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Le Mans Drumherum

Le Mans Drumherum

09. November 2005An dem Gewinn der SuperRaceTruck-Trophy durch Ralf Druckenmüller gab es schon vorab eigentlich keinen ernsthaften Zweifel, die Meisterschaft bei den RaceTrucks war eh schon entschieden, und so konzentrierte sich die ganze Spannung auf den Kampf um den Vizetitel. Doch auch die hatte sich bereits nach wenigen hundert Metern im 1.Quali-Race gelegt, als Gerd Körber aussichtslos im Kies fest steckte. Natürlich wäre ein Rennabbruch zwingend gewesen, da der Freightliner nicht nur an höchst gefährlicher Stelle den Auslaufbereich der Schikane blockierte, sondern ein Vorderrad des Trucks stand sogar noch auf dem Asphalt und die Front reichte weit bis in die Ideallinie. Es war wirklich pures Glück, dass es dort nicht noch zu einer schwerwiegenden Kollision kam. Trucks die dort von der Piste rutschten, versuchten hinter dem Buggyra herum wieder auf den Asphalt zurückzufahren. <br />
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, drehten sich die Diskussionen nun also wieder hauptsächlich um die Veranstaltung an sich. Seitdem das Finale zum FIA European Truck Racing Cup Ende Oktober in Le Mans stattfindet, ist die Meinung der Teilnehmer recht zwiespältig. Auf der einen Seite eine hochmoderne Rennstrecke, ein Programm, das an den Truck-GP vom Ring erinnert und ein begeistertes Publikum, auf der anderen Seite beschleicht gerade die Truckracer, die in den FIA-Läufen starten, immer wieder das Gefühl, nur eine Randerscheinung zu sein. Bevor es überhaupt richtig losging, gab es auch diesmal schon wieder Komplikationen, als die Teams ins Fahrerlager wollten, um dort ihre Zelte aufzubauen. Warum auch immer – man wollte sie zunächst erst mal gar nicht einlassen. Nur massive Proteste, eine gehörige Portion Durchsetzungsvermögen und die Vermittlung Dritter schafften Abhilfe. Wegen der enormen Enge sind die Rangiererei und der Aufbau erheblich zeitaufwändiger als an den meisten anderen Rennstrecken. Die Teams müssen sich absprechen, damit man sich nicht gegenseitig ins Gehege kommt. Die FIA-Trucks stehen hier nämlich nicht im Fahrerlager, sondern auf dem dazugehörigen stark abfallenden Parkplatz. Im eigentlichen Paddock mit den Boxen reicht der Platz vorn und hinten nicht, hier werden vornehmlich die Teams platziert, die in den Läufen der Französischen Meisterschaft an den Start gehen. Beide Fahrerlager-Teile sind auch noch durch einen Zaun getrennt. Nun sind massive Umbauten geplant, vielleicht ist ja schon beim nächsten Mal alles besser. <br />
Das ändert aber nichts an den Auseinandersetzungen, die es Jahr für Jahr mit diversen Kontroll-Posten und den Marshalls gibt. Nicht nur, das vieles von dem, was die Herren dort wollen, den meisten Truckracern unplausibel erscheint. Diskussions- und Erklärungsversuche enden im gegenseitigen Frust, da nicht alle Mitglieder der internationalen Truckracing-Equipe der französischen Sprache ausreichend mächtig sind. Mit englisch, eigentlich der verbreitesten Sprache in der Truckracing-Gemeinde, kommt man hier nicht sehr weit.<br />
Und dass es dann am Samstagvormittag erneut wieder Probleme am Nordtor gab, als die Piloten und andere Teamangehörige, die in Hotels außerhalb der Strecke wohnten, ebenso wie die FIA-Offiziellen und Pressevertreter abgewiesen und zum Südtor geschickt wurden, hätte nach dem Ärger im letzten Jahr auch nicht mehr passieren dürfen. Denn dort staute sich einmal mehr der Verkehr über Kilometer, da gleichzeitig auch noch viele Showtrucks Einlass begehrten. Und bei jedem Einzelnen dauerten die Formalitäten unendlich lang. <br />
Laut Angaben der Pressevertreterin des Circuits sei der Zugang am Nordtor, der für Trucks wegen nicht ausreichender Höhe eh nicht möglich ist, nur den Mitarbeitern der Strecke, den örtlichen Marshalls sowie den Offiziellen des veranstaltenden A.C.O. vorbehalten. Am Sonntag soll dann die Einfahrt am Nordtor wieder problemlos möglich gewesen sein, allerdings waren die meisten nach den unliebsamen Erfahrungen des Vortags direkt zum Südeingang gefahren. <br />
Widersprüchliche Entscheidungen solcher Art waren aber leider an der Tagesordnung.<br />
Grundsätzlich befinden sich Mechaniker, Team- und FIA-Offizielle, Photographen etc. schon in der Startaufstellung, wenn die Trucks langsam anrollen. Doch beim Cup-Rennen der SuperRaceTrucks verweigerte plötzlich ein Offizieller im dunklen Blazer den Zugang, das sei zu gefährlich, während die Cheerleader-Gruppe allerdings zwischen den langsam fahrenden Trucks hin und her tanzte.<br />
Unrühmlicher Höhepunkt der Überschätzung eigener Kompetenzen war sicherlich das Auftreten der Marshalls in der Dunlop-Schikane. Am Samstag platzierten sich die Familienangehörigen und Freunde der dort Tätigen am Rand der Auslaufzone, teilweise gar noch vor den Schutz-Barrieren, und liefen den akkreditierten Photographen und Kameraleuten, die weit dahinter auf den ihnen zugewiesenen Plätzen stehen mussten, immer wieder ins Bild. Alle Proteste halfen nichts. Eine entsprechende Beschwerde bei der Rennleitung war unausweichlich und die Reaktion der Marshalls am Sonntag ungeheuerlich. Denn nun wollten die Kontrolleure die Medienvertreter nicht einmal mehr auf die offiziellen Presseplätze lassen, sondern sie hinter den Zaun verbannen, hinter dem auch die übrigen Zuschauer standen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, scheuten die Marshalls auch nicht vor Handgreiflichkeiten zurück, die im Übrigen im Großformat von den Streckenkameras auf zig Monitore übertragen wurden. <br />
Will man künftig unbedingt an Le Mans festhalten, sollten die Organisatoren solche Unannehmlichkeiten versuchen abzustellen. Zudem wäre auch der Herbst-Termin sicherlich überdenkenswert. Für das Wetter kann natürlich niemand etwas. Doch wenn man Ende Oktober in diesen Breitengraden eine Rennveranstaltung ansetzt, muss mit solchen Missliebigkeiten gerechnet werden, wie dem Nebel am Sonntagvormittag. Denn bereits vor zwei Jahren fiel ja schon der komplette Samstagvormittag dem Nebel und der gefrierenden Nässe auf der Piste zum Opfer.