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Most Drumherum

Most Drumherum

09. September 2014Sechs Wochen hatte die FIA European Truck Racing Championship Pause, bis sich die Truckracer zum 6. Lauf im tschechischen Most wieder trafen und damit zur zweiten Halbzeit antraten. In anderen Sportarten ist es durchaus schon einmal so, dass sich das Blatt dann nach der Pause wendet, in der FIA ETRC geben die Protagonisten aus der ersten Hälfte der Saison allerdings auch weiterhin den Takt vor. Trotz des miserablen Wetters hatten sich insgesamt über 50.000 Fans nicht davon abhalten lassen zum Autodrom zu kommen, die extrem heftigen Niederschläge am Sonntag hatten jedoch massive Auswirkungen auf das Renngeschehen – nicht nur, weil im Rahmen des Support-Programms ein Rennen der Formel Renault abgesagt werden musste.
Die Truckracer haben nicht – wie in fast allen anderen Motorsport-Serien – spezielle Reifen für trockene und nasse Pisten. Im Truckracing versucht man, mit unterschiedlichem Reifen-Luftdruck das Fahrverhalten der RaceTrucks den entsprechenden Verhältnisse anzupassen. Bei soviel Wasser auf der Piste wie in Most, fährt man mit sehr niedrigem Reifendruck.
Einige RaceTrucks liegen mit ihrer lichten Höhe, der Bodenfreiheit, im Normalzustand nur knapp über der Mindestgrenze. Scheinbar hatte man in der Hektik nicht überall ausreichend berücksichtigt, dass durch den reduzierten Luftdruck, auch die Bodenfreiheit abnimmt. So gab es nach dem Nachmessen böse Überraschungen und Disqualifikationen.
Viele Trucks liegen eh so hoch, dass auch bei weniger Luft in den Reifen keine Gefahr bestand die Mindestmaße zu unterschreiten. Andere hatten vorsorglich ihre RaceTrucks im gleichen Maße, wie sie Luft abließen, wieder höher gelegt. So traf es nur einzelne Piloten.
Aber auch am Samstag hatte es schon heftige Aufreger gegeben.
Bis der endgültige Start zum 1. Rennen über die Bühnen gegangen war, dauerte es. Insgesamt drei Starts, bevor überhaupt eine echte Rennrunde gefahren werden konnte, so etwas hatte hier auch noch niemand erlebt.
Aber die Schikane von Most hat es auch in sich – 90 Grad rechts und sofort wieder 90 Grad links – da wird es für die 2,50 Meter breiten und 5,5, Tonnen schweren Rennkolosse schon mal sehr eng. Dennoch blieb es bei Blech- und Plastikschäden, wirklich ganz ernsthaft erwischt hatte es niemanden.
Das Rennende nach nur sieben Rennrunden, statt der geplanten elf, kam dann etwas überraschend. Das sei wegen des befürchteten Wassermangels – die Bremsen der RaceTrucks werden ja permanent mit Wasser gekühlt – mit den Teamchefs so abgesprochen, hieß es von offizieller Seite.
Tatsächlich waren insgesamt zwar nun auch wie vorgesehen 12 Runden gefahren worden – 7 echte Rennrunden sowie 3 Formation Laps und 2 erste Runden. Diese fünf Runden liefen aber natürlich nicht unter Volllast, entsprechend mussten auch die Bremsen nicht so stark gekühlt werden – insbesondere nicht bei diesen klimatischen Bedingungen. Wasser in den Tanks zur Bremsenkühlung hätte eigentlich noch reichlich vorhanden sein müssen.
Viele Beobachter, darunter auch diverse Teamchefs, waren jedenfalls etwas überrascht und konnten das nicht so recht nachvollziehen. Möglicherweise hatte es da auch Kommunikationsprobleme gegeben.
Dennoch wurde auch ausgiebig gejubelt.
Als im zweiten Samstagrennen zwei Local-Heros, die beiden Buggyra-Piloten Adam Lacko und David Vrsecky als Sieger und Dritter auf dem Treppchen, waren die Fans schon hellauf begeistert.
Da rechnete wohl niemand damit, dass das noch getoppt werden könnte. Doch nach dem Doppelsieg durch Vrsecky und Lacko am Sonntag kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die beiden Buggyra-Piloten beherrschen das Autodrom in Most allerdings auch im Schlaf, sie kennen hier jeden Stein. Dass sie nun gegen Ende der Saison in den letzten drei Rennen in Zolder, Jarama und Le Mans noch einmal solch einen Coup landen und so noch in den Dreikampf des MAN-Triumvirats an der Spitze, Antonio Albacete (ESP), Jochen Hahn (GER) und Norbert Kiss (HUN) werden eingreifen können, ist eher unwahrscheinlich - aber natürlich nicht ausgeschlossen.

Impressionen:

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