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Der Samstag in Barcelona

Der Samstag in Barcelona

08. April 2006Barcelona - So nervös waren die Truckracer schon lange nicht mehr in die neue Saison gestartet, letztendlich wusste niemand die eigene Leistungsstärke so richtig einzuschätzen. Nahezu alle waren zwar der Meinung, besser zu sein als im Vorjahr, aber auch im Truckracing entscheiden letztendlich nur Bruchteile von Sekunden. In der ersten Trainingssession gaben die Buggyra Freightliner eindeutig den Ton an. Eine ausgesprochen gute Vorstellung lieferten die drei Mercedes Axor mit Jochen Hahn, Markus Oestreich und Niko Pulic. Der ganz neue Truck des Kroaten war ja erst spät in der Nacht fertig geworden. Markus Bösigers Team war aber nicht so recht zufrieden, eigentlich hatte man sich etwas mehr erwartet. Des Übels Grund war auch schnell ausgemacht: das Differential. Doch zum Wechseln brauchte es etwas mehr Zeit, der Schweizer MAN TGA musste erst einmal so über die Runden kommen.<br />
Doch im Zeittraining lehrte jemand den Etablierten das Fürchten, den man so nicht unbedingt auf der Liste hatte, Jose Rodrigues auf dem alten MAN 19.414. Bis kurz vor Schluss hielt der Portugiese hinter dem überlegen führenden Vrsecky den zweiten Startplatz, bis Lokalmatador Antonio Albacete mit seinem roten Cepsa-MAN noch eine um zwei Zehntel schnellere Runde auf die Piste legte. Auf Startplatz 4 folgte Jochen Hahn vor Markus Oestreich. Dahinter hätte Niko Pulic die Mercedes-Reihe vervollständigt, wäre er nicht wegen Overspeedings an das Ende des Starterfeldes verbannt worden. Enttäuschend sicher der nur sechste Startplatz für Gerd Körber, der häufig nur im Schneckentempo über die Strecke kroch und sich um mehr als eine Sekunde gegenüber dem Freien Training verschlechterte. So gab es dann eine nahezu historische Startformation mit Oestreich und Körber in einer Reihe und direkt dahinter dann Markus Bösiger, wie in alten SuperRaceTruck-Zeiten. Dann saß aber auch schon TruckRace-Rookie Markus Altenstrasser auf dem Allgäuer-MAN dem Establishment im Nacken.<br />
Doch Training ist eine Sache und Rennen eine andere. Im folgenden Quali-Race machte Vrsecky seine Pace von der Pole aus und fuhr nach einigen leichten Scharmützeln mit Albacete schließlich einem sicheren Start-Ziel-Sieg entgegen. Dann nahm sich Jochen Hahn den roten MAN aufs Korn. Zum Entsetzen der spanischen Zuschauer zog der Schwabe dann auch tatsächlich noch am Local Hero vorbei und belegte den zweiten Platz. Nach hartem Fight, zunächst mit Körber, bei dem der kräftig gezeichnet den Kürzeren zog, schaffte es Oestreich auch später noch, sich an Rodrigues auf Rang 4 vorbei zu schieben. Dahinter lagen Körber, Bösiger und Altenstrasser. Altmeister Ross Garrett (Foden), der einzig verbliebene Brite im Truckracingfeld konnte seine Position knapp gegen Vincent Crozier (Renault) und dem vom Ende des Feldes nach vorn stürmenden Pulic verteidigen.<br />
Doch das dicke Ende kam für Markus Oestreich hinterher. Beim Nachwiegen meinten die Technischen Delegierten festgestellt zu haben, dass der Euroline-Mercedes zwar das richtige Gesamtgewicht habe, auf der Vorderachse aber um 5 Kilo zu leicht sei. Das Team widersprach dem vehement. Auf der eigenen exakt austarierten Waage sei alles korrekt angezeigt worden, die offizielle FIA-Waage sei nicht plan, sondern steige leicht an, wodurch sich das Gewicht automatisch auf die Hinterachse verlagere. Alles Lamentieren half nichts, Oese wurde disqualifiziert und hätte vom Ende des Feldes starten sollen. Durch das ganze Theater kam der Mercedes dann aber zu spät zum Start und musste aus der Boxengasse ins Rennen gehen.<br />
Im abschließenden Cup-Race zog Vrsecky auf und davon und einem wesentlich ungefährdeteren Sieg entgegen als es der Zeitvorsprung ausdrückt. Hahn dagegen fiel schon anfangs schwer gezeichnet um gut fünf, sechs Plätze zurück, konnte sich dann aber im weiteren Rennverlauf nach famosem Fight wieder bis auf den vierten Rang vorschieben. Den zweiten Platz behauptete lange Zeit Antonio Albacete bis er sich einem entfesselt angreifendem Gerd Körber beugen musste. Markus Oestreich rollte zunächst das Feld von hinten auf, traf dann aber auf Ross Garrett. Auf der letzten Rille fahrend vereidigte der britische Haudegen seine Position, und kam hinter Bösiger als Sechster ins Ziel. Doch sowohl den Schweizer als auch Oese traf anschließend der Hammer der Zeitkontrolle. Der Fuldaer handelte sich wegen Overspeedings eine 20-Sekunden-Strafe ein, die ihn auf den achten Platz zurückwarf. Noch härter traf es Bösiger, dessen Instrumente während des Rennens teilweise Totalausfall hatten. 50 Sekunden warfen den MAN-Piloten ganz aus den Punkterängen heraus auf P15.<br />
Mit seinem Traumstart führt David Vrsecky natürlich mit 30 Punkten die erste Gesamtwertung qvor Gerd Körber (21), Antonio Albacete (20) und Jochen Hahn (19) an.<br />
Am Abend wurden dann noch Lutz Bernau als Teamvertreter und Markus Oestreich als Repräsentant der Fahrer in die FIA-Truckracing-Kommission gewählt.