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Der Samstag am Ring

Der Samstag am Ring

09. Juli 2005Nürburgring - Strahlender Sonnenschein holte die Truckracing-Gemeinde am Morgen aus den Betten und Schlafsäcken. Gegen 11 Uhr wurde zum Gedenken an den im letzten Jahr verstorbenen langjährigen Pressechef des Nürburgrings, Luki Scheuer, eine Esche gepflanzt. Wesentlich weniger ruhiger als bei dieser Zeremonie ging es allerdings bei den RaceTrucks zu. Hatte doch Permanent Race-Director Tony Iddon entschieden, dass – wie es schon am Abend als Gerücht durch das Paddock geisterte – die Quali-Races nun doch nicht in der ursprünglichen Gruppeneinteilung gefahren werden würden. Mr. Iddon war tatsächlich der Meinung, dass die äußeren Bedingungen während beider Zeittrainingsläufe am Vortag gleich gewesen seien. Deshalb könne man auch wie im Reglement vorgesehen, die Einteilung für das Quali-Race vornehmen, ohne jemanden zu benachteiligen. Gerd Körber, der auf der klitschnassen Piste im ersten Zeittraining eine astreine Vorstellung gegeben hatte, war darüber so erbost, dass er im ersten Moment sogar äußerte, gar nicht weiter fahren zu wollen. Bis zum Start war die Wut des Rheinauers natürlich wieder verflogen.<br />
Im ersten Quali-Race belegte Antonio Albacete (MAN) als Zeitschnellster die Pole, gefolgt von David Vrsecky (Buggyra Freightliner) und Ross Garrett (Foden)- allesamt Starter des „trockneren“ Zeittrainings. Erst auf dem vierten Platz lag mit Egon Allgäuer (MAN) der erste Pilot der anderen Gruppe. Mit der ihm eigenen „Startart“ schaffte es der Österreicher dann schon vor der ersten Kurve mit den beiden Polesettern gleichzuziehen. Ausgangs der Mercedesarena war er dann an Vrsecky vorbei und lag hinter Albacete. Doch der Tscheche holte sich P2 zurück und machte nun Jagd auf Spitzenreiter Albacete. Zeitweise hatte man den Eindruck als klebe der Freightliner dem Cepsa-MAN an der Stoßstange. Doch im Eifer des Gefechts verbremste sich der Buggyra-Pilot gewaltig. Gezwungenermaßen zog er nun einen großen Bogen durchs Kiesbett und verlor nicht nur den Anschluss an Albacete, sondern musste sogar Allgäuer passieren lassen. Vrsecky setzte zwar sofort wieder nach, rückte dem Österreicher auch kräftig auf die Pelle, doch mit 3 Zehntel Vorsprung rettete Allgäuer seinen zweiten Rang hinter dem Spanier ins Ziel. Um Platz 4 gab es wenige Runden vor Schluss spannende Auseinandersetzungen zwischen Frankie Vojtisek und Ross Garrett. Der aus der letzten Reihe gestartete Tscheche war durchs ganze Feld gefegt, dann aber am Engländer hängen geblieben. Rundenlang versuchte der Renault am Foden vorbeizuziehen, doch der Engländer konterte auf der letzten Rille fahrend jeden Angriff. Seite an Seite bogen die beiden Kontrahenten aus der Coca-Cola-Kurve auf die Zielgerade ein. Weniger als zwei Zehntel betrug letztendlich der Vorsprung des Engländers im Ziel.<br />
