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Zolder Vorbericht

Zolder Vorbericht

17. September 2014Bei den Rennen im belgischen Zolder, dem diesjährigen 7. Lauf zur FIA European Truck Racing Championship, steht seit Jahren ein Mann im Focus, Jean Piere Blaise. Der belgische Pilot aus Malmedy, der sich in diesem Jahr das Cockpit des Lion-MAN mit dem Spanier Javier Mariezcurrena teilt, ist hier in seiner Heimat ein Local-Hero. Und so nimmt es nicht wunder, dass rund um Hasselt, in ganz Limburg die Plakate mit dem gelben Truck mit der Nr. 20 an Häuser- und Plakatwänden hängen. Bei den Rennen selbst werden aber wahrscheinlich wieder die üblichen Protagonisten im Vordergrund stehen, wobei auch Blaise in der Vergangenheit in Zolder immer wieder in die Top-Ten gefahren ist und Punkte eingeheimst hat.
Insgesamt sind 23 RaceTrucks gemeldet. Neben den 20 FIA-Pilotinnen und -Piloten sind auch die MAN-Fahrer Jeremy Robineau (FRA), Mathew Summerfield (GBR) und Artur Ardavichus (KAZ) als Race-by-Race-Piloten am Start. Mit allein fünf Truckracerinnen und Truckracern stellt Deutschland das stärkste Kontingent. So sind die Rennen in Zolder auch bei den deutschen Truckracingfans – insbesondere bei den Campern, liegt der Platz doch inmitten der Rennstrecke – seit jeher sehr populär. Die deutsche Grenze ist ja auch gerade mal 75 Kilometer entfernt.
Man könnte also annehmen, nicht nur Blaise, auch Jochen Hahn, der Deutschen derzeit liebster Truckracer, betrachte die Läufe in Zolder als Heimatrennen. Tatsächlich verbinden den MAN-Piot jedoch höchst ambivalente Erinnerungen mit der belgischen Rennstrecke. Nicht nur dass sein Vater Konrad hier seinen schwersten Unfall erlitt, 2002 hatte auch Jochen in Zolder einen der spektakulärsten Unfälle im Truckracing, bei dem sich der Schwabe gleich mehrfach überschlagen hatte. Ihm selbst war außer einer kaputten Brille allerdings nichts weiter passiert.
2006 kam Hahn dann mit seinem Mercedes-Benz als Führender im Gesamtklassement nach Zolder, alle Welt sah in ihm schon den künftigen Champion. Dann jedoch packte ihn die Seuche. Unzählige Turbolader hauchten ihr Leben aus, am Ende reichte es für Hahn gerade mal zu 12 Punkten. Der Spanier Antonio Albacete fuhr ihm davon und wurde am Ende auch Meister.
Auch in den Folgejahren waren die direkten Konkurrenten ihm in Zolder meistens einen Schritt voraus, selbst in Hahns erstem Meisterschaftsjahr 2011. Sechs Pünktchen betrug die Ausbeute gerade mal für den MAN-Piloten. Allerdings tat dies dem Schwaben damals nicht sonderlich weh, hatte er doch vor Zolder mit knapp 80 Punkten schon ein riesiges Polster eingefahren.
In diesem Jahr sieht es dagegen an der Spitze sehr eng aus. Albacete führt mit 261 Punkten vor Hahn (249) und dem MAN-Marken-Kollegen Norbert Kiss (261); und der Ungar war in Zolder schon im letzten Jahr der Topscorer.
Dass seinem OXXO-Team noch einmal so ein Fauxpas wie in Most unterlaufen wird, als man nicht bedacht hatte, dass durch den extrem niedrigen Reifendruck – wegen des vielen Wassers auf der Piste – der RaceTruck die maximale Bodenfreiheit unterschreiten könnte, muss Kiss wohl nicht mehr befürchten – zumal die Wetterprognosen recht zuversichtlich sind. Und wenn Kiss beim Start schon vorn dabei ist, steht er am Ende meistens auch mit auf dem Podium.
Hahn hatte sein schwarzes Wochenende in Navarra, Kiss seins in Most, Albacete ein eher graues in Misano. Da bleibt nur die Frage, erwischt es einen der drei Topfavoriten noch einmal im letzten Drittel der Saison, oder bleibt es ein spannender Dreikampf bis zum Final-Rennen in Le Mans.

Impressionen:

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