleicht noch einmal die Videoaufzeichnungen in aller Ruhe ansehen – auch die Rennkommission. An der Tatsachenentscheidung an sich ist aber eh nichts mehr zu rütteln.
Das Wetter war noch besser als erwartet, wenn auch gelegentlich mal etwas stürmisch. Ansonsten war es locker und entspannt. 50.000 Fans, das waren etwas weniger als im letzten Jahr, verglichen mit dem massiven Zuschauerrückgang in anderen Motorsportserien steht die FIA ETRC aber – auch in den bisherigen anderen Rennen – ausgesprochen gut da. Traditionell ist in Most ja auch seit jeher ein Großteil der Zuschauer aus Deutschland, und so gab es den Streckenkommentar natürlich auch wieder zweisprachig. Wie schon im vergangenen Jahr überflog wieder ein Kunstflieger in waghalsigen Manövern die Piste zwischen Haupttribüne und Turm. Dennoch war er weniger laut als viele der Renner im Rahmenprogramm, bei denen man manchmal das Gefühl hatte, die Schmerzgrenze sei schon überschritten. Dagegen war das tiefe Brummeln der RaceTrucks ein Schmaus für die Ohren.
Und wer in Most nicht live dabei sein konnte oder all das noch einmal aus einer anderen Perspektive sehen möchte, dem sei der kommende Samstag, 5. September, ans Herz gelegt, um 17:00 läuft der halbstündige Kamiono-Report auf DSF.