Im zweiten Quali-Race nutzte Jochen Hahn (Mercedes-Benz) seine Pole um gleich die Spitze zu übernehmen. Jose Rodrigues (MAN) zog an den beiden Buggyras von Gerd Körber und Adam Lacko vorbei. Doch der Portugiese war einfach zu schnell, schaffte die erste Kurve nicht richtig und fiel wieder auf den vierten Platz zurück. Hahn und Körber fochten anschließend einen heißen Fight aus, der Mercedes-Pilot konnte seinen knappen Vorsprung dann doch bis ins Ziel verteidigen. Auf dem dritten Platz fuhr der zweite Freightliner mit Adam Lacko ins Ziel. Anschließend gab es jedoch ein böses Erwachen für die Buggyra-Crew, der Lacko-Truck wurde für zu leicht befunden und disqualifiziert. So rückte dann Rodrigues doch noch auf den dritten Platz vor.<br />
Im anschließenden Cup-Rennen zog eine breite Phalanx auf die erste Kurve zu. Albacete, Hahn und Körber lagen nebeneinander an der Spitze. Vrsecky lag leicht zurück, zog innen hinein, bremste etwas spät und beförderte die ganze Spitze ins Grün. Albacete titschte Hahn, und der wieder drückte Körber weit auf die Außenbahn. Allgäuer war der Profiteur dieses Manövers und übernahm die Spitze vor Vrsecky. Hahn setzte sofort zur Verfolgung an und schon in der nächsten Kurve zog er wieder an Vrseckys Buggyra vorbei. Körber und Albacete waren weit zurückgefallen. In atemberaubender Manier holten sie Platz um Platz auf. Währenddessen setzte Hahn den Spitzenreiter permanent unter Druck. Bei der Einfahrt zur Mercedes-Arena öffnete Allgäuer etwas zu lange die innere Seite, Hahn schoss hinein, bremste sehr spät und der MAN-Pilot fand sich auf der Außenbahn wieder. Von da an fuhr der Schwabe einem knappen aber dennoch sicheren Sieg entgegen und präsentierte sich mit der Traumpunktzahl 30 als Mann des Tages. Vrsecky heftete sich an die Fersen Allgäuers und nach rundenlanger Verfolgung zog er in der Coca-Cola Kurve am gelben MAN vorbei. Zwischenzeitlich hatte auch Körber mit Albacete im Gefolge wieder die Spitze erreicht und versuchte nun seinerseits Allgäuer unter Druck zu setzen. In der Mercedes-Arena ging er dann tatsächlich am Österreicher vorbei, verbremste sich anschließend aber so brutal, dass nicht nur Allgäuer sondern auch Albacete den Freightliner passieren konnten. So musste sich der Rheinauer letztendlich doch mit Rang 5 zufrieden geben.<br />
Der Lauf zum ADAC-Truck-Service Cup stellte gleich zwei Rennen in einem dar. Aus welchen Gründen auch immer ließ man die beiden VW-Titan SuperRaceTrucks hinter einem eigenen Pace-Car mit etwa einer halben Minute Abstand vorweg starten. Dann erst kamen die RaceTrucks. Doch den Zuschauern wurde noch einiges mehr geboten. Beim fliegenden Start berührte Prinz Leopold von Bayern mit seinem MAN offensichtlich ganz leicht den Seddon Atkinson von Steve Horne, der rutschte zur Seite und schob den Strato von Mat Summerfield voll gegen die Boxenmauer. Ein Neustart mit fast einstündiger Verspätung war die Folge. Die VW-Titan gewannen das Rennen überlegen, obwohl sie noch jeweils einen Boxenstopp einlegen mussten. Markus Oestreich holte sich schließlich den Sieg vor Ralf Druckenmüller. <br />
Der Lauf der RaceTrucks wurde zur Show eines einzelnen Mannes aus Plaidt, Heinz-Werner Lenz. Aus der Boxengasse gestartet überrundete er unter dem Jubel seiner Fans mit seinem Iveco nach und nach das komplette Feld und fuhr einen überlegenen Sieg nach Hause. Auf dem zweiten Rang kam &quot;Altmeister&quot; Richard Walker auf dem zweiten Atkins-MAN ins Ziel vor David Jenkins (Sisu) und Prinz Leopold von Bayern. Gastpilot Simeon Martin fuhr den Lenz-Mercedes-Hauber auf den fünften Platz.